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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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Delphin schwamm darüber in Position. Craven drückte einen weiteren Knopf; die Bühne hob sich, wassertriefend. Die Winde bewegte sich wieder vorwärts, senkte dann ihren Passagier in einen geräderten Rahmen, der neben dem Kanal stand. Man hörte ein Klicken. Die stützenden Arme der Winde, von der Bühne gelöst, hoben sich aus dem Weg.
    Auf der Bühne, die nun das Bett des Räderkarrens bildete, lag ein massiges, acht Fuß langes, Säugetier. Ein Auge war aufmerksam auf Craven gerichtet. Das Maul, das wie zu einem freundlichen Grinsen geöffnet war, war voller scharfer konischer Zähne.
    »Meine Güte«, sagte eine der Frauen, »ich hoffe, er beißt nicht!«
    »Man hat noch nie gehört, daß ein Delphin einen Menschen angegriffen hätte«, sagte Craven mechanisch. Er drückte einen Knopf auf der Kontrolltafel. »Sag unseren Besuchern guten Tag, Pete.«
    Der Delphin blickte aufmerksam auf die Leute, die hinter Craven standen, dann stieß er einen seiner hochtönigen Lautausbrüche hervor. Für Cravens eingewöhnte Ohren waren die Wörter verzerrt, aber verständlich. Für die anderen waren sie, wie er wußte, nur Lärm.
    Er drückte einen anderen Knopf auf der Tafel. Nach einem Augenblick verlangsamte sich die aufgezeichnete Stimme des Delphins und kam, tiefer in der Tonlage, aus dem Lautsprecher.
    »Guttag, Dam un Herrn.«
    Ein allgemeines Murmeln entstand, etwas nervöses Gelächter, eine klare Stimme: »Was hat er gesagt?«
    »Sein Mund hat sich nicht bewegt, als er sprach«, sagte jemand argwöhnisch.
    Craven grinste. »Er benutzt ihn nicht zum Sprechen, der ist für die Fische. Er spricht durch sein Blasloch – da, oben auf seinem Kopf. Komm herüber, Pete, laß dich mal anschauen.«
    Gehorsam glitt der Delphin auf seinem Wagen näher heran, wobei er einen langen Plastikschlauch mit sich zog. Wasserstrahlen hatten aus perforierten Röhren auf jeder Seite des Karrens zu sprühen begonnen, und ließen die Haut des Delphins feucht glänzen. Aus seinem winzigen persönlichen Regenschauer starrte der Delphin mit freundlichem Interesse auf die Besucher.
    »Er ist geformt wie ein Düsenflugzeug«, sagte einer der männlichen Besucher. »Seht euch die Linie seines Kopfes an und, äh, seiner Schnauze …«
    Craven lächelte dem Mann zu. »Ähnliche Lösungen für ähnliche Probleme«, sagte er, »Pete ist stromlinienförmig, genau wie ein Düsenjäger. Er ist ein Flaschennasen-Delphin, die Lilly in seiner ursprünglichen Arbeit benutzte. Er wiegt ungefähr vier Zentner; sein Gehirn ist nur wenig kleiner als das eines Menschen. Pete ist intelligenter als ein Hund oder ein Affe. Er kann nicht nur englisch gesprochene Befehle verstehen, er kann uns sogar antworten. Das ist es auch, weshalb wir spüren, daß diese Untersuchung so wichtig ist. Was wir tun, ist, eine andere Spezies zu lehren in die menschli che Gemeinschaft einzutreten.«
    Es entstand ein Augenblick beeindrucktes Schweigen. Das wird sie in Atem halten, dachte Craven.
    »Wofür sind denn all diese Vorrichtungen?« fragte ein anderer Mann.
    »Er kontrolliert den Wagenmotor mit diesen Stangen unter seinen Schwanzflossen«, sagte Craven. »Die anderen Hebel auf jeder Seite sind für bestimmte Handhabungen – er bedient sie mit seinen Brustflossen. Petes großes Handicap ist es, daß er keine Hände oder Füße hat, sehen Sie – aber wir versuchen das für ihn auszugleichen. Zeig’s ihnen, Pete, ja?«
    »Okay, Charles«, sagte der Delphin fröhlich. Der Wagen rollte, glitt über den Fußboden zu der niedrigen Werkbank an der gegenüberliegenden Seite und ließ eine feuchte Spur zurück. Gegliederte Arme streckten sich von der Vorderseite des Karrens aus, griffen nach einem Zeigestock, hoben ihn mit Metallzangen auf.
    »Zeig uns den Apfel, Pete«, sagte Craven.
    Der Zeigestock hob sich, schwankte, kam mit der Spitze auf dem leuchtenden Bild eines Apfels auf der Wandtafel zur Ruhe.
    »Nun den Jungen«, sagte Craven. Es entstand beifälliges Gemurmel, als der Delphin auf den Jungen, den Hund, das Boot zeigte. »Nun buchstabiere Katze ,Pete«, sagte Craven. Der Zeigestock buchstabierte K-A-T-Z-E.
    »Guter Junge, Pete«, sagte Craven, »kriegst ’ne Menge Fische heute.«
    Der Delphin öffnete seine Kiefer weit, gab einen Hurra-Ruf von sich, dann brach er in knisterndes Delphin-Gelächter aus. Eine nervöse Unruhe entstand unter den Zuschauern.
    »Sie haben gesagt, daß Delphine noch nie Menschen angegriffen hätten«, sagte ein grauäugiges Mädchen. Es war das

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