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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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Grundsätzlich wäre Dr. Mullers Gedanke also zu realisieren.
    Joshua Lederberg skizzierte einige ziemlich erschreckende Entwürfe, die aber wohl ausführbar wären. Einer geht dahin, die Anzahl der Nerven im menschlichen Gehirn zu vergrößern, indem man dem embryonalen Gehirn Wachstumshormone einspritzt, ehe die Zahl der Nerven festliegt. Nach einem anderen Entwurf will er einen Virus einsetzen, um in die menschlichen Reproduktionszellen neue DNS-Informationen zu tragen; so wäre der Stamm des Individuums einem steten Wechsel unterworfen. Lederberg hat diese Methode bereits an Mikroorganismen versucht. Oder man könnte durch eine einfache Biopsie den somatischen Zellen eines Genies DNS entziehen.
    Eine etwas entferntere Möglichkeit bestünde darin, lebende Chromosomen mit winzigen Messern, sogenannten Nanamessern oder mit Lasern zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Diese Neuerung verlangt weiter fortgeschrittene technische Möglichkeiten und eine bessere Kenntnis der Genesis der menschlichen Chromosomen, als wir sie besitzen. Der verstorbene J. B. S. Haldane, so lächerlich das auch anmuten mag, nahm 1962 an, daß Kreuzungen zwischen den Gattungen möglich seien, wenn man Chromosomenteile zweier Gattungen zusammenfügte, man solle sogar Menschen mit Robben kreuzen können und würde so Froschmänner erhalten.
    Das Problem bei all diesen Vorhaben, so gewitzt und weitblickend sie auch sein mögen, ist, daß die Menschen sich dazu bereit erklären müssen. Es ist nicht damit zu rechnen, daß die Kirchen, Synagogen und Moscheen der Welt derartige Frankensteinsche Spielereien mit den Kräften der Natur zulassen werden. Einige Kommunisten werden vielleicht Lederbergs Schema aufgreifen, doch manche unter ihnen haben eben erst begonnen, sich mit der modernen Genetik auseinanderzusetzen. Dies wird die Russen und vor allem die Chinesen zurückwerfen, zumindest in nächster Zukunft. Doch die Japaner, die – hervorragende Genetiker, Biochemiker und Mikroskophersteller – der Welt die Geburtenkontrolle beschert haben, könnten wohl das Rennen machen und uns ihren Zweig der mongoloiden Subspezies an die Spitze setzen.
    Ein Fortschritt, zu dem wohl wenige oder gar keine Gegenstimmen aufkommen werden, wird der der Geriatrie sein. Mit jeder Generation werden die Menschen älter. Doch immer noch wenige, ja, so gut wie keine überleben ihr 115. Lebensjahr. Mit wenigen Ausnahmen nehmen Neunzig- und Hundertjährige kaum noch am gesellschaftlichen Leben teil. Das zweite Ziel der Geriatrie, das sinnvoller ist, als das Leben nur zu verlängern, stellt die Kontrolle über den Alterungsprozeß dar. Wenn wir unsere Gewebe und unsere physiologischen Prozesse so lange wie möglich erhalten können, sagen wir bis Fünfunddreißig und uns dann weiterhin um die größtmögliche Erweiterung der uns vererbten geistigen Fähigkeiten bemühen, wird der Mensch schließlich die Quelle der ewigen Jugend gefunden haben, und ein Leben in Gesundheit und geistiger Frische verbringen, bis wir einer nach dem anderen durch einen Unfall ums Leben kommen, der nicht durch eine Organtransplantation geheilt werden kann, und der Tod wird ein selteneres Phänomen werden. Unserer Ansicht nach ist die Verlängerung des Lebens und die Kontrol le über den durch das Alter ausgelösten Abbauprozeß das Nahziel, das man eventuell bereits erreicht haben wird, ehe die Öffentlichkeit die Absichten, Chromosomen und diegraue Gehirnsubstanz des Fötus zu verändern, akzeptieren wird.
    Wenn diese Erfolge in der Geriatrie schnell genug eintreten, um auf jetzt lebende Personen von z. B. 50 Jahren angewandt werden zu können, werden diese Individuen weiterhin ablehnend auf genetische Neuerungen reagieren. Menschen, die noch eine unbestimmte Lebenszeit vor sich haben, sind nicht gewillt, die Kontrolle über die Welt an eine jüngere und weit glücklichere Generation abzutreten. Schiebt man den Sieg über das Altern bis nach deren Tod hinaus, so wird den zukünftigen Mullers, Lederbergs und Haldanes der Weg bereitet sein.
    Bis hierhin haben wir einige allgemein bekannte Möglichkeiten aufgezeigt, die in Zukunft die Menschheit in ihrer Gesamtheit werden beeinflussen können, aber wie steht es um die einzelnen Rassen? Wie wir schon erwähnten, wird die Rassenzugehörigkeit immer schwerer zu bestimmen sein. Wir nehmen an, daß in den nächsten 1-2 Jahrzehnten die Studien über Rassenfragen noch seltener werden. Wir nehmen ferner an, daß die Rassenunterschiede sich in gewisser

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