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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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Leiterin des Fachbereichs Biologie ein – aber jetzt verlassen Sie bitte mein Laboratorium und bleiben Sie draußen, solange es mir gehört. Ich habe zu arbeiten!«
    Bei den letzten Worten hob seine Stimme sich gefährlich an. Der Präsident ließ ihn los und trat zurück.
    »Sie sind sehr dumm, Putnam – sehr dumm. Ich werde tun, was ich kann; aber …« An der Tür blieb er stehen. »Wenn ich Sie wäre …«
    »Ich weiß! Ich weiß ! Meine Schreibtischfächer habe ich bereits geleert! Nun gehen Sie!«
    Bevor das Geräusch der zuknallenden Tür verebbt war, beugte sich Professor Putnam über den letzten Uterus-Behälter in der Reihe. Dabei trällerte er leise und glücklich vor sich hin.
    Ungefähr zwei Stunden später schlug Miss Kalish schüchtern vor, eine Tasse Kaffee zu trinken. Zwei Stunden ununterbrochenen Überprüfens der Vorbereitungen, Inspizierens der Skalen und Meßgeräte und sorgfaltigen Notierens der fötalen Bewegungen hatten alle drei total erschöpft. Professor Putnam nickte finster, und mit einem erleichterten Seufzer begann Oscar Felzen eine Kaffeekanne auf der Labor-Kochplatte zu wärmen.
    »Wie lange wird es noch dauern, Herr Professor?« fragte Miss Kalish, während sie eine Dose Kondensmilch anstach.
    Der Professor zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Menschliche Geburten brauchen zwischen einer und achtzehn Stunden. Die Brutkästen sind den Bedürfnissen des individuellen Fötus’ entsprechend ein gerichtet, so daß wir nach allem was ich weiß, eventu ell die ganze Nacht hier zubringen könnten.« Er lächelte seiner Sekretärin wohlwollend zu. »Sie müssen nicht bleiben, Miss Kalish. Gehen Sie nach Hause, wenn Sie wollen.«
    Abwehrend schüttelte Miss Kalish den Kopf. »Auf keinen Fall! Ich meine – wenn es Ihnen recht ist, wür de ich gern bleiben. Seit meine Mutter gestorben ist, kann ich solange wegbleiben, wie ich will.«
    Ihre Augen leuchteten auf, und sie kicherte leise. »Das ist ganz so wie in alten Zeiten. Erinnern Sie sich, wie wir alle herumsaßen, Kaffee tranken und darauf warteten, daß jenes Küken ausschlüpfen würde? Es tat es nie, nicht wahr, Herr Professor?«
    Der Professor räusperte sich. »Nein, leider tat es das nie. Immerhin, das nächste tat es. Ach ja, nennen Sie mich ruhig Philo, äh … Leona. Jedenfalls bezweifle ich, daß ich noch sehr lange Professor bin.«
    »Sie hätten es bleiben können, wenn Sie dem Präsidenten gegenüber die Ruhe bewahrt hätten «, brummte Oscar Felzen, während er reihum Kaffee einschenkte. »Auf jeden Fall haben Sie nicht alles, was Sie zu ihm gesagt haben, auch gemeint, nicht wahr? Daß der Neanderthaler einer überlegenen Rasse angehörte und der moderne Mensch ihm unterlegen ist. Das ist schwerlich wissenschaftlich …«
    »Ich weiß, Oscar – du hast recht. Ich bin zu weit gegangen. Jedenfalls, was den Neanderthalensis betrifft. Ich gebe zu, daß dieser Teil vages Theoretisieren gewesen sein mag, aber ich stehe zu allem, was ich über die Spezies gesagt habe, die an seine Stelle getreten sind.«
    »Was stimmt nicht mit uns?« fragte Miss Kalish.
    Professor Putnam zuckte die Achseln und schlürfte seinen Kaffee. Er machte eine Grimasse und nahm noch einen Löffel Zucker. »Mit uns? Als Individuum vielleicht nichts – vielleicht sehr viel – ich weiß es nicht. Aber als Spezies haben wir reichlich Grund, uns zu schämen. Ach, wir bauen alles Mögliche und errichten Städte, aber jeder weiß, daß das nur der Anfang ist. Wenn wir einmal wirklich eine beginnende Zivilisation haben, was passiert jedesmal? Was ist mit Babylon, Griechenland, Samarkand, Chichen-Itza und all den anderen passiert? Entweder werden sie zerrissen von ihren eigenen inneren Spannungen und Konflikten, oder brüllende Konquistadoren kommen daher und zerschmettern alles.«
    Er nahm einen großen Schluck Kaffee. Geschickt ergriff seine Sekretärin die Gelegenheit. »Aber Sie können das dem Individuum nicht vorwerfen! Die Menschen wollen nicht kämpfen oder zertrümmern oder töten. Wenn eine ganze Gesellschaft verrückt wird, wie können Sie da dem armen Mann oder der armen Frau auf der Straße die Schuld …«
    »Wem sonst kann man die Schuld geben? Wer bildet die Gesellschaft? Was ist eine Masse?«
    »Es hat einige Leute gegeben, die nicht mitgemacht haben«, hob Felzen hervor.
    Professor Putnam nickte heftig. »Sicher! Und was passierte mit ihnen? Jedesmal, wenn ein Sokrates oder ein Michael Servetus den Mund auftat, riß ihn die Masse – die

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