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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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natürlichen Ursprungs, aber dann stellte er fest, daß ihre Umrisse zu gleichförmig waren. Er richtete den Strahl der Taschenlampe in die Höhle. Das Licht drang tief in die Finsternis ein, aber es stieß auf keine Wand, und der Lichtkegel der Lampe blieb kreisrund. Dies Gewölbe hatte sich nicht natürlich herausgebildet; es war erbaut worden.
    Millar fühlte sich versucht, das Gewölbe sofort zu erforschen, aber jede Vernunft sprach dagegen. Die Tage waren zu kurz, und die Sonne, welche nicht die heimatliche war, sank rasch hinter den Horizont. Er mußte unbedingt schnell das Lager erreichen, wollte er nicht Gefahr laufen, sich in der Dunkelheit zu verirren.
    Seltsamen Gedanken nachhängend, setzte er den Weg zum Lager fort.
    »Ich würde sagen, es war die Evolution«, erklärte einer der älteren Archäologen. »Die Dinosaurier evoltierten sich selbst vom Erdboden hinweg. Überspezialisierung. Möglicherweise ist das ihnen auch geschehen.«
    Er hatte weißes Haar, aber war rüstig, und einen Allerweltsnamen: Robert Smith. Seine Stimme klang kräftig und überzeugender als es seine Person war. Aber die Diskussion war eröffnet.
    Das Licht des Lagerfeuers, obschon nicht sehr hell, warf flackernde Flammenspeere und drohende Schatten auf die Gesichter ringsum. Smith blickte von Mann zu Mann, in Erwartung einer Antwort. Es war ein junger Student, Alfred Nieheimer, der sie aussprach.
    »Sie haben etwas vergessen, Sir. Diese Rasse besaß etwas, das den Sauriern fehlte. Sie besaßen Gehirne und konnten denken. Die Ruinen sind der offensichtliche Beweis dafür. Ich glaube, sie starben aus, weil die Evolution zum Stillstand kam.«
    Smith grinste. Der Junge hatte wenigstens Einfalle. Und er war lebhafter als seine erfahrenen Kollegen. Nieheimer war beweglicher und tatendurstig.
    »Na schön, junger Mann«, forderte Smith ihn auf. »Erklären Sie uns das näher.«
    Nieheimer streckte die Arme aus und zuckte die Schultern. »Naja, Sie kennen doch das Gesetz der natürlichen Auslese – Überleben der Stärkeren. Nur die stärksten Exemplare einer Rasse pflanzen sich fort. Diese Stärksten haben die größte Chance zu überleben und sich zu vermehren. Auf diese Weise werden nicht lebensfähige rassische Eigenschaften beseitigt, und die stärksten lebensfähigen Eigenschaften werden meist der nächsten Generation vererbt. Aber diesem Gesetz sind nur Tiere unterworfen. Menschen – und sie, was immer sie waren –, sind nicht wie Tiere, weil sie einen Verstand entwickelt haben. Aus ihrem Verstand entwickelten sie zum Beispiel die Wissenschaft der Medizin und erhalten dadurch auch die Schwachen; die Kranken und Verkrüppelten, die also überleben und ihre Eigenschaften weitergeben können. Das entspricht einer hohen Ethik, aber es beeinträchtigt die Evolution. Dieschlechten Eigenschaften werden nicht ausgeschieden, sondern beibehalten. Gelegentlich bestimmen diese schlechten Eigenschaften die Entwicklung einer Rasse. Deshalb verläuft die Evolution einer intel ligenten Rasse nicht konstant. Sie entwickelt sich, bis die Zivilisation einen Stand erreicht hat, in der die Medizin weitgehendst entfaltet wurde. Dann setzt die Degeneration ein; die Zivilisation bricht zusammen und die Rasse fällt in die Barbarei zurück. Und die Evolution beginnt erneut. Die Rasse erblüht und schließlich geht sie wieder nieder. Bei einer intelligenten Spezies ist die Evolution kein geradliniger Marsch, kein ständiges Aufwärts und Vorwärts. Es ist ein Zirkel, ein Kreis.«
    Smith war erfreut. Diese Gedanken waren gut, aber nicht fehlerfrei.
    »Eine feine Erklärung, Mr. Nieheimer, aber da gibt es einige Aspekte, die Sie vergessen haben.«
    Er verstummte und lächelte in das primitive Lagerfeuer, das mehr zufriedenstellte als der kräftige Ofen, der zur Ausrüstung gehörte. »Erstens haben Sie die Möglichkeit einer Genetischen Kontrolle vergessen, zweitens unterstellen Sie, daß ihre Ethik der unseren gleichartig ist.«
    Anscheinend hatte Nieheimer die anfängliche Bemerkung seines Diskussionspartners mißverstanden, denn er begann seine weitere Argumentation mit den Worten: »Diese Punkte sprechen nicht für Ihre Theorie. Genetische Kontrolle würde der Überspezialisierung so gut vorbeugen wie der Degeneration, und was die Ethik betrifft –« er hielt ein und versuchte zu formulieren – »… unsere Ethik ist freundlicher als die der Dinosaurier. Ein Volk, das eine Stadt wie diese zu bauen vermochte, muß selbstverständlich eine ähnliche

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