Anthropofiction
müßten die Perioden- und Gruppennummern sein. Aber das hier sind Wörter.«
»Welches wären die Zahlen für das erste Element, Wasserstoff?«
»Erste Periode, Gruppe eins. Eine Elektronenschale, ein Elektron auf der äußeren Schale«, antwortete ihr Tranter. »Helium ist auch erste Periode, aber seine äußere – einzige – Elektronenschale ist voll, somit gehört es zur Gruppe der chemisch inaktiven Elemente.«
»Trav, Trav. Trav ist der erste Monat des Jahres. Und Helium ist Trav, Yenth : Yenth ist der achte Monat.«
»Die inaktiven Elemente könnten als Gruppe acht bezeichnet werden, ja. Und das dritte Element, Lithium, ist zweite Periode, Gruppe eins. Stimmt das überein?«
»Sicher tut es das. Sanv, Trav; Sanv ist der zweite Monat. Welches ist das erste Element der dritten Periode?«
»Natrium, Nummer elf.«
»Das stimmt; es ist Krav, Trav. Klar, die Monatsnamen sind einfach ausgeschriebene Zahlen von eins bis zehn.«
»Dotna ist der fünfte Monat. Das war dein erstes marsianisches Wort, Martha«, sagte Penrose zu ihr. »Das Wort für ›fünf‹. Und wenn davas das Wort für ›Metall‹ ist und somhulva ›Chemie‹ und/oder ›Physik‹ bedeutet, wette ich, daß Tadavas Somhulva wörtlich als ›Stoffkunde der Metalle‹ zu übersetzen ist. Mit anderen Worten Metallurgie. Ich möchte wissen, was Masthamarvod bedeutet.« Es überraschte sie, daß er nach so langer Zeit und bei so viel Ereignissen in der Zwischenzeit sich noch daran erinnern konnte. »Etwas wie ›Zeitschrift‹ oder ›Rundschau‹ oder vielleicht ›Vierteljahresschrift‹.«
»Das werden wir auch noch herausbekommen«, sagte sie zuversichtlich. Nach diesem schien nichts unmöglich. »Vielleicht können wir herausfinden …« Sie unterbrach sich kurz. »Du sagtest ›Vierteljahresschrift‹. Ich glaube, es hieß stattdessen ›Monatsschrift‹. Es war auf einen bestimmten Monat datiert, den fünften. Und wenn nor zehn heißt, könnte Masthamorvod ›Jahrzehntel‹ bedeuten. Und ich wette, wir werden feststellen, daß masthar das Wort für ›Jahr‹ ist.« Sie betrachtete wieder die Tabelle an der Wand. »Nun, laßt uns all diese Wörter aufschreiben, mit so viel Übersetzungen, wie wir können.«
»Laß uns eine Minute Pause machen«, schlug Pen rose vor und holte seine Zigaretten heraus. »Und dann sehen wir uns alles in Ruhe an. Jeff, ich denke, du und Sid, ihr geht über den Flur und seht nach, was ihr in dem anderen Raum an Schreibtischen oder ähnlichem und Stühlen findet. Das wird eine Menge Arbeit geben.«
Sid Chamberlain wandt sich, als werde er von Ameisen heimgesucht und versuche, sich zu beherrschen. Jetzt legte er aufgeregt plappernd los.
»Das ist wirklich eine Sensation! Die Sensation, nicht nur der Woche wie die Entdeckung der Staubec ken oder jener Statuen oder dieses Gebäudes oder selbst der Tiere und der toten Marsianer! Wartet, wenn Tony das sieht: ich möchte sein Gesicht sehen! Und wenn ich das ins Fernsehen bringe, wird ganz Terra durchdrehen!« Er wandte sich an Captain Miles. »Jeff, ich denke, du wirfst einen Blick auf diese andere Tür, während ich jemanden ausfindig mache, den ich zu Selim und Tony schicken kann, um es ihnen zu erzählen. Und Gloria; wartet, bis sie das gesehen hat …«
»Immer mit der Ruhe, Sid«, warnte Martha. »Du solltest mich lieber einen Blick in dein Manuskript werfen lassen, bevor du im Fernsehen zu weit gehst. Das ist nur ein Anfang: es wird Jahre dauern, bevor wir imstande sein werden, irgendeins von den Büchern da unten zu lesen.«
»Es wird schneller gehen, als du denkst, Martha«, entgegnete ihr Hubert Penrose. »Wir werden alle daran arbeiten, und wir werden per Fernschreiben Material nach Terra übermitteln, und dort werden Menschen daran arbeiten. Wir werden ihnen alles schicken, was wir ausarbeiten, und Kopien deiner Wortlisten …«
Und es würde weitere Tabellen geben – astronomische Tabellen, Tabellen zur Physik und Mechanik zum Beispiel –, in denen Wörter und Zahlen einander entsprachen. Die Bibliotheksmagazine unten würden voll davon sein. Sie würden in die Orthographie des lateinischen Alphabets und arabische Ziffern übertragen, und irgendwo würde jemand jede Zahlenbedeutung herausfinden, wie Hubert Penrose und Mort Tranter und sie es mit der Tabelle der Elemente gemacht hatten. Und alle Chemie-Lehrbücher in der Bibliothek heraussuchen: neue Wörter würden durch den Kontext, in dem die Namen der Elemente auftauchten, Bedeutung annehmen.
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