Anti-Eis
beiden Seiten von je
einem Hebel flankiert wurde, die durch Bolzen mit der angrenzenden
Wand verbunden waren; auf den Hebeln saß ein kleinerer
Stahlgriff, den der Pilot zusammendrücken konnte. Später
erfuhr ich dann, daß über die kleineren Griffe der
Raketenschub der Phaeton geregelt wurde, während die
Hebel ihrerseits zur Vektorierung der Düsen und solcherart zur
Steuerung des Schiffes durch das All dienten.
Ohne Zweifel hatte der elende Bourne an einem heißen
Augustnachmittag auf eben diesem Sitz gesessen und mit vor Schrecken
schweißnasser Stirn versucht, das Schiff von der Erde zu
entführen.
Über mir erschien Travellers Kopf als lange, schwarze
Röhre, die in einem abgewinkelten Fernrohr auslief. Ich sah,
daß diese Vorrichtung durch abgedichtete Öffnungen in der
Hülle geschoben werden konnte und dem Piloten somit ein breites
Sichtfeld eröffnete. Daher verfügte Traveller dank dieses
Periskopes und der verglasten Kuppel über einen Panoramablick
auf das Universum jenseits der Hülle dieses Schiffes – und
auf die metallene Landschaft, die von den Instrumentenkonsolen
geprägt wurde. Im Mittelpunkt dieser Anordnung von Instrumenten
befand sich ein tischähnliches Objekt, an das ich mich noch von
meinem früheren Besuch erinnerte, eine hölzerne Scheibe mit
einem Durchmesser von fünf Fuß, in deren Mitte eine runde
Karte eingelegt war. Dieser Tisch wurde von kleineren Instrumenten
gesäumt, deren runde Skalen von einem schwachen, stetigen Licht
unterlegt waren; diese Beleuchtung wirkte wie kleine gelbe
Lichtinseln in einem Meer der durch den Mondschatten verursachten
Dunkelheit. Wie ich nun erkannte, konnten diese Skalen vom Thron aus
(als solchen betrachtete ich den Sitz nämlich) abgelesen werden;
ihr Zweck bestand eindeutig darin, es dem Piloten zu
ermöglichen, von seinem Platz aus den Flugzustand der Phaeton zu kontrollieren – aber der Effekt entsprach eher einer
Prozession mechanischer Pilger, die ein ewiges Licht in der Hand
hielten und andächtig zu ihrem Herrn aufblickten.
Ich lobte Traveller wegen der bewundernswerten Klarheit dieser
Konstruktion, gestand jedoch, daß ich viele Details nicht
begriff.
Zu meinem Mißfallen lieferte ich Traveller damit das
Stichwort für eine Vorlesung.
»Wo soll ich nur anfangen… wo soll ich nur
anfangen… Ihr erkennt doch sicher die
Ruhmkorff-Geräte.«
»…Wie bitte?«
»Die elektrischen Spulen, welche für die Beleuchtung der
Instrumente sorgen.« Diese Spulen, so erklärte Traveller,
lieferten ein gleichmäßigeres und sichereres Licht als die
Acetylenlampen und ließen die Skalen der Instrumente nicht
verrußen. Dann begab er sich an die Erklärung jedes
einzelnen Instruments und nannte den Hersteller, die Funktion,
Leistungsgrenzen und in einigen Fällen sogar den Preis, wobei er
sich so in liebevollen Details verlor, wie es andere Leute tun, wenn
sie von ihren Kindern erzählen. Der unten in den Tiefen der
Instrumentenkonsolen schwebende Holden spürte sofort meine
Verwirrung und stieg in das Spiel ein; er zeigte mit dem Eifer des
Mitwissers einer Verschwörung auf jedes von Traveller benannte
Instrument, und ich mußte die Faust in den Mund stecken, um
nicht laut loszulachen.
Traveller setzte seinen Vortrag natürlich ungerührt
fort.
Es gab Chronometer, Manometer und Eigel-Thermometer mit
Dezimalteilung. Dann gab es eine Konsole mit dreidimensional
angeordneten Kompanten, deren Skalen sich in jedem Winkel
überdeckten. Traveller seufzte enttäuscht über dieses
Arrangement. »Ich wollte eigentlich den magnetischen Fluß
als Navigationshilfe im Weltraum nutzen«, sagte er, »aber
zu meiner Enttäuschung muß ich feststellen, daß
dieser Effekt in einer Höhe von mehr als ein paar zehntel Meilen
über der Erde nicht mehr nachweisbar ist.«
»Verdammt unkommod!« befand Holden trocken.
»Statt dessen nehmt Ihr einen Sextanten zu Hilfe«, sagte
ich und wies auf ein großes, komplexes Messinginstrument, das
aus einem auf einem Zahnrad montierten Rohr bestand.
»Sicherlich«, fuhr ich fort, »kannten schon die alten
Karthager ein solches Instrument… hätten sich aber nie
vorstellen können, daß es einmal unter solchen
Umständen eingesetzt wird.«
»Raumfahrende Karthager«, sinnierte Traveller.
»Eine schöne Idee für einen Roman… Aber
natürlich könnte man eine solche Geschichte nie so
überzeugend konzipieren, um sie dem modernen Publikum plausibel
zu machen. Sie wäre sogar noch kontroverser als Disraelis
bekannte
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