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Anti-Eis

Anti-Eis

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verharrte in meiner Position, und das
Beben verschwand.
    Nachdem ich die Eastern deponiert hatte, eilte ich keuchend
in den Schatten der Phaeton, in der festen Entschlossenheit,
meine Mission fortzusetzen.
    Ich aktivierte die Ruhmkorff-Spule und hielt sie in die Höhe.
Blasses elektrisches Licht legte sich über einen großen
Abschnitt der lunaren Trümmerlandschaft: Es konnte
natürlich nicht mit dem Licht der Sonne konkurrieren, aber
zumindest enthüllte es die Natur dessen, was sich im Schatten
der Hügel und größeren Felsen verbarg. Ich suchte
nach den glitzernden Reflexen, die Traveller und ich aus dem All
ausgemacht hatten – und, vielleicht fünf Fuß jenseits
der Basis des Hügels, auf dem die Phaeton ruhte, ortete
ich einen zehn Fuß breiten Abschnitt, der so flach wie ein
Mühlstein war und das Licht der Spule reflektierte.
    Ich bewegte mich so schnell wie möglich das flache
Gefälle des Hügels hinunter und erreichte mit fast
gestrafftem Luftschlauch das glitzernde Becken.
    Ich wurde bitter enttäuscht. Der Handschuh, mit dem ich die
spiegelnde Oberfläche untersuchte, durchbrach sie und traf auf
unebenen Boden; ich brachte Fragmente der von mir zertrümmerten
Oberfläche zum Vorschein und hielt sie vor das Gesicht. Das war
kein Eis; vielmehr handelte es sich hierbei um ein Bruchstück
einer glasartigen Substanz – bräunlich und matt, aber
nichtsdestoweniger eindeutig Glas. Ich hatte gehört, daß
gewöhnlicher Sand auch ohne menschliche Einwirkung durch hohe
Temperaturen und Druck zu Glas werden konnte, und ohne Zweifel war
das auch die Erklärung für dieses Phänomen. Vielleicht
war diese natürliche Glasscheibe durch denselben Einschlag
entstanden, der auch den Traveller-Krater aufgeworfen hatte. Ich war
mir sicher, daß diese Substanz den Vertretern der Wissenschaft
ein faszinierendes Rätsel aufgegeben hätte – nicht
zuletzt wohl deswegen, weil es ein Beleg für die
Kommonalität der Mineralien auf der Erde und dem Mond war –
aber das half mir jetzt wenig! Waren die glitzernden Gletscher, die
Traveller und ich aus dem Orbit erspäht hatten, nur
Schimären, die aus diesem gläsernen Schutt bestanden?
    In einer Aufwallung des Zorns und der Enttäuschung
stieß ich einen Schrei aus und schleuderte die Glasscheibe weg;
sie beschrieb eine viele hundert Yard lange Flugbahn, wobei ihre
Rotation von keiner Atmosphäre behindert wurde, und sie
glitzerte trügerisch im Licht der tiefstehenden Sonne. Und
erneut erzitterte der Boden, als ob er mir sein Bedauern aussprechen
wollte; das Beben war diesmal heftig, und Felsbrocken rollten auf dem
Grund herum, wie Sandkörner auf einem Trommelfell.
    Die Landschaft erzitterte, und ich ging in die Hocke; ich
verharrte in dieser Stellung, von der Angst gepeinigt, ein
Felsbrocken könnte mich zerschmettern oder den Luftschlauch
blockieren…
    Und schließlich hörte das Beben auf, aber es fand fast
übergangslos eine Fortsetzung im Pochen meines Herzens, denn in
der von einem großen Felsen freigegebenen Vertiefung erblickte
ich das untrügliche Funkeln von Eis.
    Ich hastete zu der glitzernden Stelle, aber als das Sonnenlicht
sie erfaßte, verdampfte das Eis schlagartig und verpuffte mir
zwischen den Fingern.
    Das tat meinem Hochgefühl indessen keinen Abbruch, denn mein
Weg war jetzt vorgezeichnet. Was sich auch immer an Wasser auf dem
Mond befand, mußte mit Sicherheit in den tiefsten Höhlen
oder unter Felsen verborgen sein – auf jeden Fall unerreichbar
für das Sonnenlicht. Mehrere große Felsbrocken befanden
sich in meinem durch den Luftschlauch definierten Aktionsradius. Ich
eilte zu einem der größten – einem
würfelförmiger Klotz mit einer Kantenlänge von etwa
vier Fuß – und befaßte mich einige Augenblicke mit
der Überlegung, wie ich, ein einzelner Mann, ein solches Monster
anheben sollte. Ich erwog bereits, zur Phaeton zurückzukehren, in der Hoffnung, eine Art Hebel zu
improvisieren; dann fiel mir jedoch wieder ein, daß ich mich ja
auf der Oberfläche des Mondes befand, dessen Gravitation mit
einem Sechstel des irdischen Wertes meine Kräfte entsprechend
vervielfachte. Also bückte ich mich und schob die Finger unter
die Kante des Felsens. Ich zerrte an ihm und erwartete, daß er
wie ein leerer Karton wegfliegen würde; aber obwohl der Felsen
sich in der Tat bewegte, geschah das nur langsam und bedächtig
– und nachdem ich mich derart angestrengt hatte, daß das
Helmfenster stark beschlug –, so daß ich keinem Irrtum
mehr hinsichtlich

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