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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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eine Frau stieg aus. Die blonden Haare versteckte sie unter einem Filzhut, die blauen Augen hinter einer Sonnenbrille: Marylin Monroe stattete Sigmund Freuds Tochter
einen Besuch ab. Sie drehte gerade einen Film in London und war erneut auf dem Weg in eine Depression. Bei Windsor hatte sie eine luxuriöse Villa gemietet, von der aus sie stundenlang mit ihrer Psychoanalytikerin Marianne Kris telefonierte. Der Star aus Blondinen bevorzugt war bereits ein Jahr lang bei ihr in Behandlung. Doch ihre amerikanische Therapeutin konnte die Probleme von den USA aus nicht lösen und riet Marilyn, ihre Freundin Anna aufzusuchen. Eine Woche lang war die Schauspielerin wie vom Erdboden verschluckt. In dieser Zeit lag sie auf Annas Couch.
    Einmal brachte Anna sie in den Kindergarten ihrer Klinik, wo Marylin sich entspannte. Bei diesem Besuch gestand sie Anna, 1947 die Traumdeutung gelesen zu haben und dass sie besonders der »Verlegenheitstraum der Nacktheit« ( Traummaterial und Traumquellen, Bd. II/III, S. 247) interessiert habe. Hier analysierte Freud den Fall einer teilweise oder ganz nackten Person, der es nicht gelang, sich den Blicken der anderen zu entziehen. Daraus leitete er einen exhibitionistischen Charakter des Träumenden ab. Bei Marylin wurde die gleiche Neigung behandelt, liebte sie es doch, sich in der Öffentlichkeit auszuziehen.
    Bei der Therapie von Marilyn Monroe setzte Anna die gleiche Methode ein wie in ihrer Arbeit mit Kindern. Sie nahm am einen Tischende Platz und ihre Patientin am entgegengesetzten. Dann reichte sie ihr Glasmurmeln und stellte, je nachdem, was die Patientin damit machte, eine Diagnose. Marylin warf eine Murmel nach der anderen. Auf diese Weise verkündete das freudsche Orakel den Wunsch nach einem Sexualkontakt. Die väterliche Methode hatte also Früchte getragen: Für Anna war die Murmel keine Murmel und das Werfen der einen kein Werfen der einen. Alles wurde symbolisch interpretiert und löste sich schließlich in einer Diagnose. Das banale Spiel war Anlass für die Verkündung des Gurus.
    In den Archiven des Anna-Freud-Zentrums findet sich in der Akte über Marylin Monroe folgende Expertise: »Emotionale Instabilität,
übertriebene Impulsivität, konstantes Bedürfnis nach Bestätigung von außen, erträgt die Einsamkeit nicht, Tendenz zur Depression bei Zurückweisung, paranoid mit schizophrenen Schüben.« Die Schauspielerin nahm schließlich die Dreharbeiten wieder auf und schickte Sigmund Freuds Tochter später aus den USA ein großzügiges Honorar.
    John Huston wollte später einen Film über Freud mit dem Titel Freud. Geheime Leidenschaft drehen. Der Wiener Doktor hätte darin eine hysterische Patientin behandeln sollen; Marylin Monroe war für die Rolle vorgesehen. Der Regisseur überredete einen gewissen Jean-Paul Sartre, das Drehbuch zu schreiben. Sartre verfasste zwei Versionen mit insgesamt fünfhundert Seiten. Nachdem Huston das Manuskript erhalten hatte, das so dick wie sein Oberschenkel war, schätzte er die Länge des Films auf sieben Stunden. Doch die Männer konnten sich nicht einigen; der Film wurde nie gedreht.
    Marylin Monroe, die ja schon bei Marianne Kris in Behandlung war, als sie eine Analyse bei Anna Freud machte, absolvierte bei der amerikanischen Therapeutin siebenundvierzig Sitzungen in drei Monaten. Später kam sie in eine psychiatrische Klinik, unterzog sich dann erneut einer Psychotherapie, diesmal bei Ralph Greenson, der in den dreißiger Jahren in Wien ausgebildet und von Freud zu Hause empfangen worden war. Er machte mit Marylin eine Analyse von Januar 1960 bis zu ihrem Todestag am 4. August 1962. Als er ihr riet, ein Haus zu kaufen, kaufte sie in Mexiko Möbel, die sich später in seiner Wohnung wiederfanden. Marylin gab ihm, worauf sie mit Hustons Film verzichten musste.
    Einige Stunden vor ihrem Selbstmord hatte Greenson lange mit ihr telefoniert. Er war der Letzte, der sie lebend gesehen hatte, und er fand ihre Leiche, weshalb er eine Zeit lang in dem Verdacht stand, sie getötet zu haben. Später wurde seine Unschuld bewiesen. Marylin hatte sich mit sechsunddreißig Jahren durch Schlafmittel das Leben genommen. Zwar hat ihr Psychoanalytiker sie nicht getötet, aber weder er noch seine Wissenschaft
konnten ihren Selbstmord verhindern. In ihrem Testament vermachte sie ihrer Analytikerin Marianne Kris ein Viertel ihres Vermögens und ihrer Autorenrechte und Kris wiederum vererbte diese riesige Summe der Anna-Freud-Stiftung. So strömen Monat für

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