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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Hypnose wäre also Teil der angeblich mit wissenschaftlichen Methoden entwickelten neuen Disziplin. Mit der Hypnose waren bekanntlich die Namen Jean-Martin Charcot und Josef Breuer untrennbar verbunden.

    Immer wieder gab es in der Geschichte der Medizin Krankheiten, die eine Zeit lang gehäuft auftraten und dann wieder verschwanden. Manche wurden natürlich durch Medikamente ausgelöscht, doch die Hysterie beispielsweise ist aus der zeitgenössischen Medizin wieder verschwunden, ohne dass ein Heilmittel oder eine wirksame Prophylaxe gefunden wurde. Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der Hysterie und der Hysterikerinnen. Zwar ist die Terminologie in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, doch heute verwendet niemand mehr den Begriff Hysterie, um – wie damals üblich – Frauen zu beschreiben, die durch eine beunruhigend aufreizende Weiblichkeit oder durch eine andersartige Komik auffallen.
    Das Verschwinden des Wortes in diesem Zusammenhang erklären Medizinhistoriker mit dem Aufkommen geeigneterer Definitionen. Vielen Frauen, die damals als Hysterikerinnen in der Salpêtrière vorgeführt wurden, ließen sich heute dank ausgefeilter Untersuchungsmethoden und präziser Diagnostik eindeutige und klar erkennbare Krankheiten zuordnen, beispielsweise neuronale Epilepsien, Mikroläsionen im Gehirn, Schädigungen des Nervengewebes und Ähnliches. Eine solche wissenschaftliche Diagnose würde die magischen Interpretationen von einst natürlich ihrer Gültigkeit berauben.
    Das große Theater der Hysterie brauchte vor allem Zuschauer. Davon zeugten die zahlreichen Fotografen, die Charcots öffentliche Séancen für die Ewigkeit festhalten und die zuckenden, epileptischen Körper der Hysterikerinnen einfangen sollten. Der Maler André Brouillet hielt die Szenen in dem bereits erwähnten Bild fest, dessen Titel die spätere Berühmtheit vorwegnahm: Une leçon clinique à la Salpêtrière (1887) und das zur Ikone dieses historischen Augenblicks in der Geschichte der Psychiatrie wurde.
    Zwischen dem 13. Oktober 1885 und dem 28. Februar 1886 gehörte auch Freud zum faszinierten Publikum des hysterischen Theaters, in dem Professor Charcot über dreißig Jahre lang – von
1862 bis 1893 – Hof hielt. Wie ein Halbgott entschied er mit kleinen Gesten über das Schicksal der Patienten, die Zuschauer hingen an seinen Lippen und folgten jeder Bewegung. Am 29. Juni 1912 zeigte sich Binswanger Freud gegenüber frappiert von dessen »enorme[m] Wille[n] zur Macht, konkreter zur Beherrschung der Menschen« (Freud/Binswanger, Briefwechsel, S. 102). Weiter analysierte er: »[D]aß Sie zuerst Jus studieren wollten und die Minister eine große Rolle spielen, gehört wohl dazu. Sie sind ein geborener Herrscher, und daß Sie diesen Herrschtrieb auf die psychische Beherrschung des Menschen hinübergeleitet haben, war eine besonders gelungene Sublimierung. Es ist nicht richtig [Fußnote: ›Vielleicht hatte Binswanger diktiert: Ist es nicht richtig …?‹], daß bei Ihrem ganzen wissenschaftlichen Werke jener Trieb zur Beherrschung der Menschheit mitgewirkt hat. Wie sehr dieser Trieb mit Ihrem Vaterkomplex zusammenhängt, ist ja wiederum aus der Traumdeutung leicht ersichtlich.« (ebd.)
    Die Lösung lag also in der Hypnose. Freud sah sich schon als eine Art Wiener Charcot und dem ersehnten Ruhm ganz nahe. Zurück in Österreich schlug er dem Herrscher der Salpêtrière deshalb vor, dessen Werk zu übersetzen. Bei der Übersetzung verfasste er Fußnoten zu Charcots Text, ohne den Autor davon in Kenntnis zu setzen. Als das Buch erschien, gratulierte ihm Charcot brieflich zu den gelungenen Anmerkungen. Ungeachtet dessen tat Freud im Zuge seiner persönlichen Legendenbildung aber so, als habe Charcot ihm die Anmerkungen übel genommen. Er wollte sich eben nicht als braven, gelehrigen Schüler des Meisters, sondern als autonomen, kritischen Geist gewürdigt wissen.
    Ende 1887 führte Freud in seiner Praxis die Hypnose ein, obwohl er weiterhin Elektrotherapien vornahm. Am 28. Dezember 1887 schrieb er an Fließ: »Ich selbst habe mich in den letzten Wochen auf die Hypnose geworfen und allerlei kleine, aber merkwürdige Erfolge erzielt.« ( Briefe an Wilhelm Fließ, S. 5) Gern wüsste man mehr über diese kleinen Erfolge. Während er den Brief schrieb, lag nach eigenem Bekunden eine hypnotisierte
Patientin auf seiner Couch. Auf diese Praxis werde ich später noch einmal zurückkommen. Es ist bekannt, dass Freud während der teuren

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