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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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insofern an der Rationalität fest, als dass die Obergrenze erkennt, wenn ihr sie seht.« Jede Form von Versuch und Irrtum kann als Ausdruck einer Option verstanden werden, solange es möglich ist, ein günstiges Resultat zu identifizieren und auszunutzen, wie wir gleich sehen werden.

    Abbildung 7. Dieselbe Situation wie in Abbildung 6, allerdings kann in Extremistan der Ertrag monströs ausfallen.
    Rationalität
    Eine zusammenfassende Formel für Optionalität lautet:
    Option = Asymmetrie + Rationalität
    Die Rolle der Rationalität besteht darin zu behalten, was gut ist, das Schlechte zu eliminieren und Vorteile zu erkennen und zu ergreifen. Die Natur hat wie gesagt einen Filter, das gute Baby zu behalten und sich des schlechten zu entledigen. Darin besteht der Unterschied zwischen dem Antifragilen und dem Fragilen. Das Fragile hat keine Option. Und das Antifragile muss auswählen, was das Beste – die beste Option – ist.
    Es ist wert zu betonen: Die wunderbarste Eigenschaft der Natur ist die Rationalität, mit der sie – dank des Prüfprozesses, der die Evolution bestimmt – ihre Optionen auswählt und die besten nutzt. Im Unterschied zu einem Forscher, dem Alternativen Angst einjagen, erkennt die Natur eine Option – die Asymmetrie –, wenn sie vorliegt. Dann rastet es ein: Biologische Systeme arretieren in einem Zustand, der besser ist als der Zustand zuvor; das hat mit der Pfadabhängigkeit zu tun, die oben bereits erwähnt wurde. Beim Versuch-und-Irrtum-Verfahren besteht die Rationalität darin, nicht etwas zu verwerfen, das markant besser ist als das, was man zuvor hatte.
    Wie gesagt: Im Geschäftsleben bezahlen die Menschen für eine Option, wenn sie als solche bezeichnet und im Rahmen eines Vertrags umrissen ist. Der Erwerb von ausgewiesenen Optionen ist daher – ähnlich wie der von Versicherungsverträgen – eher kostspielig. Sie werden häufig überschätzt. Und da unser Geist kontextabhängig ist, sind wir in anderen Kontexten, wo Optionen kaum etwas oder gar nichts kosten, blind dafür.
    Ich erwarb mir Kenntnisse über die Asymmetrie von Optionen während meiner Ausbildung an der Wharton School, in der Vorlesung über finanzielle Optionen, die meiner Karriere den Anstoß gab, und mir wurde sofort klar, dass der Professor selbst sich der Implikationen nicht bewusst war. Er hatte kein Verständnis von Nichtlinearitäten und wusste nicht, dass Optionalität in einer bestimmten Asymmetrie wurzelt! Kontextabhängigkeit: Er übersah die Asymmetrie in Bereichen, die das Lehrbuch nicht explizit anführte – er verstand Optionalität mathematisch, aber nicht außerhalb der Gleichungen. Er verstand Versuch und Irrtum nicht als Optionen. Er verstand Modellirrtümer nicht als negative Optionen. Und dreißig Jahre später hat sich nur wenig daran geändert, dass diejenigen, die ironischerweise ausgerechnet über das Thema Optionen dozieren, kaum ein Verständnis von Asymmetrien haben. 45
    Eine Option verbirgt sich dort, wo es uns ungelegen kommt. Ich sage es noch einmal: Optionen profitieren von Variabilität, aber auch von Situationen, in denen Irrtümer geringe Kosten zur Folge haben. Diese Irrtümer sind also wie Optionen – auf längere Sicht führen glückliche Irrtümer zu Gewinnen, unglückliche zu Verlusten. Von genau diesem Umstand profitierte Fat Tony: Bei bestimmten Modellen, allen voran die derivativen Modelle und andere fragilisierende Situationen, können die Irrtümer nur fatal ausfallen.
    Auffallend ist außerdem die Optionsblindheit von uns Menschen, allen voran den Intellektuellen. Dabei liegen die Optionen, wie ich im nächsten Abschnitt zeige, offen auf der Hand.
    Das Leben ist lang gamma
    Tatsächlich – für jeden sichtbar.
    Mein Freund Anthony Glickman, vormals Rabbi und Talmudgelehrter, dann Optionstrader, dann wieder Rabbi und Talmudgelehrter (so der gegenwärtige Stand), verkündete nach einem unserer Gespräche über die Allgegenwart von Optionalität – vielleicht nach einer meiner Tiraden über den Stoizismus – eines Tages in bedächtigem Tonfall: »Das Leben ist lang gamma.« (In der Fachsprache bedeutet »lang« »profitiert von« und »kurz« »leidet unter«. »Gamma« ist eine Bezeichnung für die Nichtlinearität von Optionen, »lang gamma« bedeutet also, dass etwas von Volatilität und Variabilität profitiert. Anthony integrierte den Ausdruck sogar in seine E-Mail-Adresse »@longgamma.com«.)
    Eine ausufernde Anzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen

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