Antiheld - Thriller (German Edition)
kleinen illustren Gruppe hinüber schielten.
»Ich höre ihn noch. Aber er ist nicht mehr in der Nähe.«
»Na, wenigstens etwas.« Der düstere Anflug, den Christians Züge einnahm, schwand allmählich, bis er wieder so friedlich wie eben aussah. »Demnach hat Jeff die Spannung bis aufs Äußerste gedehnt. Dann werde ich wohl einiges zu erklären haben.«
»Allerdings.« Jack zeigte seine gewohnte abweisende Haltung, indem er die Arme ineinander verschränkte. »Dieser Mist geht mir allmählich ziemlich auf die Nerven.«
Christian legte seine Brille ab, und fuhr mit dem Handrücken über die müden Augen. »Ich verstehe Ihre Aggression-«
»Einen Scheißdreck tun Sie!«
Christian wusste, Hunde, die bellen, beißen nicht. Und Jack war genau solch ein Hund. Ein mickriger Straßenköter, der sich größer machte, als er eigentlich war. Solche Tiere brauchten nur einen kräftigen Schlag auf die Schnauze, um das Maul zu halten.
»Menschen sterben.« Ohne die Brille sah Christian um einiges älter aus. Älter und verbissener. »Wir sind bereits zu dritt, doch reicht das nicht aus. Wir benötigen mehr Anhänger, die mit uns in den Krieg ziehen.«
Für einen Moment wirkte es tatsächlich, als ob Jack Christian wahrhaftig Glauben schenken würde, doch schwang dies schnell wieder in seine übliche Wut um.
»Du beschissenes Arschloch!« Er fasste Christian am Kragen seiner Jacke. Dieser ließ seinen Mantel wie die Aktentasche zu Boden fallen. Immer noch zeigte er keine Rührung, was Jack sichtlich irritierte. Normalerweise zeigten die Menschen Angst, wenn sie vor dem Koloss standen. Die einzige Person, die ihm bisher furchtlos gegenüber stand war Claire.
»Sie stellen meine Frau hin, als sei sie ein verdammtes Monster sei. Dann erzählt der Alte, irgendwas davon, dass sie sterben soll. Jetzt kommst du Lackaffe daher und willst, dass sie in irgendeinen Krieg zieht. Eines sage ich euch.« Mit dem Zeigefinger zeigte er abwechselnd auf Christian und Jeff. »Krümmt ihr beiden Spinner ihr auch nur ein Haar, dann reiße ich euch in Stücke.«
»Das will ich sehen«, tönte es verächtlich aus dem Hintergrund.
»Ah!« Jeff kicherte leise. »Da ist ja mein kleiner Liebling.«
Ohne von Christian abzulassen, wandte Jack den Kopf um. »Ach du heilige Scheiße!« Die Überraschung, die ihn dort erwartete, brachte ihn dazu, zumindest ein wenig seinen Griff vom Kragen zu lösen. »Damit dürfte die Freakshow wohl komplettiert sein.«
»Pass auf, was du sagst«, mahnte die Stimme. »Ich kann dir min destens genauso tief in den Arsch treten, wie meine beiden männ lichen Mitstreiter.«
»Wirklich?« Beinahe schon amüsiert begutachtete Jack, das Mädchen, das breitbeinig vor ihm stand. »Zu schade, dass ich Frauen keine Gewalt antue. Dir hätte ich zu gerne mal den kno chigen Hintern versohlt.«
»Das haben schon einige vor dir versucht. Leider sind sie dabei kläglich gescheitert.« Sie legte den Kopf schief, wobei ihre kurz geschorene rechte Kopfhälfte noch besser zur Geltung kam. Auf der anderen Seite hing langes Haar hinab, dessen Strähnen in ver schiedenen Blau- und Violetttönen gehalten war. Die rauchig ge schminkten Augen blitzten keck auf.
»Roxy!«, rief Christian. »Lass es sein!«
»Warum!?« Sie klang wie ein enttäuschtes Kleinkind. Ohnehin schien sie nicht älter als eines zu sein. Sie sah wie ein Teenager aus. Ein widerspenstige Teenager, der seinen Eltern, die eine oder andere schlaflose Nacht bereitete. »Schließlich hat er angefangen.«
»Du kennst die Regeln!«
Erst diese Worte waren es, die sie entspannter werden ließen. Trotzig schob sie die gepiercte Oberlippe vor. »Meinetwegen. Doch, wenn er dich nicht mit der Zeit wieder los lässt, garantiere ich für nichts.«
»Jack!« Claire strich mild über seinen angespannten Arm. »Jack, lass ihn runter. Bis jetzt ist doch nichts passiert. Wir sollten dies nicht unnötig ändern.«
Wieder mal war Claire die Stimme der Vernunft, die Jack zurück auf den Boden brachte. Ein letztes Knurren drang aus seiner Kehle. Erst dann löste er seinen Griff. Stumm richtete Christian seinen Kragen. Lange sahen sie noch einander wortlos an, bevor Jack als erstes den Rückzug antrat, indem er einige Schritte zu rücksetzte. Er wusste, dass er hier nichts zu melden hatte. Claire galt hier als zentrale Person in der Runde. Für ihn hieß es erst einmal, Klappe halten. So schwer es ihm auch fiel. Sollten diese Verrückten ihre Predigen los werden, damit sie so schnell
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