Antiheld - Thriller (German Edition)
musste.
»Was ist eigentlich mit deinen Freunden?«, fragte er, wobei der Schuh noch immenser gegen ihren Rücken trat. »Wollen sie dir denn gar nicht zu Hilfe eilen!?«
Claire hasste es untätig zu sein. Gezwungenermaßen Dinge über sich ergehen zu lassen, die man nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschen würde.
Doch zu behaupten, dass sie auf Hilfe angewiesen sei, setzte dem ganzen die Krone auf.
»Ich brauche von niemandem Hilfe!«, ließ die Bestie durch Claires milde Stimme verlauten. Allmählich begab sie sich erneut an die Oberfläche. Übernahm die Kontrolle über den schmalen Frauenkörper.
Die langen Fingernägel kratzten über den Asphalt, bis die Kuppen zu bluten begannen.
Die Bestie sprang hinauf, wodurch sie den Nebelfänger abwarf. Dieser kam jedoch unversehrt auf seinen Beinen zum Stehen.
Womöglich hatte er die Kleine doch etwas unterschätzt. Dennoch wusste er, dass sie nicht den Hauch einer Chance besaß. Gegen jeden, aber nicht gegen ihn. Und selbst wenn dem so gewesen wäre, er wusste es zu unterbinden. Immerhin gab es keine größe re Schmach, als ausgerechnet einer Frau zu unterliegen.
Sachte begab er sich erneut in eine aufrechte Position. Das Biest wandte den Kopf nach ihm um. Das Gummi, das den Zopf zusam mengehalten hatte, war gerissen, weswegen das blonde Haar nun das meiste ihres einst so hübschen Gesichts verdeckte. Ihr heißer Atem war als Qualm in der Luft auszumachen.
»Komm nur her, du Miststück!«
Die Bestie knurrte. Mit gefletschten Zähnen stand nun auch sie auf den Beinen. Die Hände zu Fäusten geballt, visierte sie ihre Beute an.
»Komm nur!«, murmelte ihr Gegenüber. Er wollte ihre vollstän dige Aufmerksamkeit erlangen, denn nur so konnte er seinen Hinterhalt ausführen.
Komm nur, damit ich dich erledigen kann.
Die Bestie knurrte unablässig weiter. Die Fäuste entspannten sich, um kurz danach wieder ineinander zu verkrampfen. Ein Zeichen von Ungeduld.
Anscheinend konnte das Monster es kaum erwarten, endlich zum Zug zu kommen.
Das kannst du haben!
Claire hielt inne. Sie spürte den Druck, um ihren Oberkörper. Jemand hatte sie von hinten gepackt. Ihr Gegner schloss sie al lerdings aus, denn stand dieser noch vor ihr.
Doch, Moment!
Es begann erneut das gleiche Spiel, wie eben auch. Die Ge sichtszüge verschwammen ineinander, zerrten auseinander und verblassten schließlich.
Ein Trugbild!?
Sie konnte ihren Gedanken noch nicht einmal zu Ende denken, da rammte Claires Hintermann sein Knie in ihren Rücken. Vor Überraschung und Schmerz, blieb ihr für einen Augenblick die Luft weg.
Claire mochte stärker als andere Frauen sein, doch empfand sie körperliche Leiden ebenso wie solche. Keuchend ging sie in die Knie, wobei er ihren Schopf gepackt hielt, sodass ihr Oberkörper aufrecht stand. Sachte bewegte sie ihren Kopf in die Richtung des Nebelfängers, der diesen bereits mit einem überlegenen Lächeln begrüßte.
»Allmählich beginnst du mich zu langweilen.« Die schwarzen Lederfinger fuhren durch das blonde Haar. Einige Strähnen führte er an seine Nase, um deren Duft ausgiebig zu inhalieren. »Ich sage es nur ungern, aber ich werde das Spiel an dieser Stelle beenden müssen.«
Die Bestie verschwand zurück in den Untergrund. Nun war es Claire, die allein auf sich gestellt war. Sie wollte noch etwas sagen. Womöglich eine Bitte aussprechen. Eine Andeutung machen oder einfach nur etwas Belangloses vonstatten geben.
Jedoch ließ sie der nächste Schlag bereits zu Boden gehen.
*
»Ich gehe doch nicht in den Knast, wegen dieser Scheiße!«
»Was denn für ein Knast!? Das ist eine verdammte Leiche, Mann! Kein Schwein interessiert sich dafür, ob du eine Leiche fickst.«
»Außerdem ist es widerlich.«
»Dann geh doch nach Hause. Bleibt mehr für mich übrig.«
»Du bist echt krank, Alter.«
»Nein, ich koste bloß meine Möglichkeiten aus.«
»Wie gesagt, krank.«
»Du hast doch keine Ahnung.«
»Zum Glück. Wenn ich nämlich nur daran denke, dass-«
»Hey, was ist los?«
»Die hat sich gerade bewegt.«
»Erzähl keinen Mist! Tote können sich nicht bewegen.«
»Aber ihr Arm. Sieh doch! Ihr Arm.«
»Scheiße!«
»Lass uns abhauen!«
»Bitte ...«
»Sie hat mein Bein. Nimm sie weg von mir!«
»Bitte … ruft einen … Krankenwagen.«
»Lass ihn los, du Dreckstück!
»Nein … bitte … wartet! Bitte ich brauche ...«
Dann wurde es erneut schwarz vor ihren Augen.
*
Jack erhielt den Anruf, als er gerade bei der
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