Antiheld - Thriller (German Edition)
Straßenbeleuchtung und der vielen Lichter, die die Geschäfte entsprechend in Szene setzten. Diese Ignoranten, die während des Unwetters das Schauspiel, das ihrer aller Leben rettete einfach übersahen, shoppten gemütlich weiter, während Jeff wahrscheinlich irgendwo im Sterben lag.
»Kleines.«
»Jeff?« Unter keinen Umständen wollte sie weinen, doch ließ es sich bei dem Anblick ihres Partners nicht verhindern. Er lag in ei ner Pfütze aus Blut. Seinem Blut. Erst als sie ein wenig näher auf ihn zu robbte, erkannte sie die Austrittswunde.
»Nein!« Sie schüttelte den Kopf. Die Tränen verdeckten die Grausamkeit, die Jeff zuteil wurde.
»Hey, Schätzchen.« Er klang so ruhig wie schon lange nicht mehr. Mit seiner noch vorhandenen Hand deutete er auf Roxys Hüfte. Genauer genommen auf ihren mit Nieten besetzten Gürtel. »Kann ich mir den mal ausleihen? Ich würde nur ungern verbluten. Ich meine, wäre doch schade um mich, oder?«
22
»Das ist sonderbar.«
Der Mann, der anfangs gar nicht ihr Interesse erwecken konnte, mit der Zeit aber, je länger er nun neben ihrem Bett stand, um so attraktiver wirkte, legte die Stirn in Falten.
Und schon sah er gleich zehn Jahre älter aus.
»Wenn die Polizei kommt, sollten Sie Ihnen dies mitteilen. Sie sind unterwegs. Ich habe sie gebeten, sich ein wenig Zeit zu las sen, damit ich Sie weiter in Ruhe untersuchen kann.«
Claire nickte. Insgeheim war sie dankbar darum. Sie hasste es, die ein und dieselben Fragen beantworten zu müssen, die ohnehin nichts zur Überführung des Täters beitrugen.
Einfach weil Claires Antworten von vorne bis hinten unstimmig waren. Beim letzten Mal gab sie an, den Täter nicht gesehen zu haben. Auch habe er nicht ein Wort mit ihr gewechselt. Er sei einfach aus dem Dickicht hervorgesprungen, habe sie zu Boden gerissen und seine Fäuste in ihr Gesicht vergraben.
Ohne jeden Grund.
» Und Sie sind sicher, dass sie den Mann nicht kannten? «
Sie hatte mit nein geantwortet. Auch sei ihr nichts gestohlen worden, habe er sie nicht versucht zu vergewaltigen und wisse sie einfach keinen Grund, weshalb ausgerechnet sie das Opfer seiner Attacke wurde.
Claire hatte im Laufe der Zeit gelernt, ihre Emotionen zu un terdrücken, um ihrem Gesicht einen Ausdruck von Leere zu ver leihen. Zum Zeitpunkt der Befragung hoffte sie, dass ihr dies ge lungen war.
»Verfolgen sie mit den Augen bitte das Licht«, meinte der Arzt, während er eine Taschenlampe hervor zückte, die an Größe und Form an einen Dauerschreiber erinnerte. »Wo genau haben Sie Schmerzen?«
»An den Rippen«, begann Claire, wobei sie schlucken musste, da sie eine neue Welle des Schmerzes überrollte. »Und im Rückenbereich.«
Genau genommen verspürte sie überall, an ihrem gesamten Körper Schmerzen, doch behielt sie dies lieber für sich.
Auch wenn sie wusste, dass sie noch geröntgt werden würde. Erst dann wäre Kellers gesamtes Kunstwerk zu begutachten.
»Diese Welt wird wahrlich immer kranker«, sagte der Arzt, dessen Name Claire entfallen war und ihr partout nicht mehr in den Sinn kommen wollte. »Nun schlagen sie schon junge Frauen zu sammen, um ihre Aggressionen los zu werden.«
Das Licht verschwand aus ihrem Blickfeld. Der Arzt steckte die Lampe zurück in die Brusttasche seines Kittels. »Ich habe bereits einige Frauen betreut, die nachts überfallen worden sind, doch keine war so zugerichtet gewesen wie Sie.«
»Danke!?«, erwiderte Claire sarkastisch. Sie hob das Gesäß, um sich in eine bequemere Sitzposition zu bringen. Ihre Wirbelsäule pochte unangenehm.
»Möchten Sie, dass ich irgendwelche Ihrer Verwandten oder Freunde kontaktiere?«
Claire kam Christian in den Sinn.
Erst danach folgte Jack.
»Nein, ist schon in Ordnung.« Sie versuchte aufmunternd zu lä cheln, doch erkannte er ihre Bemühung.
»Claire, sind Sie sicher, dass Sie den Mann nicht kannten!?«
Beinahe schon flehentlich blickte sie ihn an.
Bitte, lass mich einfach in Ruhe! Wir beide kennen doch bereits die Wahrheit. Belassen wir es einfach dabei.
»Da dies bereits der zweite Angriff auf Ihre Person gewesen war, gehe ich davon aus, dass es auch noch ein drittes Mal geschehen könnte. Wollen Sie dieses Risiko wirklich eingehen?«
Ja, verdammt!
»Ich kenne den Mann nicht.«
Dr. Campbell beäugte skeptisch seine Patientin. Ihre linke Au genbraue war mit Tackernadeln versehen, was wie ein originelles Piercing aussah. Auch war die Unterlippe aufgeplatzt und über der rechten
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