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Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Titel: Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Carina Hashagen
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vorbereitet“, fuhr der Page fort und schaute auf seine Papierrolle. „Eine Zauberei, die nicht nur außerg e wöhnlich ist, sondern von geradezu unglaublicher Origin a lität.“
    Der Page stockte. Eine gespannte Stille lag in der Luft. „Professor Rofius wird den Vollmond in einen Siche l mond verwandeln. Meine Damen und Herren, sehen Sie nun: die Mondzauberei.“
     
    Ein ungläubiges Raunen ging durch die Reihen. Ma n che schüttelten erstaunt die Köpfe, andere fingen an zu tuscheln. Was für eine Ankündigung. „Vielleicht ein orie n talischer Schattenzauber?“ wisperte jemand. „Niemals“, murmelte es aus einer anderen Ecke. „Der Mond lässt sich nicht verzaubern, von keinem Zauberer der Welt.“
    Auch Emma machte ein skeptisches Gesicht. „Das ist unmöglich“, flüsterte sie „die Form des Mondes bestimmt sich durch den Winkel, in dem Erde, Mond und Sonne zu einander stehen. Er müsste den Mond verschieben, oder die Sonne. Das wird er nie schaffen.“
    „Vielleicht ja doch“, meinte Anton. Er fand, dass der Professor ein bisschen Unterstützung verdient hatte. Schließlich schien er sehr weise zu sein. Und nett war er auch.
    Die umher stehenden Kongress-Gäste traten zurück, und es bildete sich ein großer Halbkreis um den Professor.
    In aller Seelenruhe schob der Professor sein ausziehb a res Fernrohr zusammen und steckte es in die Gürtelschla u fe seines Umhangs. Dann breitete er die Arme aus und wandte sich dem Mond zu, der wie eine große, helle Kugel über ihm am Himmel hing. Der Wind rauschte leise. A n sonsten aber war es mucksmäuschenstill. Dann hob der Professor die Stimme:
     
    „Mond, du alter Zaubermeister,
    groß und schön und doch so fern,
    komm, erhelle unsere Geister,
    zeige deines Wesens Kern.“
     
    Nichts passierte. Der Professor setzte wieder an. Die s mal etwas lauter:
     
    „Mond, du Tröster unserer Seelen,
    durch dein sanftes Licht erhellt,
    komm, erhöre unsre Kehlen,
    Steig hinunter auf die Welt!“
     
    Wieder rührte sich nichts. In den Reihen der Zuschauer hörte man ein leises Rascheln. Aber Professor Rofius ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er drehte sich zum Publ i kum „Dürfte ich die drei Knaben zu mir bitten?“
    In der Menge bildete sich eine Schneise, durch die sich drei kleine Gestalten nach vorne schlängelten. Sie waren kaum größer als einen halben Meter. Als sie vorne im Halbkreis angekommen waren, ging ein Murmeln durch die Reihen. Es handelte sich um Frösche!
    Allerdings keine gewöhnlichen. Über ihrer glatten, feuchten Froschhaut trugen sie samtrote Fräcke mit weiten Ärmelaufschlägen, die mit weißer Spitze verziert waren, und ihre Hinterbeine steckten in altmodischen Schuhen, aus denen bunte Seidenstrümpfe ragten. Auf ihren Köpfen thronten weiß gepuderte Perücken. Als wären sie gerad e wegs aus dem Zeitalter des Rokokos angereist. Die Fr ö sche stellten sich neben Professor Rofius in einer Reihe auf.
    Einer der dreien hüstelte, zog ein kleines Taschentuch aus der Rocktasche und räusperte sich umständlich.
    „Er hat wohl einen Frosch im Hals“, raunte es aus dem Publikum. Allgemeines Gelächter erschallte. Dann wurde es schlagartig ruhig, denn die drei Frösche begannen zu singen. Mit glockenreinen, hellen Knabenstimmen. Wie aus einem Munde:
     
    „So lasse deine Glöckchen klingen;
     Dies wird den Mond schnell zu dir bringen“
 
    Professor Rofius zog aus der Innenseite seines U m hangs ein kleines Glockenspiel hervor.
     
    Winzige Silberglöckchen hingen daran, auf denen sich das Mondlicht spiegelte. Dann sang er:
    „Ich Narr vergaß der Zauberdinge.“
     
    Er zupfte an den kleinen Silberglöckchen, und das Glockenspiel begann zu klingen:
    „Erklinge Glockenspiel, erklinge!
Ich muss den Mond heut sehn`.
Klinget, Glöckchen, klinget!
Wacht den Mond mir auf!
Klinget, Glöckchen, klinget!
Schafft den Mond mir her!“
     
    Nachdem das Glockenspiel zu Ende gespielt hatte, war es einen Moment lang still. Dann deutete einer der Frösche nach oben:
     
    „Nun, Meister Rofius , sieh dich um!“
     
    Gebannt wanderten die Blicke nach oben. Immer noch prangte der Mond wie eine helle Kugel über dem Balkon. Furchige Krater und wellenförmige Gebirge zeichneten sich auf seiner schimmernden Oberfläche ab. Doch i r gendetwas schien sich zu verändern. In die faltige Mon d landschaft kam Bewegung. Zwei Wölbungen, die aussahen wie tellerförmige Mondgebirge, begannen sich langsam nach oben zu verschieben.

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