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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Krankenhaus lag, in ihrer üblichen optimistischen Art war sie jedoch davon überzeugt, dass die alte Dame schnell wieder genesen würde.
    Â»Hauptsache, der Krebs wurde vollständig entfernt!«
    Julie nickte. Sie wollte jetzt nicht an die Qualen einer Chemotherapie denken, die Antonia vielleicht bevorstanden. Stattdessen berichtete sie Theo von ihren Fortschritten.
    Â»Ich weiß natürlich, dass ich für meine Schreiberei keinen Preis bekommen werde, aber ich habe zumindest das Gefühl, dem Kern der Sache doch ziemlich nahe zu kommen.« Zufrieden lutschte Julie einen Olivenkern.
    Â»Und trotzdem lässt du mich nicht einmal einen Blick hineinwerfen?« Missbilligend zündete sich Theo eine Zigarette an. »Wenn du schon Skrupel hast, mich darin lesen zu lassen, wie wird es dir dann bei Antonia ergehen?«
    Â»Das weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass ich die Sache nicht aus der Hand geben will, solange ich … solange es noch kein Ende gibt.« Es fiel Julie schwer, ihre Beweggründe zu erklären. Du willst nicht teilen, flüsterte eine leise, unangenehme Stimme in ihr Ohr. Du willst Rosanna für dich behalten, so wie Simone seinerzeit.
    Ã„rgerlich runzelte Julie die Stirn. »Sei mir nicht böse, ja?«
    Mit einer lässigen Handbewegung wischte Theo das Thema vom Tisch.
    Einen Moment lang schwiegen die beiden Frauen, jede in ihre eigenen Gedanken versunken.
    Â»Hier oben ist es noch schöner, als ich es mir ausgemalt habe«, sagte Theo dann und seufzte tief und zufrieden. »Mir tut es jetzt schon Leid, dass ich wieder weg muss! Ich fühle mich … wie verzaubert!«
    Julie strahlte. Immer wieder hatte sie sich ausgemalt, wie es wohl sein würde, wenn Theo das erste Mal zu Besuch kam. Tief in ihrem Innern hatte sie die Angst verspürt, Theo würde die Magie dieses Fleckchens Erde nicht zur Kenntnis nehmen. Was für eine grundlose Angst!, schalt sich Julie nun.
    Â»Ich sehe uns schon hinter der Rezeption stehen und Schlüssel an unsere Gäste ausgeben.« Theo kicherte aufgeregt. »Willkommen im ›Kreativhotel Kuckucksnest‹!« Sie ließ die Worte Silbe für Silbe über ihre Zunge rollen. Dann verzog sie den Mund. »Aber ein Umbau zu einem modernen Hotel würde Unsummen verschlingen. Ob uns das überhaupt eine Bank finanziert?«
    Julie runzelte die Stirn. »So weit sind wir noch lange nicht. Eins nach dem anderen!« Es erschien ihr als schlechtes Omen, jetzt schon von Zukunftsplänen zu sprechen, wo sie den größten Teil ihrer Aufgabe noch vor sich hatte. Trotzdem sagte sie: »Ich glaube aber, dass die Kosten gar nicht so hoch wären. Die Bausubstanz selbst ist noch in Ordnung. Natürlich muss Strom gelegt werden, wobei ich nicht weiß, ob wir die Kosten allein zu tragen hätten oder ob es irgendwelche Zuschüsse gibt. Und dann wären da noch die Wasserleitungen und die sanitären Umbaumaßnahmen. Ein Bad für jedes Zimmer und so …«
    Obwohl sie schon längst satt war, riss sie sich ein weiteres Stückchen Weißbrot ab und fuchtelte damit in der Luft herum.
    Â»Und selbst wenn ich von Bank zu Bank rennen muss – ichwerde keine Ruhe geben, bis Rosannas ›Kuckucksnest‹ zu neuem Leben erwacht ist!«
    Abrupt erhob sich Julie und schüttelte die Brotkrumen von ihrer Decke.
    Â»Und jetzt machen wir einen Rundgang über das Gelände. Du hast ja noch gar nichts gesehen.«
    Â»Wenn du meinst …« Skeptisch schaute Theo auf ihre dünnen Wildleder-Slipper.
    Â»Ich frage mich, ob Rosanna und Simone damals wohl denselben Weg gegangen sind? Das wäre eine irre Vorstellung, oder?«, raunte Julie.
    Â»Wenn dem so war, dann hatten die beiden sicher geeigneteres Schuhwerk an«, entgegnete Theo leise. Sie versetzte der Freundin einen kleinen Schubs. »He, warum flüstern wir eigentlich?«
    Julie zuckte mit den Schultern. »Das muss an diesem Wald liegen. Er hat so etwas … Sakrales.« Jedes Knacken, wenn sie auf einen Ast traten, jedes Rascheln erschien ihr auf einmal übermäßig laut.
    Â»Stimmt.« Theo nickte. »Und etwas Spirituelles. Schau, da ist der nächste Grenzstein. Wie viele, sagst du, kommen noch?«
    Â»Nicht mehr allzu viele, wir sind bald zurück am Hof.« Gedankenverloren hob Julie eine Buchecker auf und betrachtete sie eingehend. Wenn Rosanna damals nach der

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