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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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aufhören! Ich verspreche dir auch, nie mehr … Gehorsam von dir zu verlangen!«, presste er außer Atem hervor.
    Mit einem zufriedenen Lächeln nahm Rosanna ihre Hände weg.
    Â»Aber …«, hob er erneut an.
    Â»Aber was?« Ihr Lächeln wurde ein wenig schmaler.
    Â»â€¦ wenn ich jetzt nicht bald etwas Zucker zwischen die Zähne bekomme, überleg ich es mir vielleicht doch noch anders. Mir ist nämlich schon ganz schwindlig.« Er wollte das kürzere Bein aus dem Bett schwingen, doch diesmal war es Rosanna, die ihn aufs Laken zurückdrückte. Sie küsste ihn auf die Stirn.
    Â»Nein, Liebster. Lass mich gehen! Du hast mich den ganzen Abend lang verwöhnt, als wäre ich eine Prinzessin. Dabei hast du heute Geburtstag! Ich möchte dir wenigstens deine heiß geliebten Kekse bringen.«
    In der Küche hing noch der Duft des Rotweinbratens, den Maria ihnen zur Feier des Tages zubereitet hatte. Die Köchin hatte sich bei diesem Essen selbst übertroffen: Das Fleisch war so zart, dass es auf bloßen Gabeldruck vom Knochen fiel, die Soße kräftig braun, gewürzt mit allerlei Kräutern und viel Wein. Dazu gab es goldgelbe Spätzle – wahrscheinlich hatte die halbe Eierausbeute des Tages dafür herhalten müssen. Während Helmut herzhaft zulangte, aß Rosanna kaum etwas. Wer konnte in so einer Nacht an Essen denken? Sie lächelte verträumt, als einlautes Knurren ihres Magens sie daran erinnerte, dass man doch nicht allein von Luft und Liebe leben konnte. Vielleicht ein kleiner Bissen Fleisch? Und etwas Soße, aufgetunkt mit einem Stück Brot? Wie sie Maria kannte, war bestimmt noch ein Rest übrig.
    Sie hob den Deckel der Bratenpfanne und wollte genießerisch den Duft nach Wein und Kräutern einatmen, als sie eine leichte Übelkeit verspürte. Hastig legte sie den Deckel wieder auf die Pfanne. Eigentlich stand ihr der Sinn gar nicht nach etwas Deftigem. Dabei gehörte sie sonst zu den Frauen, die lieber herzhaft als süß aßen. Wenn sie sich nachmittags auf eine Tasse Kaffee oder Tee zu ihren Gästen setzte, ließ sie sich statt Kuchen oft ein Schinkenbrot bringen. Das war schon immer so gewesen.
    Bis auf eine bestimmte Zeit in ihrem Leben … Damals war auch kein Honigtopf vor ihr sicher gewesen.
    Die Erinnerung ließ Rosanna zusammenfahren. Mit zittrigen Knien setzte sie sich auf die alte Bank neben der Arbeitsplatte. Sie musste dringend nachdenken. Helmut würde sein Schwindelgefühl noch eine Weile länger ertragen müssen. Rosanna strich mit beiden Händen über ihren Bauch.
    Konnte es sein, dass sie …
    Gedankenverloren griff sie nach dem Teller mit dem Gewürzkuchen, den Maria für Helmut hingestellt hatte.
    Wann haben Helmut und ich das erste Mal miteinander geschlafen?, fragte sie sich, während sie ein Stück Kuchen abbrach und in den Mund steckte. Er war Mitte Juni angereist. Sie nahm sich noch ein Stück Kuchen und kaute darauf herum, während sie weiter nachrechnete.
    Bei dem gemeinsamen Frühstück auf dem kleinen Aussichtsplateau waren sie sich zum ersten Mal näher gekommen. Damals hatte sie auch keinen Appetit gehabt und ihr Brot lieber den frechen Spatzen zugeworfen. Versonnen tupfte Rosanna mit dem Daumen ein paar Kuchenkrümel auf und leckte ihn dann ab.
    Es muss ungefähr Ende Juli gewesen sein, entschied sie schließlich.
    Und seitdem hatte sie keine Blutung mehr gehabt.
    Das musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Ihre Monatsblutung hatte diesen Namen noch nie verdient – es gab Zeiten, in denen sie manchmal ein halbes Jahr lang vergeblich auf den Blutfluss wartete. Dann schmerzten ihre Brüste, und ihr Bauch war gespannt bis zum Zerreißen. Solche Unregelmäßigkeiten seien nicht ungewöhnlich, hatte Doktor Steiert ihr einmal erklärt, als sie ihm mit hochrotem Kopf und stotternd von ihrem Problem erzählte. Es gäbe inzwischen Ärzte, die sich auf Frauenangelegenheiten spezialisiert hätten, fügte er hinzu und sagte, er würde ihr gern einen Kollegen empfehlen. Doch Rosanna hatte abgewinkt. Für so eine Konsultation hatte sie keine Zeit, und außerdem gab es Schlimmeres als einen Bauch, der etwas spannte.
    Aber diesmal fühlte es sich anders an …
    Ihr wurde heiß und kalt zugleich.
    Ein Kind?
    In ihrem Alter?
    Eine warme Woge des Glücks drohte sie davonzuschwemmen. Konnte es

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