Antonias Wille
dazu brannte mindestens ein Dutzend Kerzen. Wahrscheinlich gab es im ganzen Haus nirgendwo mehr einen Kerzenleuchter â¦
Zweiter Akt: Helmut und sie am reich gedeckten Tisch. Sonst wurde nie Essen in die Zimmer gebracht â aber irgendwie hatte Helmut wohl Maria dazu überredet, all die wundervollen Speisen nach oben zu schaffen.
Dritter Akt: Sein Heiratsantrag. »Ohne dich kann ich nicht mehr leben«, hatte er geflüstert und ihr schlieÃlich die Ringe gezeigt.
Vierter Akt: Wie sie sich liebten. Rosanna hatte nicht viel Erfahrung mit Männern, aber sie wusste, dass ihre Körper miteinander harmonierten â zärtlich und leidenschaftlich zugleich.
Es war wirklich wie in einer Operette, nur dass bei ihnen alles wahrhaftig war. Kein Vorhang fiel am Ende und machte den schönen Schein zunichte.
Rosanna fühlte sich gesättigt, dabei hatte sie kaum etwas gegessen. Ihre Glieder wurden angenehm schwer.
Frau Fahrner  â wie schön das klang! Sie streckte sich wohlig, während ihr Blick auf die dicken SträuÃe mit Astern fiel. Helmut musste für diesen Abend den halben Blumengarten geplündert haben.
»WeiÃt du, dass ich noch nie so glücklich war? Am liebsten würde ich die Zeit anhalten!« Sie seufzte tief.
Helmut lächelte, während er unter dem Bett nach seinen Pantoffeln angelte.
»Eine Uhr kann man anhalten, die Zeit nicht. Aber beiden ist eines gemeinsam: Sie laufen stets vorwärts, nie zurück.« Er band den Gürtel seines Hausmantels zu. Statt aufzustehen, wandte er sich nochmals zu Rosanna um. »Und das ist auch gut so, denn ich würde nicht mehr in der Zeit leben wollen, als es dich noch nicht gab.« Jedes Wort war wie ein sanftes Streicheln. Die Sprenkel in seinen Augen glitzerten, und einen Moment langbefürchtete Rosanna, er würde zu weinen beginnen. Ihr Herz lief geradezu über vor Liebe für diesen Mann, der ihr so groÃzügig seine Gefühle schenkte. Ohne Angst, dabei unmännlich zu wirken. Ohne Angst, zu viel preiszugeben. Rosanna setzte sich auf, wollte ihn erneut küssen, umarmen, festhalten ⦠Doch Helmut drückte sie mit sanfter Gewalt zurück aufs Kissen.
»Wenn du mich nicht loslässt, komme ich nie zu meinem Nachtisch. Möchtest du wirklich nichts? Wo du doch vorhin wieder nur gegessen hast wie ein Spatz! Ich mache mich für dich gern auf den weiten Weg in die Küche. Ein, zwei Schokoladenkekse oder ein Stück Gewürzkuchen ⦠Hast du eigentlich gewusst, dass einem Speisen, die man nach Mitternacht verzehrt, Zauberkräfte verleihen?«
Rosanna prustete laut heraus. »Zauberkräfte! Noch eine Ausrede für deinen süÃen Zahn! Aber bitte, geh doch, wenn dir Kekse und Kuchen lieber sind als ich â¦Â« Spielerisch warf sie ein Kissen nach ihm, wobei die Decke zur Hälfte vom Bett rutschte. Ohne sich darum zu kümmern, angelte Rosanna nach der Flasche Wein, die auf ihrem Nachttisch stand. »Ich werde mich in der Zwischenzeit einfach betrinken!«
Helmut nahm ihr die Flasche aus der Hand und füllte ihr Glas groÃzügig. »Tu das, aber hab ich nicht gesagt, du sollst liegen bleiben? Mein liebes Kind, als meine zukünftige Ehefrau musst du ein wenig Gehorsam lernen. Sonst machst du mir am Ende noch einen Strich durch die Rechnung.« Helmut grinste sie spitzbübisch an, schüttelte die Decke auf und breitete sie wieder über Rosanna.
»Gehorsam lernen? Hört, hört! Und was für eine Rechnung?« Rosanna schaute ihn über den Rand ihres Glases argwöhnisch an.
»Na, wie soll ich mit dir alt werden, wenn du dir hier und heute eine tödliche Lungenentzündung holst?«
»Also bitte!«, antwortete Rosanna mit gespielter Entrüstung und zerrte ihn aufs Bett, bevor er sich dagegen wehren konnte. Sie begann, ihn zu kitzeln.
»Sag das mit dem Gehorsamlernen noch einmal!« Ihr rechter Zeigefinger bohrte sich in seine linke Seite, während sie mit der linken Hand unter seine Achsel fuhr. Er zuckte zusammen, schrie auf, flehte um Erbarmen, doch Rosanna hielt keineswegs inne. Sie kannte jede seiner empfindlichen Stellen: die weiche Kuhle in seinem Nacken, die runden Monde um seine Brustwarzen, seinen Bauchnabel â bald liefen ihm die Tränen übers Gesicht, und hilflos wie ein Wurm wand er sich unter ihren Berührungen.
SchlieÃlich hob er beide Hände. »Bitte
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