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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Ärgerlich strich sie sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn.
    Â»Also, dir kann man’s wirklich nicht recht machen!« Rosanna stemmte beide Hände in die Hüften. »Wär’s dir denn lieber,deine Schwester würde rechnen und du müsstest schmutzige Teller in die Küche tragen?«
    Â»Kathi und die Abrechnungen? Du lieber Himmel! Da könnten wir ja bald zumachen!«
    Nach einer Weile verebbte ihre Unterhaltung wieder, und bei der Suche nach den dicksten Beeren wurde der Abstand zwischen ihnen immer größer.
    Es war mittlerweile früher Nachmittag. Die Sonne duckte sich zwischen den Bäumen und lächelte Rosanna direkt ins Gesicht. Immer wieder musste sie sich den Schweiß abwischen, der ihr in dünnen Rinnsalen über die Wangen lief. Sie beschloss, ein Stück tiefer in den Wald zu gehen, wo die Bäume dichter standen und es schattiger war. Dort herrschte eine wohltuende Stille. In der schwülen Hitze hatten selbst die Vögel aufgehört zu singen. Außer dem leisen Blobb , mit dem jeweils eine Hand voll Beeren auf dem Kannenboden auftraf, war nichts zu hören.
    Als plötzlich ein Schrei durch den Wald gellte, ließ Rosanna vor Schreck die Beeren fallen, die sie gerade gepflückt hatte. Was war das, um Himmels willen? Ein Bussard, der wütend seine Jungen verteidigte? Ein Tier, das in eine Wildererfalle getreten war? Nein! Das war kein Tier, das war … Simone! Mit wehendem Rock und klopfendem Herzen rannte Rosanna in die Richtung, wo sie das Mädchen zurückgelassen hatte.
    Natürlich wusste Rosanna, was die Viecher im Wald und draußen auf den Weiden taten. Oder die Hunde, die früher stets um den Kohlenmeiler geschlichen waren. Und in den Pausen, wenn die Männer und Frauen im Wald ihre Brotzeit ausgepackt hatten, wurde auch schon mal über ein Mädchen gesprochen, an dem sich ein Mann »vergangen« hatte und das danach »in Sünde gefallen« war. Die Frauen hatten sich dann stets empört bekreuzigt. Auf wen sich ihre Empörung bezog – ob auf den Missetäter oder das in Sünde gefallene Mädchen –, hatte Rosanna nie herausgefunden.
    Als sie Simone aus einiger Entfernung auf dem Waldboden liegen sah, ihr Gesicht nur noch eine vor Angst verzerrte Grimasse, während sich ein Mann über sie beugte, war ihr erster Gedanke: Er vergeht sich an ihr!
    Sie war noch nicht bei ihm angelangt, als sie auch schon schrie: »Lass das Kind los, du Schwein!« Heulend zerrte sie am Arm des Mannes, schlug auf ihn ein. Doch ihre Fausthiebe prallten an ihm ab. Eine unbändige Wut stieg in Rosanna auf, als sie sah, wie der Mann Simones Jungmädchenbrüste knetete. Er lachte wie irre und machte sich Rosannas Attacken zum Trotz an Simones Rock zu schaffen.
    Rosanna versuchte, ihn nach hinten zu reißen, sie packte seinen kahl geschorenen Kopf und suchte vergeblich nach Haaren, die sie hätte greifen können. Der Mann sah widerlich aus, und er roch wie ein Fass Schnaps.
    Sie zerrte an seinen Schultern, zog und krallte die Finger in seine Lumpen, doch umsonst. Mit einem Schlag ins Gesicht schüttelte der Mann Rosanna wie eine lästige Fliege ab. Sie spürte Blut auf ihrer Unterlippe.
    Â»Rosanna …«, wimmerte Simone. Rotz lief ihr aus der Nase, sammelte sich oberhalb ihrer Lippe. »Hilf mir! Er tut mir weh!«
    Â»Lass das Kind los!« Rosannas Stimme brach. Der Mann beachtete ihre Schläge und Tritte gar nicht. Er war wie von Sinnen.
    Â»Rosanna!« Simones Kreischen wurde erstickt, als der Mann ihren Kopf zur Seite drückte. Zerquetschte Blaubeeren verschmierten ihre Wange. Der Mann nestelte an seiner Hose, und seine rechte Hand schob Simones Rock nach oben. Jaulend wollte sie sich aus seinem Griff befreien, doch er hielt sie auf dem Boden fest, stöhnte und grunzte. Sein sehniger Leib drückte auf Simones Brüste, ihren Bauch, schnürte ihr die Luft ab. Er lachte, dann lallte er etwas in einer unverständlichen Sprache.
    Simones Kopf rutschte in der Beerenmasse hin und her. Ihr Blick war glasig, sie schien die Freundin nicht mehr zu erkennen.
    In Rosannas Kopf hämmerte der Gedanke, dass Simonedabei war, den Verstand zu verlieren. Was mach ich nur? Was mach ich? Was …
    Und plötzlich hatte sie den Prügel in der Hand.
    Holte aus.
    Schlug zu.
    Das Holz traf den Hinterkopf des Mannes.
    Sein Lachen verendete in dem dumpfen

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