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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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und vor zwei Wochen hatte die Firma den Webstuhl schließlich abholen lassen. Margret hatte von einem Tag auf den anderen ohne Einkommen dagestanden. Erst vor ein paar Tagen war sie deshalb bei Franziska gewesen undhatte um Arbeit gebeten. Sie könne dienstags bei der Wäsche helfen, bot die Wirtin ihr lediglich an. Für fünfundzwanzig Pfennige. Für dieses Geld gab’s im »Fuchsen« gerade einmal ein Brot mit Käse – und Margret sollte dafür einen ganzen Tag im stickigen Waschhaus verbringen.
    Â»Herrje – schon wieder ein Fass leer!« Gustav Breuer riss Rosanna aus ihren Gedankengängen. »Man könnte meinen, die Fässer hätten unten auch ein Loch! Zacharias, richte dich darauf ein, dass du am nächsten Montag mit Anton nach Schwend fährst und Nachschub holst.«
    Zacharias nickte säuerlich.
    Wieder einmal wunderte sich Rosanna darüber, dass dem Breuer-Sohn die Fahrten nach Schwend zur Brauerei Jugel so ungelegen kamen. Sicher, es war schwere Arbeit, den Wagen mit den Fässern zu beladen, aber so ein Ausflug bot doch immerhin etwas Abwechslung! Anton war jedenfalls vor lauter Freude stets aus dem Häuschen, wenn es hieß, Pferde und Wagen vom Bauer Frisch auszuleihen und nach Schwend zu kutschieren.
    Mit einem Seufzer trank Rosanna noch einen Schluck Wasser. Dann streckte sie sich kurz und stand auf. Erst im letzten Moment fiel ihr ein, dass sie ein gutes Wort für Gottlieb König einlegen sollte. Sie räusperte sich.
    Â»Ach, Herr Breuer, der Herr König lässt anfragen, ob Sie vielleicht noch einmal Kräutergeist und Handcreme als Bezahlung nehmen würden …«
    Zacharias kicherte, aber sein Vater verdrehte die Augen. »Wir betreiben doch keinen Tauschhandel! Allmählich nimmt das wirklich überhand!«
    Rosanna schaute den Wirt erwartungsvoll an, als hätte er noch gar nichts gesagt.
    Â»Also gut, sag ihm, wir nehmen ein halbes Dutzend Flaschen Kräutergeist und eine Dose von der Creme. Franziska behauptet, die sei wirklich gut«, fügte er noch hinzu, als müsse er seine Entscheidung vor sich selbst rechtfertigen. Undeutliche Wortevor sich hin knurrend, verschwand er kurz darauf wieder hinter seinem Zapfhahn.
    Rosanna wollte gerade mit neuem Schwung nach dem Tablett mit den frisch gefüllten Bierkrügen greifen, als sie eine Hand auf ihrem Arm spürte.
    Â»Warte mal, der Gottlieb wird die gute Nachricht noch schnell genug erfahren. Aber das Ehepaar da … Sind das auch Händler?« Zacharias deutete auf den Fenstertisch, wo eine sehr zarte, blasse Frau und ein ebenfalls ziemlich schmächtiger Mann saßen. Trotz ihrer fahlen Hautfarbe waren die Wangen der beiden gerötet, ob vom Wein oder weil sie so dicht beieinander saßen, war schwer zu sagen.
    Â»Mutter sagt, sie hätten nur einen Koffer dabei und in ihrer Kutsche wäre auch nicht mehr Gepäck gewesen.«
    Â»Nein, Händler sind das nicht, aber ich weiß auch nicht, in welcher Angelegenheit sie unterwegs sind. Als ich vorhin die Suppe auftrug, schwärmte die Frau dem Mann gerade von den ›heilenden Düften‹ des Waldes vor und dass die ihr so gut täten.« Rosanna zuckte mit den Schultern.
    Â»Ach, daher weht der Wind!« Für Zacharias schien nun alles klar zu sein. »Wahrscheinlich hat ihr Geld für einen Aufenthalt in Bad Säckingen oder einem anderen Kurbad nicht gereicht, und so erholen sie sich halt hier vom harten Stadtleben!«, erklärte er auf Rosannas verständnislosen Blick hin. Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Leute, die ohne triftigen Grund aus der Stadt bis nach Rombach kamen? Der Gedanke war Rosanna neu, aber er gefiel ihr. Er machte Rombach zu etwas Besonderem. Sie nahm sich vor, zu dem Ehepaar sehr freundlich zu sein. Schließlich sollten die Städter ihren Aufenthalt hier in bester Erinnerung behalten!
    Zacharias’ Hand ruhte noch immer auf ihrem Arm, hatte sich jedoch ein Stück auf ihre Hand zubewegt. Dort, wo sein kleiner Finger ihren Handrücken berührte, spürte Rosanna ein heftiges Brennen.
    Â»Wenn ich später einmal genug Geld habe, möchte ich auchin Kurbäder reisen und Kaffee trinken und essen gehen wie die vornehmen Leute. Vielleicht kann man sich dabei noch ein paar Anregungen für den ›Fuchsen‹ holen«, sagte Zacharias.
    Sein Vater warf ihm einen missmutigen Blick zu. »Wenn ihr mit

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