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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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eurer Plauderei fertig seid, könnte sich der Herr vielleicht bequemen, mir zu helfen.« Er wies auf das leere Bierfass vor sich. Dann stieß er die Tür auf und rollte es hinaus. Sofort drang ein Schwall kalter Aprilluft in die Gaststube. In den frühen Abendstunden hatte es geregnet und die Nacht war kalt, wahrscheinlich würde es später noch Frost geben.
    Rosanna, die von der Arbeit verschwitzt war, fuhr ein Schauer über den Rücken.
    Zacharias bemerkte ihr Zittern und zog die Tür wieder zu. Wütend stieß er die Luft aus. »Ich hab ihm schon heute Mittag gesagt, dass wir ein weiteres Fass Bier bereitstellen müssen. Aber er wusste es ja wieder besser! Jetzt kann es dauern, bis wir Nachschub hier haben. Um an die letzten vollen Bierfässer zu gelangen, müssen wir nämlich erst das halbe Lager umräumen, so viele andere Dinge haben sich inzwischen davor angesammelt. Behältst du hier alles im Griff, solange wir im Lager sind?«
    Rosanna ließ ihren Blick durch die Gaststube schweifen. Die Männer vom Stammtisch waren in ihr Kartenspiel vertieft, an den anderen Tischen wurde gegessen, alle Gläser waren noch halb voll – die Gäste waren also gut versorgt. Rosanna nickte. Dann erhob sie sich mit einem übertriebenen Seufzer.
    Â»Da der feine Herr demnächst Kaffee trinken gehen möchte, mach ich am besten mit dem Geldverdienen weiter. Und solange kein Bier da ist, muss ich halt etwas anderes verkaufen!« Sie lächelte Zacharias an und wollte sich gerade die Platte mit den Hefeteilchen schnappen, um sie den Gästen anzubieten, als Zacharias abermals ihre Hand packte. Er lugte in Richtung des Touristenpaares.
    Â»Schau mal, wie verliebt die sich angucken. Ich glaube, am liebsten würde er sie sofort küssen!«
    Tatsächlich, die beiden Köpfe kamen sich immer näher. DerMann flüsterte seiner Frau etwas ins Ohr, woraufhin sie ihm ihr Gesicht noch weiter zuneigte.
    Â»Vielleicht sollte ich besser nicht stören?«, murmelte Rosanna.
    Â»Oder erst recht!«, erwiderte Zacharias und deutete in Richtung der anderen Gäste, von denen sich einige inzwischen neugierig nach dem Liebespaar umwandten.
    Â»Hoffentlich ist das nicht ansteckend«, murmelte Zacharias gespielt besorgt. »Stell dir nur vor, der Stammtisch würde …«
    Rosanna prustete vor Lachen los, und auch Zacharias gelang es nicht länger, sorgenvoll dreinzuschauen.
    Â»Und was ist mit dir? Hast du schon mal einen Mann geküsst?«, fragte Zacharias so leise, dass Rosanna im ersten Moment glaubte, sich verhört zu haben. Sein Atem roch nach frischem Bier und Metzelsuppe, und sein Blick ruhte forschend auf ihrem Gesicht.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie.« Sie verstummte nur kurz und fragte dann mit zugeschnürter Kehle: »Und du? Hast du schon mal …« Rosanna spürte, dass sie errötete. Auf einmal wurde ihr ganz heiß.
    Â»â€¦ einen Mann geküsst? Nein, nie!«, kam es im Brustton der Überzeugung zurück.
    Rosanna musste kichern und bemerkte zunächst gar nicht, dass Zacharias erneut ihre Hand ergriffen hatte.
    Â»Aber dich … dich würde ich gern einmal küssen«, raunte er. »Deine Lippen sind so rosig wie Marzipan, so weich … Wie oft hab ich mir schon vorgestellt, sie berühren zu dürfen!«
    Rosanna schaute sich erschrocken um, doch glücklicherweise war niemand in Hörweite. Und es schaute auch keiner zu ihnen herüber. Man stelle sich nur vor, ein Gast würde der Wirtin erzählen, er habe die Magd beim Schäkern mit dem Wirtssohn erwischt! Rosanna blinzelte verlegen, sie wusste nicht, was größer war – ihre Angst oder ihre Freude über Zacharias’ Gefühlsausbruch. Zacharias …
    Â»Und … und warum tust du’s dann nicht?«, hörte sie sichsagen und erschrak gleich noch einmal. War das ihre Stimme? So fremd, so forsch, so kokett? Ihr waren wohl die freundlichen Gespräche mit den Gästen und deren Komplimente zu Kopf gestiegen! Was musste Zacharias nun von ihr denken!
    Doch er hatte sie schon hinter die Theke gezogen. Sein Blick wanderte unruhig über ihre Schulter, und erst als er sich überzeugt hatte, dass niemand ihnen Aufmerksamkeit schenkte, neigte er seinen Kopf zu ihr hinab.
    Â»Mit dem größten Vergnügen …«
    Rosannas Augenlider flatterten wie Schmetterlinge. Aufgeregt

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