Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Antrag nach Mitternacht

Antrag nach Mitternacht

Titel: Antrag nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Camp
Vom Netzwerk:
und sich weigern, das Haus zu räumen. Vielleicht würde er sie ja gar nicht verklagen, auch wenn seine Drohung recht überzeugend geklungen hatte. Selbst wenn er es tat, bestand immer noch die Möglichkeit, dass das Dokument eine Fälschung war. Sie zweifelte zwar nicht daran, dass Andrew für ein scheinbar gutes Blatt ihr Heim eingesetzt hätte, aber ganz bestimmt war Galen Perkins auch dazu fähig, ein Schriftstück zu fälschen.
    Wenn sie ihn allerdings zwang, das Haus vor Gericht einzuklagen, dann würde er sicher seine Ankündigung wahrmachen und die schäbigen Bekannten ihres Mannes in den Zeugenstand treten lassen, um Francesca in aller Öffentlichkeit zu demütigen. Selbst wenn das Dokument eine Fälschung war und es keinen Zeugen gab, konnte er irgendwo zwei Männer und ein paar Prostituierte auftreiben, die für ein paar Goldmünzen bereitwillig aussagten, dass Lord Haughston in ihrer Gegenwart seinen Besitz als Spieleinsatz genommen hatte.
    Allein der Gedanke, einen solchen Skandal durchstehen zu müssen, war schon unerträglich. In allen Zeitungen würde ihr Name auftauchen, sie wäre das Stadtgespräch von ganz London, vom höchsten Lord bis zum einfachsten Dienstmädchen. Und letzten Endes würde sie ihr Zuhause doch verlieren, denn die Unterschrift hatte der von Andrew sehr ähnlich gesehen.
    Was sollte sie machen, wenn sie diese Bleibe verlor? Wohin sollte sie gehen? Zurück nach Redfields, wo sie für den Rest ihres Lebens von der Großzügigkeit ihres Bruders abhängig war? Dom und seine Frau Constance würden sie natürlich willkommen heißen und sich nicht beklagen, aber sie fürchtete, den beiden zur Last zu fallen – so wie sie fürchtete, nichts mehr zu besitzen, was tatsächlich ihr selbst gehörte. Abgesehen davon würde sie wie im Exil leben, wenn sie das gesamte Jahr über weit weg von London verbringen musste.
    Vielleicht würde das Witwen-Leibgedinge ihr gestatten, ein bescheidenes Dasein in London zu führen, indem sie irgendwo ein Zimmer mietete. Doch was für ein Leben sollte das noch sein? Ohne Haus, ohne Dienerschaft, ohne Geld, um sich Kleidung zu kaufen? Und wenn jeder in der Gesellschaft wusste, dass sie völlig mittellos war, konnte sie auch nicht ihre Position als eine der strahlenden Größen der beau monde wahren.
    Sie würde nicht länger ihr Einkommen aufbessern können, indem sie junge Mädchen durch die Saison begleitete.
    Nein, dachte sie bestürzt und kämpfte gegen ihre Tränen an. Es war nicht zu leugnen, dass sie vor dem Ruin stand. Wenn es ihr nicht gelang, sich Perkins irgendwie vom Hals zu halten, wäre das praktisch das Ende ihrer Welt.

8. KAPITEL
    Als Francesca am nächsten Morgen erwachte, war Furcht das Erste, was sie verspürte. Am Abend zuvor hatte sie sich in den Schlaf geweint. Ihre Gedanken kreisten einzig um die schreckliche Situation, in die Perkins sie gebracht hatte. In der Nacht war sie von entsetzlichen Träumen verfolgt worden, sie waren aber so vage gewesen, dass ihr nur die Angst im Gedächtnis geblieben war.
    Sie zitterte noch immer, als Maisie ihr Tee und Toast brachte, und während sie halbherzig ein paar Bissen zu sich nahm, überschlugen sich ihre Gedanken. Wenn sie doch nur jemanden um Rat fragen könnte! Bloß fiel ihr niemand ein. Ihr Bruder stand ihr noch am nächsten, und er würde auch Verständnis für ihr Problem haben. Aber sie wusste, wenn sie ihm gegenüber auf das Thema zu sprechen kam, würde er alles versuchen, um ihr aus ihrer misslichen Lage zu helfen, selbst wenn er sich selbst damit in den Ruin stürzte. Aus diesem Grund konnte sie ihm nichts davon sagen.
    Sir Lucien war immer ein guter Freund für sie gewesen, und obwohl sie es nie zur Sprache brachte, waren ihm ihre finanziellen Schwierigkeiten sehr wohl bekannt. Allerdings war es um ihn in dieser Hinsicht nicht besser gestellt als um sie, und sie wusste, dass sie von ihm keine Unterstützung erwarten konnte. Abgesehen davon war Lucien in Geldangelegenheiten so unbedarft wie sie und würde auch keine Lösung wissen.
    Irene war ihr mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen, sie war eine intelligente Frau und hatte mit Sicherheit eine Vorstellung davon, wie es um Francescas Situation bestellt war. Sie hätte wohl noch am ehesten einen Vorschlag zur Hand, und sie würde ihr vermutlich sogar aus der Misere helfen können, ganz abgesehen davon, dass ihr Mann Gideon einer der wohlhabendsten Männer Londons war. Doch alles in ihr sträubte sich dagegen, Irene um Beistand zu bitten.

Weitere Kostenlose Bücher