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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mauerwerk und einen kaum doppelt handbreiten Pfad aus bröckeligem Stein aus der Dunkelheit, und schaumiges Wasser, auf dem ungesund anmutende Dinge schwammen, aber er löschte auch zugleich das graue Licht dahinter aus, sodass man beinahe weniger sah als vorher. Trotzdem bückte sich Abberline und machte einen weiteren, tastenden Schritt in die übelriechende Brühe hinein.
    »Was haben Sie vor, Frederick?«, fragte Maistowe nervös.
    Abberline machte einen weiteren Schritt, tastete vorsichtig unter Wasser nach festem Halt und zog sich dann vorsichtig auf den gemauerten Sims hinauf. Die Lampe in seiner Hand tanzte wild hin und her und erfüllte den Tunnel mit zusätzlichen, gespenstischen Schatten. »Wir müssen ihn suchen«, antwortete er mit einiger Verspätung. »Er könnte noch leben.«
    Maistowe ächzte vor Unglauben, und Jones wurde noch blasser, als er sowieso schon war.
    »Tun Sie das nicht, Inspektor«, sagte Bast ernst. »Es sei denn, Sie wollen auch sterben.«
    Wie zur Antwort drang ein weiterer, gedämpfter Schrei aus der Dunkelheit heraus. Vielleicht auch nur das verzerrte Echo irgendeines anderen Geräusches – aber für Abberline reichte es.
    »Ich werde keinen meiner Männer im Stich lassen«, sagte er grimmig. »Laufen Sie zurück zum Yard, Jacob! Holen Sie Verstärkung. Wir brauchen Lampen und Waffen!«
    »Er wird Sie ebenfalls töten, Inspektor«, sagte Bast ernst. Das Schlimme war, dass Abberline recht hatte: Der Polizist lebte noch. Seine Schreie waren mittlerweile verstummt, aber sie konnte seine Qual und die grauenhafte Angst spüren, die er litt. Selbstverständlich würde sie sich hüten, Abberline gegenüber auch nur ein einziges Wort davon zu erwähnen.
    Aber der Mann überraschte sie ein weiteres Mal. »Er lebt noch, das spüre ich«, sagte er entschlossen. »Ich an seiner Stelle würde erwarten, dass mir jemand zu Hilfe eilt, und ich werde dasselbe für jeden meiner Männer tun. Jacob – geben Sie Jones Ihre Pistole, und dann laufen Sie zum Yard und tun, was ich Ihnen aufgetragen habe.«
    »Was für eine …?«, begann Maistowe, aber er kam auch diesmal nicht dazu, seinen Satz zu beenden.
    »Jacob, bitte!«, unterbrach ihn Abberline. »Wir haben keine Zeit für so etwas! Ich weiß, dass Sie immer eine Waffe bei sich haben. Also geben Sie sie Jones, und dann laufen Sie!«
    Maistowe zierte sich noch eine Sekunde, aber dann griff er unter seine Jacke und förderte einen altmodisch aussehenden Trommelrevolver zutage, den er Jones reichte. »Und was soll ich Ihren Kollegen sagen?«, fragte er.
    »Auf jeden Fall nichts von einem Drachen « , schnaubte Abberline. »Jones, kommen Sie!«
    Jones sah nicht begeistert aus – vorsichtig ausgedrückt –, aber er trat gehorsam ins Wasser hinein und watete hinter Abberline her, bis er sich ebenfalls auf den schmalen Sims hinaufziehen konnte. Sein Gesicht war mittlerweile nicht mehr blass, sondern grün.
    Bast wartete, bis Maistowe gegangen war, dann schob sie ihr Schwert unter den Gürtel, streckte die Arme aus und folgte Abberline und Jones mit einem beherzten Satz auf den gemauerten Sims, ohne mit dem verdreckten Wasser auch nur in Berührung zu kommen. Jones schenkte ihr einen fast dankbaren Blick, aber Abberlines Miene verfinsterte sich noch mehr.
    »Was soll das?«, fragte er scharf. »Bleiben Sie gefälligst, wo Sie sind!«
    »Ganz bestimmt nicht«, antwortete Bast, der klar war, dass nichts, was sie sagte, Abberline von seinem Vorhaben abhalten würde. »Oder glauben Sie wirklich, ich lasse mir die Chance entgehen, einem Drachentöter bei seiner Arbeit zuzusehen?«
    Abberline gab sich redliche Mühe, sie mit Blicken zur Salzsäule erstarren zu lassen, sah aber irgendwann die Sinnlosigkeit seiner Bemühungen ein und ging so schnell weiter, wie es auf dem schmalen Sims überhaupt möglich war. Der grellweiße Strahl seines Scheinwerfers huschte wie ein kleines, geschäftiges Tier lautlos vor ihm über den Sims und enthüllte Dinge, von denen Bast die allerwenigsten sehen wollte, aber keine Spur von dem unglückseligen Polizisten oder gar dem Drachen.
    Nach zwei oder drei Dutzend Schritten erreichten sie eine T-Kreuzung. Abberline blieb stehen und schwenkte seinen Scheinwerfer hilflos abwechselnd in beide Richtungen. Genau jetzt wäre der passende Moment, um umzukehren, dachte Bast.
    Stattdessen sagte sie: »Rechts.«
    Abberline sah sie zwar zweifelnd an, hob aber dann nur die Schultern und wandte sich in die angegebene Richtung, und sei es nur,

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