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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Maistowe nur noch einen Augenblick lang finster an, dann drehte er sich mit einem Ruck zu einem der Bobbys – Barton, wenn Bast sich richtig erinnerte – herum.
    »Falls Sie nicht darauf bestehen, dass ich selbst zum Revier zurücklaufe und die nötige Unterstützung hole, Konstabler, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir diese kleine Mühe abnehmen würden«, sagte er ätzend. »Hier muss alles abgesperrt werden, und wir brauchen Spezialisten, die hier alles nach Spuren absuchen. Glauben Sie, dass Sie mir diesen kleinen Gefallen erweisen könnten?«
    »Sicher«, antwortete Barton hastig. »Ich …«
    Der Fluss hinter ihm explodierte in einer brüllenden Woge aus spritzendem Schaum und Panzerplatten und Zähnen, und ein Paar riesiger, geschuppter Kiefer schloss sich mit einem grässlichen Knirschen um den Oberkörper des Bobbys und riss ihn ins Wasser hinab. Blutiger Schaum spritzte mehr als mannshoch und besudelte Bast, Abberline und Maistowe, und Barton, obschon bereits unter Wasser gezogen, stieß einen markerschütternden Schrei aus und begann verzweifelt um sich zu schlagen. Das Letzte, was Bast von ihm sah, war eine hilflos aus dem Wasser emporgereckte Hand, der zwei Finger fehlten, und einen gezackten Rückenkamm, der sich rasend schnell davonschlängelte und das Wasser teilte wie eine gezahnte Säbelklinge.
    Es war Abberline, der seinen Schrecken als Erster überwand, nicht Bast. So schnell, wie sie es bei einem normalen Menschen kaum für möglich gehalten hätte, fuhr er herum, riss seine Pistole in die Höhe und gab rasch hintereinander zwei Schüsse ab, die das Ungeheuer allerdings weit verfehlten. Praktisch gleichzeitig stürmte er los.
    Und endlich erwachte auch Bast aus ihrer Erstarrung. Mit zwei, drei gewaltigen Sätzen war sie neben Abberline und an ihm vorbei, versuchte noch schneller zu laufen und wäre um ein Haar kopfüber ins Wasser gestürzt, als der gemauerte Uferpfad vor ihr plötzlich abbrach. Sie sah gerade noch einen geschuppten Schwanz, länger als ein Mann und mit schrecklichen Knochenklingen besetzt, der in einem gemauerten Bogen verschwand, dann musste sie hastig zugreifen, um Abberline aufzufangen, der neben ihr auftauchte und um ein Haar ebenfalls ins Wasser gestürzt wäre.
    »Was war das?!«, keuchte er. »Um Gottes willen, was …?«
    »Sobeks Drache«, antwortete Bast düster. »Es tut mir leid. Ich habe ihn nicht kommen sehen.« Aber sie hätte es müssen. Sie hätte wissen müssen, dass Sobek sein Schoßtierchen nicht nur mitgebracht hatte, um mit ihm zu kuscheln. Verdammt, sie hatte das Biest gesehen!
    Abberline sah sie bestürzt an. »Ein … Drache?« Er lachte nervös. »Sie machen Witze.«
    Bast wollte antworten, aber in diesem Moment drang ein gellender Schrei aus dem Tunnel, und Abberline tat etwas vollkommen Irrsinniges: Mit einem einzigen Satz war er im Wasser, das ihm sonderbarerweise aber nur bis zu den Oberschenkeln reichte, und machte Anstalten, geduckt in den gemauerten Tunnel hineinzuwaten.
    »Frederick, kommen Sie zurück!«, schrie Maistowe. »Das ist Selbstmord!«
    Abberline zögerte tatsächlich, aber offensichtlich nicht, weil er auf Maistowes Warnung hörte – er machte einen weiteren Schritt, hielt sich mit der freien Hand am oberen Rand der Tunnelöffnung fest und spähte geduckt in den finsteren Abwasserkanal hinein. Die Schwärze dahinter war offensichtlich nicht nur für Basts Augen nicht so undurchdringlich, wie es im ersten Moment den Anschein gehabt hatte. Sie erkannte einen ungesunden, flackernd grauen Schimmer, der aus dem Nichts zu kommen schien und Assoziationen von Fäulnis und Verfall und kriechenden Dingen mit sich brachte. Der Gestank war atemberaubend.
    »Jones!« Abberline wedelte in Richtung des zweiten Polizisten, der als Einziger zurückgeblieben war und vollkommen erstarrt zu sein schien. »Ihre Lampe! Jones. 1 «
    Der Polizist starrte eine weitere, geschlagene Sekunde aus weit aufgerissenen Augen einfach ins Leere, dann aber fuhr er umso heftiger zusammen, eilte los und reichte Abberline seine Karbidlampe, wobei er sich so weit vorbeugte, dass er um ein Haar die Balance verloren hätte, nur um dem übelriechenden Wasser nicht zu nahe zu kommen. Abberline durchbohrte ihn schier mit Blicken, und Jones richtete sich hastig wieder auf und brauchte mit ungelenk zitternden Fingern drei Versuche, um die Lampe zu entzünden, bevor er sie Abberline zum zweiten Mal reichte.
    Der kalkweiße Lichtstrahl riss verschimmeltes

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