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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ist es nicht, Mrs Walsh«, seufzte Bast, hob aber auch zugleich rasch die Hand und schüttelte den Kopf. »Es handelt sich nicht um eine Sekte oder einen Kult, und ihren Kindern die Namen unserer alten Götter zu geben ist in meinem Land nicht ungewöhnlich … so wenig wie hier, wo die Hälfte der Kinder die Namen christlicher Heiliger trägt. Aber in einem Punkt haben Sie recht, Inspektor – manche, wie Horus, sind tatsächlich der Meinung, sich dafür rächen zu müssen, dass Fremde unsere heiligsten Orte schänden, die Gräber unserer Könige plündern und ihre Leichname in Museen ausstellen, wo sie von Neugierigen begafft werden können.«
    »Und Sie?«, fragte Abberline. »Ist das auch Ihre Meinung?«
    Bast war im ersten Moment verwirrt über diese Frage, aber dann wurde ihr selbst klar, wie scharf ihre Stimme bei den letzten Worten geklungen hatte.
    »Nein.« Bast zwang sich zu einem Lächeln. »Ganz im Gegenteil. Ich wollte Ihnen nur Horus’ Standpunkt klarmachen. Aber es ist … war … seine Meinung, nicht meine. Ich bin hierhergekommen, um Patsy … Isis … vor Horus und Sobek zu warnen. Das ist die Wahrheit.«
    »Und es macht Ihnen gar nichts aus?«, fragte Abberline. »Dass Ihre heiligsten Gegenstände in unseren Museen ausgestellt werden? Mich würde es stören, wenn christliche Reliquien in einem Museum in Kairo hängen würden.«
    »Ich bin nicht begeistert davon«, sagte Bast kühl. »Aber die Zeiten ändern sich. Vor langer Zeit hat mein Volk nahezu über die gesamte Welt geherrscht und vermutlich dasselbe mit den Heiligtümern anderer Völker getan. Heute beherrscht Ihr Volk die Welt, und wir müssen uns beugen. In weiteren tausend Jahren wird ein anderes Volk hier herrschen und die Krone eurer Könige in einem Museum ausstellen. So ist nun einmal der Lauf der Zeit.«
    »Das hört sich ziemlich abgeklärt an«, sagte Abberline.
    »Ich würde das Wort realistisch vorziehen«, antwortete Bast. »Leider hat Horus das nicht so gesehen.«
    »Und Sie glauben, damit ist die Angelegenheit für mich erledigt?«, fragte Abberline.
    »Das sollte sie sein, Inspektor«, antwortete Bast ernst. »Oder was glauben Sie jetzt noch erreichen zu können?«
    »Die Wahrheit.«
    »Welche Wahrheit?«, fragte Bast spöttisch. »Dass Ihr oberster Vorgesetzter sich hat kaufen lassen? Das werden Sie jetzt schwerlich beweisen können, jetzt, wo Horus und Sobek tot sind. Und selbst wenn – Monro hat sie vermutlich für Kunstdiebe oder Schmuggler gehalten und sich seinen Anteil gesichert. Selbst wenn Sie es beweisen könnten, würde ihm nicht viel passieren – aber Ihre Karriere wäre zu Ende.«
    »Und deshalb soll ich zwei Mörder laufen lassen?«
    »Sie sind tot«, erinnerte Bast. »Wenn Horus und Sobek tatsächlich für die Ripper-Morde verantwortlich waren, dann hören sie jetzt auf.«
    »Und wenn nicht, beweist das nur, dass Monro wirklich nichts damit zu tun hat«, fügte Maistowe hinzu. »Bast hat recht, Frederick. Was immer Sie unternehmen, schadet nur Ihnen selbst. Schätzen Sie sich einfach glücklich, dass die Sache so glimpflich abgegangen ist. Immerhin leben Sie noch, und schließlich haben Sie die Kerle am Ende erwischt. Ist das nicht Ihre Aufgabe?«
    »Meine Aufgabe ist es, die Wahrheit herauszufinden«, sagte Abberline. Aber er klang zugleich auch verunsichert. Er sah Bast nach wie vor durchdringend und misstrauisch an. Ihre Worte erklärten zweifellos viel, aber längst nicht alles. Sie konnte nur hoffen, dass er gar nicht alles von dem verstehen wollte, was er gesehen und erlebt hatte.
    »Es fällt mir schwer zu glauben, dass Sie rein zufällig gerade in diesem Moment hier aufgetaucht sind und mit alldem nichts zu tun haben«, sagte er.
    »Das habe ich auch nie behauptet«, antwortete Bast. »Aber ich habe nichts mit dem zu tun, was Horus und Sobek getan haben. Ich bin hierhergekommen, um Isis vor ihnen zu warnen, das ist alles.«
    »Aber das dürfte ja nun nicht mehr nötig sein«, sagte Abberline.
    »Nein«, bestätigte Bast. »Und aus diesem Grunde werde ich England auch verlassen. Vielleicht schon morgen – wenn Sie nichts dagegen haben, heißt das.«
    »Das kann ich im Moment noch nicht entscheiden«, antwortete Abberline. »Ich neige dazu, Ihnen zu glauben, aber es gibt noch zu viele offene Fragen … und letzten Endes entscheide ich darüber auch nicht allein. Ich muss Sie also bitten, zumindest noch eine kleine Weile in London zu bleiben. Es könnte sein, dass ich Ihre Hilfe noch

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