Anubis 02 - Horus
Kriegerin, wenn du so willst. Ich kann dir beibringen, wie man sich verteidigt.«
»Irgendetwas stimmt jedenfalls nicht mit dir«, beharrte Cindy. »Ich glaube nicht, dass ich bei dir bleiben will.«
»Na, gut.« Bast wandte sich brüsk zur Tür. »Wasch dich. Und dann komm nach unten. Ich sehe inzwischen zu, dass ich ein Frühstück für uns zusammenbekomme.«
»Und wenn ich das nicht will?«, fragte Cindy trotzig.
»Dich waschen oder frühstücken?« Bast bemühte sich, ein möglichst grimmiges Gesicht zu machen. »Wenn du wirklich glaubst, dass ich eine Hexe bin, dann solltest du es dir zweimal überlegen, dich mit mir anzulegen. Ich könnte dich in einen Frosch verwandeln oder dich zwingen, den ganzen Tag auf einem Bein herumzuhüpfen und wie ein Huhn zu gackern.«
Sie ging, bevor Cindy antworten konnte, aber ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich schlagartig noch einmal um mehrere Grade, kaum dass sie das Zimmer verlassen hatte. Das war die zweite Runde, die ganz eindeutig an Cindy ging, und irgendetwas sagte ihr, dass sich daran auch nichts ändern würde, solange sie nicht zu wirklich drastischen Maßnahmen griff. Nein, es war vollkommen unmöglich, dass das Mädchen bei ihr blieb.
Sie ging nach unten und durchsuchte Mrs Walshs Küche nach etwas Essbarem. Sie selbst war nicht wählerisch und konnte auch von Dingen leben, die andere glatt umgebracht hätten, aber sie wollte Cindy nicht auch noch mehr verschrecken, indem sie sie mit ihrem persönlichen Speiseplan konfrontierte. Sie hatte keine Ahnung, was der landestypische Speiseplan war, fand aber schließlich einige Hühnereier und ein paar Streifen Speck, die sie in einer Pfanne zu einem nicht unbedingt appetitlich aussehenden Etwas zusammenbriet, das zumindest genießbar roch.
Das Mädchen saß an dem mittlerweile erloschenen Kamin, als sie mit der noch brutzelnden Pfanne in der einen und zwei Tellern samt Besteck in der anderen Hand aus der Küche kam. Cindy trug noch immer Mrs Walshs Nachthemd, hatte sich aber zusätzlich in eine Decke gemummelt und die Beine unter den Körper gezogen, und der Anblick machte Bast klar, wie empfindlich kalt es inzwischen hier drinnen geworden war. Cindy musste die Kälte sogar noch mehr fühlen, denn sie hatte getan, was sie ihr aufgetragen hatte, und sich gewaschen. Ihr Haar klebte in nassen Strähnen an ihrem Kopf, was ihr Gesicht noch schmaler und verwundbarer erscheinen ließ.
»Was ist das?« Cindy schnüffelte demonstrativ und reckte den Hals nach der Pfanne. Sie sah nicht begeistert aus.
»Hexenfrühstück«, antwortete Bast. Sie lud ihre Last scheppernd auf dem Tisch ab und bückte sich nach dem Kamin, um das Feuer wieder in Gang zu setzen, gab den Gedanken aber sofort wieder auf. In der Feuerstelle befand sich nur noch kalte, fast weiße Asche, und sie war einfach zu träge, um nach draußen zu gehen und Holz zu holen.
»So riecht es auch«, antwortete Cindy, was sie aber nicht daran hinderte, sich aus ihrer Decke zu schälen und sich über die Mahlzeit herzumachen – über die Pfanne, nicht über einen Teller.
Bast sah ihr eine Weile amüsiert zu. Allzu schlecht schien es um ihre Kochkünste wohl doch nicht bestellt zu sein, oder Cindy war wirklich sehr hungrig gewesen. Sie verputzte den Inhalt der Pfanne bis auf den letzten Krümel, dann fuhr sie sichtbar zusammen und sah Bast fast ein wenig schuldbewusst an. »Jetzt habe ich dir gar nichts übrig gelassen.«
»Das macht nichts«, antwortete Bast ernst. »Du glaubst doch nicht, dass ich das Zeug, das ich zusammenpampe, auch noch selbst esse, oder?«
Cindy blinzelte verwirrt, unschlüssig, ob sie lachen oder diese Bemerkung ernst nehmen sollte. »Bist du denn … gar nicht hungrig?«, fragte sie zögernd.
»Doch«, antwortete Bast. »Sehr sogar.« Aber nicht auf diese Art von Nahrung. »Ich esse später.«
»Etwas Vernünftiges.«
»Natürlich. Was hast du gedacht? Es heißt nicht Hexenfrühstück, weil Hexen es frühstücken. Wir geben es unseren Opfern, um sie heimlich zu vergiften.«
»Dann hast du was falsch gemacht«, sagte Cindy. »Mit dem heimlich, meine ich.«
Bast verzog das Gesicht, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern betrachtete Cindy nachdenklich. Etwas … hatte sich geändert, nicht nur äußerlich. Anscheinend hatte das Mädchen beschlossen, ihre Taktik zu ändern, aber sie konnte nicht sagen, ob es Einsicht war oder Kalkül. Besser, sie ging von Letzterem aus.
»Ich habe in deinen Koffer geschaut«, sagte Cindy
Weitere Kostenlose Bücher