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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lächelnd. »Hast du gut geschlafen?«
    Cindy antwortete nicht, sah sie aber sehr aufmerksam an und legte die Hand auf Cleopatras Kopf. Das Schnurren der Katze wurde lauter, und Bast verspürte einen kurzen, aber heftigen Stich vollkommen absurder Eifersucht, für den sie sich selbst sofort mit einem mindestens ebenso heftigen schlechten Gewissen bestrafte.
    »Ich werte das einfach einmal als ein Ja«, sagte sie, trat ans Fenster und zog die Vorhänge zurück. Morgenlicht strömte herein und ließ die Konturen der Dinge schärfer hervortreten, Cindys Gesicht aber auch noch blasser und ihre Augen größer und dunkler erscheinen. Sie sagte immer noch nichts. Bast warf einen raschen, suchenden Blick auf die Straße und Abberlines Wachtposten hinab – er stand noch immer stocksteif da und starrte das Haus an –, schüttelte spöttisch den Kopf und wandte sich dann wieder Cindy und der Katze zu.
    »Wie ich sehe, habt ihr ja mittlerweile Freundschaft geschlossen«, sagte sie. »Jetzt mach mich nur nicht eifersüchtig, indem du mir meine beste Freundin ausspannst.«
    Cleopatra blickte ein bisschen beleidigt, und Cindy starrte sie weiter einfach an. Bast fühlte sich mit jedem Moment hilfloser. Sie hatte nicht die geringste Erfahrung im Umgang mit Kindern – und als wäre das nicht schwierig genug, war dieses Mädchen in der einen oder anderen Hinsicht ganz bestimmt kein Kind mehr –, und sie wusste einfach nicht, wie sie mit ihr umgehen sollte.
    »Hast du über meinen Vorschlag von gestern Abend nachgedacht?«, fragte sie. »Mich zu begleiten?«
    Sie hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet, doch Cindy nickte und schüttelte fast im gleichen Moment den Kopf.
    »Das will ich nicht«, sagte sie leise, aber mit sehr entschlossener Stimme.
    »Das trifft sich gut«, antwortete Bast. »Ich glaube nämlich inzwischen selbst, dass es eine dumme Idee war. Aber mir ist eine andere Idee gekommen, die dir vielleicht auch gefallen wird. Bist du hungrig? Ich jedenfalls könnte ein Frühstück vertragen. Was hältst du davon, wenn du dich wäschst und anziehst und wir beim Frühstück darüber reden?«
    Statt laut zu antworten, schlug Cindy die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett, und Bast stellte überrascht fest, dass sie zumindest einmal während der Nacht aufgestanden sein musste, denn sie trug jetzt ein gestreiftes Nachthemd, nicht nur ihre eigene Haut und unzählige blaue Flecke. Es war ihr um mehrere Nummern zu groß und hoffnungslos altmodisch und gehörte ganz offensichtlich Mrs Walsh.
    »Da hätten wir gleich das nächste Problem«, seufzte Bast. »Bevor wir uns eine neue Unterkunft suchen, brauchen wir etwas zum Anziehen für dich. So kannst du jedenfalls nicht auf die Straße.«
    »Ich habe Kleider«, antwortete Cindy, die jetzt schon wieder ein wenig trotzig klang, wenn auch nicht mehr annähernd so feindselig wie am vergangenen Abend. »Eine Menge Kleider sogar. Sie sind noch bei Maude.«
    »Ja, das ist mir klar«, antwortete Bast. »Aber wenn sie so aussehen, wie ich es befürchte, werden wir damit auch Probleme haben, ein anständiges Zimmer zu bekommen.« Sie brachte Cindy mit einer Geste zum Schweigen, als diese widersprechen wollte. »Ich lass mir was einfallen, keine Angst. Jetzt essen wir erst einmal, und dann sehen wir weiter. Kann ich mich darauf verlassen, dass du keinen Unsinn anstellst, wie zum Beispiel wegzulaufen?«
    »Du würdest mich doch sowieso wieder einfangen, oder?«
    »Vermutlich«, sagte Bast. »Die Frage ist, ob du es versuchen willst.«
    »Dann hindere mich doch daran«, antwortete Cindy. »Das kannst du doch.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Bast überrascht.
    Cindy schürzte trotzig die Lippen. »Du hast doch gestern auch dafür gesorgt, dass ich nicht weglaufe«, sagte sie. »Ich wollte es, aber ich konnte es nicht.«
    »Vielleicht ist dir einfach klar geworden, dass du hier besser aufgehoben bist«, antwortete Bast. Sie war verwirrt, und auch ein wenig beunruhigt. Cindy hatte ganz offensichtlich gespürt, dass etwas mit ihrem freien Willen nicht stimmte, und das war sehr ungewöhnlich.
    Cindy ignorierte ihre Antwort vollkommen. »Ich weiß nicht, was du bist«, sagte sie ernst. »Eine Hexe oder was? So wie du Ben fertiggemacht hast, das würde nicht einmal der stärkste Mann schaffen, den ich kenne.«
    »Und deshalb muss ich eine Hexe sein? Zu viel der Ehre. Da, wo ich herkomme, müssen auch Frauen beizeiten lernen, sich ihrer Haut zu wehren, weißt du? Ich bin … eine

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