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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur deshalb noch, weil wir zu Gespenstern geworden sind, an die niemand mehr glaubt. Aber auch diese Zeit ist vielleicht irgendwann vorbei. Noch sind wir unsichtbar, aber bald können sie uns sehen, und vielleicht werden sie irgendwann wieder wissen, dass es uns gibt. Was glaubst du, wie lange wir überleben können, wenn das passiert?«
    »Und deshalb willst du aufgeben und dich hier … verkriechen? « , fragte Bast ungläubig.
    »Vielleicht solltest du dasselbe tun«, seufzte Isis. »Oder dir wenigstens eingestehen, dass ich recht habe. Geh nach Hause, Bastet. Wenn du Horus aufhalten willst, dann tu es dort. Und nicht mit dem Schwert, sondern mit deinem Verstand. Scharf genug ist er. Du musst ihn nur benutzen.«

    Sie kam verwirrter wieder in der Pension an, als sie sie verlassen hatte; durcheinander und zornig auf Isis und vor allem sich selbst. Abberlines Wachhund stand noch immer auf der anderen Straßenseite und wurde kreidebleich, als er sie sah – Bast war weder in der Stimmung, noch hatte sie überhaupt daran gedacht, sich zu tarnen –, und normalerweise wäre ein solches Benehmen unter ihrer Würde gewesen, aber jetzt war sie einfach in der Stimmung, ihm nicht nur freundlich zuzuwinken, sondern auch ganz bewusst ihren Mantel zurückzuschlagen, als sie das Haus ansteuerte, sodass er das Schwert an ihrem Gürtel sehen musste. Um ein Haar hätte sie sich sogar selbst verletzt, nur damit er auch noch ein bisschen Blut auf der Klinge sah – aber das war ihr dann doch zu albern.
    Im Haus war es warm. Im Kamin prasselte das größte Feuer, das sie seit ihrer Ankunft hier erlebt hatte, und aus der Küche drang nicht nur das emsige Klappern von Geschirr, sondern auch ein verlockender Duft, der ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Während sie die Küche ansteuerte, sah sie auf die Zeiger der großen Standuhr und stellte überrascht fest, dass es auf Mittag zuging. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sie so lange unterwegs gewesen war.
    Als sie die Küche betrat, erlebte sie eine zweite Überraschung. Dass Mrs Walsh am Herd stand und eine Mahlzeit zubereitete, hatte sie erwartet. Was sie nicht erwartet hatte, war Cindy, die auf einem Stuhl auf der anderen Seite des großen Kohleherdes saß, mit den Beinen baumelte und Mrs Walsh interessiert zusah. Sie trug ein einfaches, aber offensichtlich neues Kleid, das ihr um gute zwei Nummern zu groß war, hatte das Haar zurückgebunden und sogar ein wenig Rouge aufgelegt, allerdings nicht auf eine Art, die Mrs Walshs gerechte Empörung noch weiter anstacheln würde, sondern wohl eher, um die blauen Flecke und Schwellungen in ihrem Gesicht zu überdecken. Freilich mit mäßigem Erfolg.
    »Oh«, machte Bast überrascht.
    Cindy sah sie nur wortlos an, aber Mrs Walsh ließ von ihren Töpfen ab und drehte sich beinahe erschrocken um. Ihr Gesicht hellte sich allerdings auf, als sie sah, wer hinter ihr stand.
    »Das nenne ich pünktlich«, sagte sie. »Gerade wollte ich anfangen, mir Sorgen zu machen, ob ich vielleicht zu viel gekocht habe. Aber wie es aussieht, nehmen Sie ja doch inzwischen ein paar britische Tugenden an.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Pünktlichkeit dazugehört«, antwortete Bast lahm. Ihr Blick irrte verwirrt zwischen Mrs Walsh und Cindy hin und her. Das Mädchen hier unten zusammen mit Mrs Walsh anzutreffen wäre so ziemlich das Letzte gewesen, womit sie gerechnet hatte.
    Mrs Walsh drohte ihr spielerisch mit dem Zeigefinger. »Bissige Ironie gehört jedenfalls nicht dazu«, sagte sie. »Aber es ist dennoch gut, dass Sie da sind. Wir haben eine Menge zu besprechen.«
    »Wir?«
    »Jacob, ich und Sie«, antwortete Mrs Walsh. »Er ist nur noch einmal rasch weg, um eine Besorgung zu machen, aber er hat mir fest versprochen, pünktlich zum Lunch wieder hier zu sein.«
    »Und er würde es niemals wagen, sein Wort zu brechen«, vermutete Bast.
    »Niemals«, antwortete Mrs Walsh. Ironie gehörte ganz offensichtlich nicht zu den typischen britischen Eigenschaften.
    »Und worüber?« Bast konnte nicht verhindern, dass ihr Blick noch einmal den Cindys suchte.
    »Auch über sie«, sagte Mrs Walsh. »Aber ich ziehe es vor, beim Essen mit Ihnen darüber zu sprechen. Auf diese Weise muss ich nicht alles zweimal erzählen, und bei einem guten Lunch redet es sich ohnehin besser, finde ich. Wer weiß, vielleicht werde ich Jacob sogar gestatten, anschließend eine seiner grässlichen Zigarren zu rauchen.«
    Gut, als Nächstes würde sie ihr vermutlich erklären, dass

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