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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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besser.« Sie seufzte und stand auf. »Ich werde nach dem Tee schauen, und wenn ich schon einmal dabei bin, gleich noch eine kräftige Brühe aufsetzen. Sie können sie sicher brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Möchten Sie nach unten kommen und mit uns essen, oder soll ich Cindy mit einem Teller nach oben schicken?«
    Bast war so ziemlich nach allem zumute, nur nicht nach Essen, aber sie nickte trotzdem. »Ich komme nach unten.«
    »Wie Sie möchten.« Mrs Walsh wandte sich zur Tür und bedeutete Maistowe mit einem Blick, ihr zu folgen, blieb aber dann wieder stehen und wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte. »Gehen Sie schon einmal voraus, Jacob. Ich habe da noch eine Sache mit Miss Bast zu besprechen.«
    Maistowe machte keinen Hehl aus seiner Neugier. »Was …?«
    »Eine reine Frauengeschichte«, beschied ihn Mrs Walsh streng. »Nichts, was Sie etwas anginge. Bitte schließen Sie die Tür. Von außen.«
    Maistowe riss verdutzt die Augen auf, und Mrs Walsh nahm ihm die Arbeit ab, indem sie ihm die Tür vor der Nase zuknallte, wartete aber, bis sich seine Schritte draußen auf dem Flur entfernt hatten, bevor sie sich wieder herumdrehte.
    »Welche Frauengeschichten wollen Sie denn mit mir besprechen?«, fragte Bast … aber ihr Lächeln erlosch, als sie den Ausdruck auf Mrs Walshs Gesicht gewahrte.
    »Jacob hat es nicht gesehen«, sagte Mrs Walsh ernst. »Er ist wohl noch zu benommen, oder vielleicht auch zu verängstigt, aber das ist nur gut so.«
    »Jacob hat was nicht gesehen?«, fragte Bast alarmiert.
    »Wie Sie Ben getötet haben«, antwortete Mrs Walsh. »Ich habe es gesehen. Und ich habe auch die beiden Männer gesehen, die Sie hier oben getötet haben.«
    »Ich hatte keine Wahl«, erwiderte Bast, aber Mrs Walsh unterbrach sie mit einem abermaligen zornigen Kopfschütteln.
    »Das meine ich nicht«, sagte sie scharf. »Das Warum ist mir klar. Was mich interessiert, ist das Wie.«
    Bast antwortete nicht gleich. Sie fragte sich, warum Mrs Walsh diese Frage stellte. Schließlich kannte sie die Antwort – sie hatte es mit eigenen Augen gesehen. »Warum fragen Sie das?«
    »Weil Sie behauptet haben, Sie wären ein Mensch«, erwiderte Mrs Walsh ernst. »Ich frage mich, ob Sie die Wahrheit gesagt haben, oder ob Sie vielleicht … etwas anderes sind.«
    »Und was sollte das sein?«
    »Sagen Sie es mir.«
    Bast erwog ihre Antwort genau. »Die Unsterblichkeit hat ihren Preis. Leben ist ein empfindliches Gut. Es … verbraucht sich. Manchmal muss man das Reservoir wieder auffüllen.«
    Mrs Walsh sah sie durchdringend an. Sie schwieg.
    »Haben Sie sich nie gefragt, warum man es Vereinigung nennt?«, fuhr Bast fort. »Die wenigsten Menschen wissen es, aber es ist weit mehr als ein rein körperlicher Akt. Es ist eine Vereinigung. Aus zwei Leben wird eines. Zwei Seelen verschmelzen. Sie lösen sich auch wieder voneinander, aber manchmal bekommt die eine etwas von der anderen, und umgekehrt.«
    »Aber Sie können es nehmen«, vermutete Mrs Walsh. »Ernähren Sie sich so?«
    »Wenn Sie es so bezeichnen wollen«, antwortete Bast. »Es ist ein wenig komplizierter, aber man könnte es so nennen.« Sehr behutsam, damit Mrs Walsh es nicht merkte, verlieh sie ihren Worten mehr Glaubwürdigkeit und den entsprechenden Nachdruck. »Wir sind keine Teufel oder Dämonen, wenn Sie das glauben, und auch keine Mörder. Die meisten von uns nehmen nie mehr, als sie zum Überleben brauchen.«
    »Sie schlafen mit einem Mann und stehlen ihm dabei seine Lebenskraft.« Mrs Walsh klang erschüttert, und auf einer Ebene empört, die Bast ihre nächsten Worte noch sorgfältiger überlegen ließ.
    »So ist es nicht«, sagte sie. »Ich habe nie einen Menschen getötet – außer in Notwehr. Nicht einmal Roy, obwohl er es wahrscheinlich zehnmal verdient gehabt hätte. Sie haben ihn gesehen. Er hätte sich erholt. In ein paar Tagen oder Wochen wäre er wieder ganz der Alte gewesen.« Sie hob die Schultern. »Was immer das auch heißt.«
    Mrs Walsh wirkte nicht beruhigt. Ganz im Gegenteil. Aus dem Ausdruck in ihrem Blick war etwas geworden, das weit über Empörung und bloße Entrüstung hinausging, und das selbst Basts überlegener Wille nicht zu besänftigen vermochte. »Das ist … unnatürlich!«, keuchte sie. »Hören Sie auf damit! Ich will nichts mehr davon hören!«
    »Sie haben mich gefragt«, antwortete Bast ruhig. »Und ich kann Ihnen versichern, dass es absolut nicht wider die Natur ist. Ganz im Gegenteil. Es ist die natürlichste

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