Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Bast ernst. »Aber er hat kein Problem damit, allen etwas anzutun, die mir etwas bedeuten. Er würde Gloria oder auch Sie töten, nur um mich zu treffen. Sie sehen also, es ist durchaus in meinem eigenen Interesse, dafür zu sorgen, dass Sie unbeschadet an Bord Ihres Schiffes gehen.«
    »Sie wollen mich vor den Kopf stoßen, um mir den Abschied leichter zu machen«, sagte Maistowe. »Aber das funktioniert nicht.« Er zog seinen Turm, indem er ihn unverfroren über den Bauern davor hinwegsetzte, und diesmal konnte Bast ein entsetztes Ächzen nicht mehr unterdrücken.
    »Und Sie sind sicher, dass Sie Schach gelernt haben, und nicht Dame?«

    Die Stunde, von der Mrs Walsh gesprochen hatte, verging, und auch noch eine weitere halbe, aber Bast gestattete sich nicht, wirklich besorgt zu sein. Wahrscheinlich hatte sich Mrs Walsh einfach festgeredet, oder es gab größeren Diskussionsbedarf bei der Auswahl der Kleidungsstücke, die Vater McNeills Kammer enthielt. Außerdem hatte sie andere Probleme. Mit ein bisschen unfairem Nachdruck war es ihr gelungen, die unangenehm werdende Diskussion abzuwürgen. Maistowe jedoch wenigstens die Grundbegriffe des Königlichen Spieles beizubringen entpuppte sich als eine Aufgabe, an der selbst sie zu scheitern drohte.
    Hufschlag näherte sich, zuerst weit entfernt und leise, sodass sie kaum darauf achtete, aber er wurde rasch lauter und hektischer, und nach einem Augenblick mischte sich auch das Geräusch schnell rollender, eisenbeschlagener Räder hinein. Bast sah auf und blickte stirnrunzelnd zur Tür, und auch Maistowe riss seinen Blick von dem aus vierundsechzig Feldern bestehenden, unlösbaren Rätsel zwischen ihnen los.
    »Da scheint es aber jemand eilig zu haben«, sagte er.
    Bast nickte abwesend und konzentrierte sich. Es war aber nicht nur ein Wagen, der da in eiligem Tempo näher kam, sondern mindestens zwei, und sie bewegten sich nicht einfach schnell, sondern in geradezu halsbrecherischem Tempo. Sie hörte noch einen Atemzug lang beunruhigt zu und beschloss dann, aufzustehen und wenigstens einen Blick aus dem Fenster zu werfen, aber sie kam nicht mehr dazu. Das Droschkengeräusch kam rasend schnell näher und brach dann abrupt ab, und nach einer eigentlich unmöglich kurzen Zeitspanne wurde die Tür aufgestoßen, und Inspektor Abberline stürmte herein, dicht gefolgt von gleich drei uniformierten Polizeibeamten, die nicht nur äußerst aufgeregt – und ein bisschen ängstlich – wirkten, sondern auch ausnahmslos bewaffnet waren. Bast rührte sich nicht.
    Maistowe hingegen sehr wohl, indem er aufsprang und einen zornigen Schritt machte, dann jedoch unvermittelt zur Salzsäule erstarrte, als gleich zwei der Polizeibeamten ihre Revolver auf ihn richteten und Abberline eine rasche, warnende Handbewegung machte. »Setz dich wieder hin, Jacob. Sofort!«
    Wahrscheinlich lag es zum allergrößten Teil an seinem scharfen Ton, dass Maistowe tatsächlich wieder zurückwich und sich in seinen Stuhl plumpsen ließ. »Bist du … verrückt geworden, Frederick?«, murmelte er. »Was soll das?«
    »Schweigen Sie, Kapitän«, antwortete Abberline. Er gab den drei Männern hinter sich einen Wink, der Bast klarmachte, dass sie ihr Vorgehen offensichtlich genau abgesprochen hatten: Einer von ihnen postierte sich so, dass er Maistowe und Bast mit seiner Waffe in Schach halten konnte, die beiden anderen machten Anstalten, die Treppe hinaufzueilen.
    »Durchsucht das Haus!«, befahl er. Maistowe fuhr sichtlich zusammen, und Bast sagte rasch:
    »Aber das ist doch nicht nötig.«
    Abberline staunte nicht schlecht, als die beiden Bobbys tatsächlich mitten im Schritt erstarrten und plötzlich irgendwie ratlos aussahen. Eigentlich staunte er nicht, sondern wirkte ein bisschen entsetzt.
    »Und Sie können auch Ihre Waffen wegstecken, meine Herren«, fuhr Bast fort. »Es sei denn, Sie wollen uns auf der Stelle erschießen.«
    Die drei Männer gehorchten, und Abberlines Gesicht verlor auch noch das allerletzte bisschen Farbe. »Was …?«
    »Genau dieselbe Frage wollte ich Ihnen auch gerade stellen, Inspektor«, unterbrach ihn Bast kühl. »Was soll dieser Überfall?«
    Abberline starrte sie noch eine weitere Sekunde lang an, aber er fand seine Fassung erstaunlich schnell wieder. »Wo sind Mrs Walsh und das Mädchen?«, fragte er.
    »Nicht hier«, antwortete Bast, bevor Maistowe es tun konnte. »Aber wir erwarten sie jeden Augenblick zurück.« Innerlich atmete sie vorsichtig erleichtert auf. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher