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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf, als hätte ich ihm ein … ein unsittliches Angebot gemacht!«
    Renouf blickte fragend, und Bast machte eine erklärende Geste auf Mrs Walsh, dann auf Renouf. »Mrs Gloria Walsh, eine … Freundin von mir – Professor Renouf, Direktor der orientalischen Abteilung des Museums.«
    Jetzt war es Mrs Walsh, die fassungslos Mund und Augen aufriss, während Renouf abermals seine Geistesgegenwart bewies und augenblicklich seine Fassung zurückerlangte.
    »Gibt es irgendein Problem, gnädige Frau?«
    Mrs Walsh funkelte ihn nur an, und Bast beeilte sich, in besänftigendem Ton zu erklären: »Nicht wirklich. Wir sind aus einem bestimmten Grund hierhergekommen, aber mittlerweile glaube ich fast, dass es keine so gute Idee gewesen ist.«
    »Darf ich fragen, worum es geht?«, erkundigte sich Renouf. »Vielleicht kann ich ja behilflich sein.«
    »Wir wollten … einige Erkundigungen einziehen«, antwortete Bast ausweichend. »Erkundigungen, die einen der Besucher hier betreffen. Aber vermutlich tut die gute Mrs Walsh Ihrem Personal unrecht. Ich nehme doch an, dass Sie zur Verschwiegenheit verpflichtet sind, was Ihre Besucher hier angeht.«
    Renouf nickte zwar, sagte aber trotzdem: »Das kommt ganz darauf an, was Sie wissen wollen.«
    »Ich suche nach einer Freundin aus meiner Heimat«, antwortete Bast. »Leider weiß ich wenig mehr über sie, als dass sie sich seit einer Weile in London aufhält. Mrs Walsh kam auf die Idee, dass sie vielleicht hier gewesen sein könnte.«
    »Wenn sie Ihnen ähnelt, dann erinnert man sich ganz bestimmt an sie«, antwortete Renouf nonchalant. »Und der gute Henry erinnert sich nicht?«
    »Angeblich nicht«, verbesserte ihn Mrs Walsh.
    Renouf ignorierte die erste Hälfte ihrer Antwort. »Wir haben hier eine Menge Personal«, sagte er. »Und noch dazu arbeiten sie in zwei Schichten. Wenn Sie für den Augenblick mit der einen Hälfte vorliebnehmen können …« Er zog eine gravierte Taschenuhr aus der Weste und klappte den Deckel auf, ohne allerdings wirklich einen Blick auf das Ziffernblatt zu werfen. »Wie es der Zufall will, ist gerade Mittagszeit. Sie können mit allen sprechen, wenn Sie es wünschen.«
    »Das wäre möglich?«, fragte Bast überrascht.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, mich in die Unterwelt zu begleiten«, antwortete Renouf.
    »Wie?« Natürlich war es nur ein Scherz und nicht einmal ein guter. Aber er erschreckte sie, als verberge sich unter den Worten, die er aussprach, noch eine zweite, ungleich düsterere Botschaft. Beinahe ohne darüber nachzudenken, warf sie alle ihre Bedenken und Hemmungen über Bord und lauschte in ihn hinein. Aber da war keine Spur von Falschheit oder gar Heimtücke.
    »In die Unterwelt?«
    »Ein Scherz, bitte verzeihen Sie.« Renouf räusperte sich unbehaglich. »Der Aufenthaltsraum des Personals befindet sich unten im Keller. Es ist nicht weit, aber vielleicht ein wenig … unbequem. Aber wenn Sie sich meiner Führung anvertrauen wollen, begleite ich Sie gerne dorthin. Die Pause beginnt in zehn Minuten.« Ein beinahe schüchternes Lächeln. »Und es gibt dort unten noch eine ganze Anzahl interessanter Artefakte, die ich Ihnen zeigen könnte, wenn Sie es wünschen.«
    »Um meine Meinung dazu zu hören?« Sie versuchte es mit aller Kraft, aber es gelang ihr nicht, die Andeutung eines Lächelns ganz von ihren Lippen zu verbannen. Dieser Mann … verwirrte sie. Sie wurde nicht schlau aus ihm. Und das war zumindest ungewöhnlich. Und eigentlich sollte es sie erschrecken.
    »Wenn Sie es wünschen.« Renouf machte eine einladende Geste, und für einen einzigen, unendlich kurzen Moment war sich Bast fast sicher, dass die Schatten hinter ihm darauf reagierten, wie etwas Großes, Düsteres, das sich träge zu regen begann. Und war da nicht ein Geräusch, das es vorher nicht gegeben hatte, etwas wie das Schlagen schwarzer, metallisch glänzender Flügel? Ihr Blick tastete über die Schatten hinter Renouf, glitt über das sorgsam polierte Holz des Streitwagens und das mattweiße Fell der beiden ausgestopften Pferde und die Dunkelheit dahinter, aber da war auch nicht mehr als Dunkelheit; nur die bloße Abwesenheit von Licht, in der sich rein gar nichts verbarg.
    Nervös sah sie sich weiter um und lauschte nunmehr mit all ihren Sinnen – auch mit denen, die Renouf und vermutlich auch Mrs Walsh zu Tode erschreckt hätten, hätten sie auch nur von ihrer Existenz geahnt –, aber da war … nichts.
    Gar nichts.
    Um ein Haar hätte sie vor Schrecken

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