Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
passiert.«
    »Sie wollen behaupten, er hätte Sie nicht mit einem Schwert angegriffen?«, fragte Mrs Walsh.
    »Nicht so, wie es ausgesehen hat«, behauptete Bast. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber gerade das ist es, was sie so gefährlich macht.«
    »Sie haben nicht mit ihm gekämpft?«, fragte Mrs Walsh, und sie klang kein bisschen überzeugt.
    »Nicht so, wie Sie es vielleicht gesehen haben«, antwortete Bast ausweichend. Sie konnte spüren, wie Maistowe sie anstarrte. Irgendwie konnte sie sein missbilligendes Stirnrunzeln beinahe hören. »Er war nicht einmal der Mann, für den Sie ihn gehalten haben – und ich auch, in diesem Moment. Oh, ich bin sicher, dass der Direktor der ägyptischen Abteilung des Britischen Museums Peter Renouf heißt, und dass er auch ganz genau so aussieht, wie sie ihn gesehen haben, und dasselbe Gehabe hat und die gleichen Worte benutzt …«
    »Aber er war es nicht«, sagte Mrs Walsh. »Wollen Sie das damit sagen?«
    Bast nickte. »Ja.«
    Mrs Walsh sah sie immer noch unverwandt an. Sie wirkte … enttäuscht. Nach einer kleinen Ewigkeit sagte sie: »Ich habe mir das also alles nur eingebildet?«
    »Sie haben gesehen, was man Sie sehen lassen wollte«, antwortete Bast.
    Mrs Walsh sah sie weiter an. Zehn Sekunden, dann zwanzig … eine Minute. Sie wirkte enttäuscht. Schließlich seufzte sie tief und stemmte sich mit einer sehr mühsam wirkenden Bewegung aus ihrem Sessel hoch.
    »Warum lügen Sie, mein Kind?«, fragte sie, ohne dass in ihren Worten auch nur die allermindeste Spur von Vorwurf zu hören war.
    »Lügen?« Bast war verwirrt. Und alarmiert. Hier ging etwas vor, das sie nicht verstand, und das ihr beinahe Angst machte.
    Mrs Walsh antwortete nicht darauf, sondern stand vollends auf und verschwand in einem der angrenzenden Zimmer, allerdings nur, um einen Augenblick später zurückzukommen, und auch das nicht mit leeren Händen. Etwas wie eine unsichtbare eisige Hand berührte Bast im Nacken, als sie erkannte, was sie über den Armen trug.
    »Es war also alles nur Einbildung?«, fragte sie kühl. »Sie meinen damit, dass es nur so etwas wie eine Illusion gewesen ist. Sie haben weder mit diesem vermeintlichen Renouf gekämpft, noch hat er die Lampe nach Ihnen geworfen und Ihre Kleidung damit in Brand gesetzt.« Sie seufzte. Es klang enttäuscht und irgendwie traurig. »Dann nehme ich an, Ihr Kleid ist derselben Illusion erlegen und hat sich nur eingebildet, zu verbrennen?« Bast sagte gar nichts darauf, sondern starrte nur weiter die verkohlten Fetzen des Kleides an, das sie am Morgen getragen hatte. Auf den ersten Blick war kaum zu erkennen, wie sehr die Flammen dem schwarzen Kleidungsstück zugesetzt hatten, aber die zahllosen Schnitte und Risse waren ebenso wenig zu übersehen wie das eingetrocknete Blut.
    »Sie sollten uns wirklich nicht anlügen, Bastet«, seufzte Mrs Walsh.
    Bast schüttelte nur den Kopf. Mrs Walsh sah sie einen Moment lang an, dann warf sie das Kleid ohne viel Federlesens ins Feuer und nahm wieder Platz. Der Stoff fing mit einem einzigen Schlag Feuer und brannte mit einer so enormen Hitze, dass sie alle drei ein kleines Stück vom Kamin wegrückten.
    Für eine ganze Weile waren das Prasseln der Flammen und das leise Zischen, mit dem der schwarze Stoff zu Asche zerfiel, die einzigen Laute, die zu hören waren.
    »Ich verstehe«, sagte Mrs Walsh. »Sie wollen meine Frage nicht beantworten.«
    »Das kann ich nicht, Mrs Walsh«, antwortete sie ernst. »Bitte glauben Sie mir – Sie wissen schon viel mehr, als Sie wissen dürften. Aber ich verspreche Ihnen, dass weder Kapitän Maistowe noch Ihnen etwas geschehen wird. Ich werde dieses Land verlassen, sobald ich getan habe, weshalb ich hergekommen bin.«
    »Ihre Schwester zu finden«, vermutete Mrs Walsh.
    »Um sie vor den Männern zu warnen, auf die wir heute Morgen getroffen sind, ja«, sagte Bast. »Sie ist in Gefahr. In noch weitaus größerer Gefahr, als ich bisher angenommen habe, fürchte ich.«
    »Die Männer von heute Morgen …«
    »Sie sind viel mehr auf der Suche nach ihr als nach mir, fürchte ich«, sagte Bast. »Ich muss sie finden. Und das möglichst schnell.«
    »Dann sollten wir Ihnen umso mehr dabei helfen«, sagte Maistowe. »Wenn es tatsächlich so ist, wie Sie sagen, und wir uns in Gefahr befinden, solange Sie bei uns sind.«
    Bast musste gegen ihren Willen lachen. Maistowe war hartnäckig, das musste sie ihm lassen. Dennoch schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß Ihr Angebot zu

Weitere Kostenlose Bücher