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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Professor VanAndt ihn sich anschaut.«
    In Wilsons Augen blitzte es auf. »Übertreiben Sie es nicht, Doktor Graves! Das hier ist vielleicht nur eine einfache kleine Stadt, und ich bin nur ein einfacher Sheriff, aber wir wissen hier immerhin, was Recht ist und was nicht. Die Ursache des Unfalls ist noch nicht geklärt. Es sind zwei Menschen ums Leben gekommen, vielleicht sogar drei, und Professor VanAndt wurde mitten in der Nacht dabei beobachtet, wie er sich in der Nähe des ausgebrannten Fahrzeugs herumgetrieben hat.« Er ließ eine kurze, genau bemessene Pause folgen, bevor er fast triumphierend hinzufügte: »Und die Leichen Doktor McClures und Doktor Mercers sind verschwunden.«
    »Und?«, fragte Graves so ruhig, als wäre an dieser Neuigkeit rein gar nichts Besonderes. »Glauben Sie jetzt vielleicht, dass Professor VanAndt sie weggeschafft hat?«
    »Immerhin hatte er Blut an den Händen«, sagte Wilson.
    »Ja, Doktor Hyams’ Blut!«, begehrte Mogens auf.
    »Doktor Hyams?« Immerhin schien es Mogens zumindest für einen Moment gelungen zu sein, Graves’ Aufmerksamkeit zu erregen. »Wieso Hyams? Soll das heißen …?«
    »Sie ist noch am Leben«, sagte Mogens. »Jedenfalls glaube ich, dass sie das war, als Sheriff Wilson mich verhaftet hat.«
    Graves fuhr mit einer zornigen Bewegung wieder zu Wilson herum, aber diesmal kam ihm der Sheriff zuvor. »Selbstverständlich nehme ich Professor VanAndts Aussage ernst«, sagte er. »Auch wenn es mir, offen gestanden, schwer fällt, siezu glauben. Trotzdem habe ich fünf Männer zur Unfallstelle hinausgeschickt, um noch einmal das ganze Gelände absuchen zu lassen. Glauben Sie mir – sollte Doktor Hyams noch am Leben sein, dann finden meine Leute sie.«
    »Und sollte sie nicht mehr am Leben sein, Sheriff …«, Graves beugte sich herausfordernd vor und stützte die Fingerknöchel auf Wilsons Schreibtisch ab, »… dann werden meine Leute herausfinden, wann Doktor Hyams gestorben ist. Und sollte sich herausstellen, dass sie sterben musste, weil Sie nicht auf Professor VanAndt gehört und die Suche nach ihr zu spät eingeleitet haben, dann gnade Ihnen Gott!«
    Wilsons Gesicht verlor auch noch das letzte bisschen Farbe, aber Graves gab ihm keine Gelegenheit, etwas zu erwidern, sondern fuhr mit leiserer, aber beinahe noch schneidenderer Stimme fort: »Darf ich nun davon ausgehen, dass ich Professor VanAndt wieder mit zurück ins Lager nehmen kann? Wir haben eine Menge Arbeit vor uns!«
    »Selbstverständlich«, antwortete Wilson gepresst. Er warf Mogens einen prüfenden Blick zu. »Sie haben zwar nicht genau meine Größe, aber ich könnte Ihnen meine Reserveuniform anbieten – nur für den Rückweg.«
    »Und zweifellos werden Sie auch so freundlich sein, sie selbst wieder abzuholen, nicht wahr?«, fragte Graves höhnisch. »Am besten gleich heute Nachmittag.«
    Wilsons Gesicht verdüsterte sich noch weiter, aber er schluckte die zornige Antwort, die ihm auf der Zunge lag, mit sichtbarer Mühe herunter und ging, vermutlich um die versprochene Uniform zu holen. Graves wartete gerade, bis er den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann fuhr er zu Mogens herum, und die vermeintliche Gelassenheit glitt wie eine Maske von seinem Gesicht.
    »Was, um alles in der Welt …«, begann er.
    »Es ist wieder da, Jonathan«, fiel ihm Mogens ins Wort.
    Graves legte den Kopf auf die Seite. » Was ist wieder da?«
    »Das … das Ding «, antwortete Mogens. Seine Stimme zitterte so heftig, dass er Mühe hatte, überhaupt weiterzusprechen. »Das Ungeheuer vom Friedhof, das Janice geholt hat.«
    »Was redest du da, Mogens?«, fragte Graves. Er versuchte zu lachen, aber es gelang ihm nicht. »Das ist doch Unsinn.«
    »Ich habe es gesehen«, fuhr Mogens beinahe im Flüsterton fort. »Es hat Cleopatra getötet, und … und ich glaube, es hat auch Hyams geholt.« Er atmete tief ein, um überhaupt die Kraft zum Weitersprechen zu finden. »Vor ein paar Tagen, Jonathan, draußen auf dem Friedhof, da habe ich es zum ersten Mal gesehen. Es war das Ding aus dem Mausoleum. Dasselbe, das damals Janice und die beiden anderen geholt hat. Es ist hier, Jonathan.«
    Er rechnete mit Widerspruch; vielleicht, dass Graves ihn auslachte, zumindest aber zweifelte, aber Graves sah ihn nur sekundenlang schweigend und sehr nachdenklich an, bevor er in sehr ernstem Ton fragte: »Bist du sicher?«
    »Ja«, antwortete Mogens. »Todsicher.«
    Graves schwieg eine ganze Weile. Er sah sehr

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