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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nachdenklich aus, aber auch sehr erschrocken. »Aber warum?«, murmelte er. »Warum jetzt? Warum hier?«
    »Vielleicht war es die ganze Zeit hinter uns her, Jonathan«, antwortete Mogens. »Vielleicht … hat es all die Jahre nur darauf gewartet, dass es uns zusammen erwischt.«
    »Unsinn«, sagte Graves. Er lachte, aber er klang noch immer nervös. Jetzt vielleicht noch mehr. »Das ist … ich meine: Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Warum sollte es … Ich habe doch gar nichts …«
    »Ich habe es verletzt«, sagte Mogens leise. »Aber du warst dabei, Jonathan. Vielleicht will es uns ja beide.« Er hob die Schultern. »Es kann kein Zufall sein, dass es nach all der Zeit wieder auftaucht. Wir waren seit jener Nacht nie wieder zusammen, Jonathan.« Er zögerte einen Moment, fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und sah rasch zu der Tür, durch die Wilson verschwunden war, dann zum Eingang, bevor er weitersprach. »Und da ist noch etwas.«
    »Was?«
    »Tom«, sagte Mogens. »Ist er bei dir?«
    Graves sah ebenfalls rasch zu der Tür, durch die er geradeselbst hereingekommen war, bevor er antwortete. »Nein. Ich bin mit dem Buick gekommen. Warum fragst du?«
    »Weil ich glaube, dass … dass er irgendetwas damit zu tun hat«, antwortete Mogens zögernd.
    »Tom?«
    Mogens nickte. Er antwortete nicht gleich, und als er es tat, da sprach er mit leiser, stockender Stimme. Plötzlich ergab alles einen Sinn, auch wenn er sich immer noch weigerte, es zu glauben. Tom, der so unglaublich viel wusste. Der alles konnte und keinen Schlaf zu brauchen schien. Der immer und stets zur Stelle war, wenn man ihn brauchte. Der auf alles eine Antwort hatte. »In der Nacht, in der ich es zum ersten Mal gesehen habe, Jonathan, draußen auf dem Friedhof. Es war Tom. Er hat mich zurückgebracht, nachdem ich in Ohnmacht gefallen war. Ich meine, er … er sagt, dass er es war, den ich dort draußen gesehen habe, aber ich bin nicht mehr sicher, dass das stimmt. Er muss es einfach gesehen haben.«
    Graves schwieg. Er wurde noch blasser.
    »Was hast du?«, fragte Mogens.
    »Tom«, antwortete Graves. »Miss Preussler hat ihn gebeten, ihm die Ausgrabungsstelle zu zeigen. Als ich losgefahren bin, haben sie sich gerade auf den Weg nach unten gemacht.«

Die Minuten, die vergangen waren, bis Wilson mit den versprochenen Kleidern zurückkehrte, hatten sich zu schieren Ewigkeiten gedehnt und die wenigen Augenblicke, die Mogens brauchte, um sich umzuziehen, noch viel mehr. Wilson hatte mit einer knappen Geste auf den Nebenraum gedeutet, aber Mogens streifte kurzerhand die Decke von den Schultern und zog sich in fliegender Hast um, obwohl Mogens klar war, dass er Wilsons Misstrauen damit nur noch neue Nahrung gab. Ohne sich auch nur zu verabschieden, stürmte er aus dem Haus und musste sich beherrschen, um nicht zur anderen Straßenseite zu rennen , wo Graves’ Buick abgestellt war.
    Graves kommentierte sein auffälliges Benehmen mit einem missbilligenden Stirnrunzeln, aber er sagte kein Wort, sondern startete den Wagen und fuhr so schnell los, dass Mogens sich instinktiv an seinem Sitz festklammerte. Mogens konnte nicht beurteilen, ob er sicherer fuhr als Tom, aber er fuhr auf jeden Fall schneller . Sie benötigten nur wenige Minuten, um die Stadt hinter sich zu lassen und die Abzweigung zum Friedhof und dem dahinter liegenden Lager zu erreichen. Mogens’ Herz begann schneller zu schlagen, als sie sich der Stelle näherten, an der der Wagen abgestürzt war. Jetzt, bei Tageslicht, konnte er die schwarzen Gummispuren erkennen, die der Ford auf seinem Weg in die Katastrophe auf dem Straßenbelag hinterlassen und die selbst der Regen nicht völlig getilgt hatte.
    Graves trat so hart auf die Bremse, dass Mogens im Sitz nach vorne geworfen wurde und hastig beide Arme ausstreckte, um sich am Armaturenbrett abzustützen. Das Ergebnis war ein stechender Schmerz, der durch seine Handgelenke fuhr und ihm ein scharfes Keuchen entlockte. Graves bedachte ihn mit einem fast verächtlichen Kopfschütteln und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    »Was tust du, Jonathan?«, fragte Mogens erschrocken. »Wir haben keine Zeit!«
    »Es könnte wichtig sein.« Graves öffnete die Tür und stieg aus. Mogens starrte ihn einen Herzschlag lang fast entsetzt an, aber er sah auch ein, dass jeder Versuch, Graves zur Eile anzuspornen, nur einen weiteren Zeitverlust bedeuten würde, und stieg ebenfalls aus. Es bereitete ihm Mühe, die Tür zu öffnen.

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