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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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eigentlich kennen«, behauptete Mercer.
    »Sie stammen ebenfalls aus Philadelphia?«, fragte Mogens.
    »Nein.« Mercer grinste. »Aber ich war auch noch nie in Europa.«
    Mogens lachte, aber es musste wohl etwas gezwungen ausgefallen sein, denn auch Mercers Grienen hielt nur noch einen kurzen Moment, bevor er Mogens’ Hand losließ, sich leicht verlegen räusperte und einen halben Schritt zurücktrat.
    »Gut«, sagte er. »Nachdem ich die Begrüßung hinlänglich versaut habe, können wir ebenso gut weitermachen, und ich stelle Ihnen den Rest der Mannschaft vor.«
    »Ihre Kollegen?«, vermutete Mogens.
    Mercer streckte den linken Daumen in die Höhe. »Einen Kollegen«, sagte er. »Und eine Kolle gin . Wir sind hier nur zu viert – zu fünft, jetzt, wo Sie zu uns gestoßen sind.« Er wedelte aufgeregt mit der Hand. »Kommen Sie, Professor. Die einzige Dame in unserer Runde ist schon ganz begierig darauf, Siekennen zu lernen.« Mogens sah sich unschlüssig um, aber Mercer kam seinem Widerspruch zuvor.
    »Diese Luxussuite läuft Ihnen nicht davon«, sagte er. »Außerdem wird Tom Ihre Koffer bestimmt nicht auspacken. Er ist ein angenehmer Bursche, aber ein wahrer Meister im Erfinden von Ausreden, wenn es darum geht, sich vor einer Arbeit zu drücken.«
    Mogens resignierte, zumal Mercer durchaus Recht hatte: Seine Unterkunft lief ihm nicht davon, und auch er war begierig darauf, seine neuen Kollegen kennen zu lernen – und natürlich endlich zu erfahren, warum er eigentlich hier war.
    So folgte er Mercer, als dieser die Blockhütte verließ und sich nach links wandte. Er erwartete, dass sich sein Führer einem der anderen Häuser zuwenden würde, die sich – mit Ausnahme einer einzigen, etwas abseits stehenden Blockhütte, die deutlich größer war – nicht von seiner eigenen Unterkunft unterschieden, aber Mercer ging schnurstracks auf das Zelt zu, das sich in der Mitte des Lagerplatzes erhob.
    Während Mogens ihm folgte, fiel ihm erneut auf, wie sonderbar sich der Boden unter seinen Füßen anfühlte. Es waren nicht nur die quatschenden Geräusche, die seine Schritte verursachten. Er musste an das denken, was Mercer gerade gesagt hatte: Er hatte tatsächlich das Gefühl, über einen riesigen Schwamm zu gehen. Und Mercers Erklärung machte das Gefühl nicht angenehmer; ganz im Gegenteil.
    Mercer betrat das Zelt als Erster, hielt mit der linken Hand die Plane zurück und bedeutete ihm gleichzeitig mit der anderen, vorsichtig zu sein, eine Warnung, die sich als durchaus begründet erwies. Vor ihnen gähnte ein gut zwei Meter durchmessendes, kreisrundes Loch im Boden, aus dem das Ende einer schmalen hölzernen Leiter emporragte. Es gab weder ein Geländer noch irgendeine andere Vorrichtung, die der Sicherheit diente, und als Mogens sich schaudernd vorbeugte und nach unten sah, erkannte er, dass der Schacht mindestens dreißig Fuß in die Tiefe reichte, wenn nicht noch mehr.
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte Mercer. Mogens’ Schaudern war ihm keineswegs verborgen geblieben. »Sie sind doch schwindelfrei, hoffe ich.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Mogens wahrheitsgemäß. »Als Archäologe arbeitet man selten in luftigen Höhen.«
    »Nach ein paar Tagen macht es Ihnen nichts mehr aus«, versicherte Mercer. Er griff nach der Leiter, schwang seine gewaltige Körperfülle mit erstaunlicher Leichtigkeit auf die oberste Sprosse und stieg drei, vier Stufen weit nach unten, bevor er wieder Halt machte und Mogens einen auffordernden Blick zuwarf, es ihm gleichzutun. »Nur keine Sorge, Professor«, sagte er spöttisch. »Die Leiter ist stabil. Gute amerikanische Wertarbeit.«
    Mogens lächelte pflichtschuldig, aber er rührte sich trotzdem nicht, bis Mercer fast zur Hälfte den Schacht hinabgeklettert war, bis auch er zögernd nach der Leiter griff und mit dem Fuß nach der obersten Stufe tastete. Die Leiter ächzte tatsächlich hörbar unter Mercers Gewicht, aber das war nicht der wahre Grund seines Zögerns. Tatsache war, dass er Mercers Frage gerade nicht ganz wahrheitsgemäß beantwortet hatte.
    Mogens war alles andere als schwindelfrei. Ihm wurde im Gegenteil normalerweise schon beim bloßen Anblick eines hohen Gebäudes mulmig, und auch nur die dreistufigen Trittleitern vor den Regalen in der Universitätsbibliothek zu benutzen, bereitete ihm körperliches Unbehagen. Es kostete ihn all seine Kraft, auf die Leiter zu treten und hinter Mercer nach unten zu klettern. Seine Hände und Knie zitterten, als er neben

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