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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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niedrig.«
    Francesca räusperte sich laut. »Ist ja interessant !«, sagte sie.
    Royal grinste sie an. »Francesca, Licht meines Lebens. Wenn du dich aus diesem Gespräch ausklinken möchtest, würde ich dir keinen Vorwurf machen.«
    »Gott sei Dank.« Eilig erhob sie sich. »Ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich ein Gespräch über Fabriken in China besonders faszinierend finde.«
    »Wenn du wüsstest, wie es in diesen Fabriken in China zugeht, würdest du gespannt zuhören«, sagte Bree. »Sie stecken diese armen Arbeiter in Lagerhäuser, in denen man noch nicht mal einen Hund unterbringen würde, und knöpfen ihnen dafür auch noch Geld ab.«
    »Hör mal, Bree … «, sagte Royal.
    »Sechzehn Tonnen täglich«, warf Francesca ein.
    Bree, die im Begriff war, loszusprudeln wie der Springbrunnen im Rosengarten hinter dem Haus, verstummte abrupt.
    »Genau«, sagte Royal, um dann mit zittrigem Bariton zu singen: » Sechzehn Tonnen täglich – was hab ich davon? Bin einen Tag älter, mit mehr Schulden als Lohn .«
    »Hör mal, Sankt Peter, lass mich noch hienieden «, stimmte Francesca ein, »denn ich hab meine Seele dem Unternehmer verschrieben .«
    »Ihr zwei seid ja vollkommen verrückt«, sagte Bree lachend.
    Royal stellte sein Glas schwungvoll auf den Tisch und erhob sich. »Völlig durchgedreht. Rate mal, wer heute Nachmittag zur Party kommt?«
    »Keine Ahnung. Tennessee Ernie Ford ist ja schon eine Weile tot. Also lass hören.«
    »John Allen Lindquist war so gnädig, die Einladung zu unserem jährlichen Guy-Fawkes-Fest anzunehmen«, erklärte Royal. »Was sagst du nun?«
    Bree schüttelte den Kopf. Eltern! »Finde ich gut.«
    »Dann wäre das geklärt«, sagte Francesca voller Genugtuung. »Bree, Schätzchen, ich muss mich um die Caterer kümmern und in der Küche vorbeisehen, damit sich Adelina nicht übernimmt. Übrigens habe ich heute früh mit Antonia gesprochen. Sie hat gesagt, du hättest letzte Nacht überhaupt nicht geschlafen. Ich würde also vorschlagen, dass du auf dein altes Zimmer gehst und ein schönes langes Nickerchen machst. Ich komm dich dann rechtzeitig wecken, damit du dich für die Party fertig machen kannst.«
    Das war der beste Vorschlag, den Bree seit Langem gehört hatte. Gemächlich ging ihr Vater die Stufen der Veranda hinunter, während Bree ihrer Mutter ins Haus folgte.
    Plessey war in den Zwanzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts im georgianischen Stil erbaut worden, nachdem man das ursprüngliche, mit Zedernholz verschalte Gebäude abgerissen hatte. Das Haus hatte drei Stockwerke, die jeweils von einer Veranda umgeben waren. Alle großen Räume – der Salon, die Bibliothek, das Nähzimmer, das Esszimmer sowie die Schlaf- und die Wohnzimmer in den oberen Etagen – hatten verglaste zweiflüglige Türen, die zur Veranda führten. Als Bree auf der Highschool im Englischunterricht Stolz und Vorurteil gelesen hatte, hatte sie die Beschreibung von Mr. Bingleys Wohnsitz Netherfield stark an ihr eigenes Zuhause erinnert.
    Die Decken waren hoch, die Wände oben und unten mit Zierleisten versehen. Da sich Francesca sehr für die spätgeorgianische Zeit interessierte, hatte sie in den Empfangsräumen die Tapeten entfernen und die Wände mit Fresken bemalen lassen. Die Privaträume der Familie und des Personals waren in hellen, fröhlichen Farben wie eau de nil , Kakigelb und Kadettenblau gehalten.
    Und das Haus hatte einen Geruch, den Bree überall auf der Welt wiedererkannt hätte. Er setzte sich aus dem Limonenduft des Bohnerwachses, dem Lavendelaroma aus Francescas Potpourrischalen sowie einem angenehm muffigen Holzgeruch zusammen.
    Müde schleppte sie sich die Treppe zu ihrem alten Schlafzimmer hoch, während Sascha ihr voraussprang. Vor den Zimmern ihrer Eltern, die sich direkt am oberen Ende der Treppe befanden, lag Beau, der alte Retriever ihrer Mutter. Beau stand steifbeinig auf und wedelte verhalten mit dem Schwanz. Dann schob er seinen Kopf nahe an Sascha heran, als versuche er herauszufinden, ob dieser tatsächlich ein Hund war oder etwas anderes, das zufällig auch ein Fell und vier Beine hatte. Bree hatteschon öfter beobachtet, dass andere Hunde Sascha so behandelten, als gehöre er nicht zu ihnen. All das Herumtollen, Beschnüffeln und Schwanzwedeln, das zwei Hunde an den Tag legten, wenn sie sich zum ersten Mal begegneten, fehlte ganz. Beau begrüßte Sascha lediglich und wich dann zurück. Danach tat er etwas, das Bree ebenfalls schon öfter bei anderen

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