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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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sich zurück und blickte zur Verandadecke hoch. In diesem Moment sah sie Antonia ungemein ähnlich! »Es gibt wenige Dinge, die schwerer sind, als mit einer langwierigen Krankheit zu leben«, fuhr Francesca fort. »Ich sollte also den Mund halten und dankbar sein, dass es mir so gut geht.« Sie setzte sich gerade hin und richtete den Blick ihrer leuchtend blauen Augen auf ihre älteste Tochter. »Hattet ihr zwei euch denn viel zu sagen?«
    »Nein«, erwiderte Bree. »Er hat mir bloß erzählt, er ziehe nach Savannah.«
    »Ja. Sein netter großer Bruder … Charles hieß er … also Charles hat vor ein paar Wochen einen tödlichen Tritt von einem Pferd bekommen. Ist ja klar, dass Abel einspringt, um Missy Trask zu helfen. Dafür … «
    » … hat man schließlich einen Bruder. Stimmt, Mama. Ein tödlicher Tritt? So was passiert aber nicht gerade oft.«
    »Das will ich doch hoffen.« Francesca rieb sich dieNase, die wie alles an ihr klein und keck war. »Na ja, vielleicht hat er sich auch das Genick gebrochen, als er über einen Zaun setzte. Vor Kurzem hat die Fuchsjagd angefangen«, fügte sie hinzu, was nicht ganz so zusammenhanglos war, wie es sich anhörte, denn bei der Fuchsjagd hätte Charles Trask durchaus vom Pferd fallen und sich das Genick brechen können. »Jedenfalls haben wir davon gehört. So was spricht sich natürlich rum.« Sie schaukelte heftig hin und her, um dann plötzlich mit dem Fuß abzubremsen und die Schaukel anzuhalten. »Dein Vater und ich haben ihn immer gemocht. Abel Trask.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein.
    Francesca hatte nie gefragt, warum Abel so plötzlich gekündigt hatte. Und danach wurde sein Name in der Familie auch nie mehr erwähnt. Es war fast, als hätte es ihn nie gegeben. Doch Bree erinnerte sich, dass ihre Mutter in den Wochen nach seinem Weggang ungewöhnlich … beschäftigt gewesen war. Sie hatte Bree nach Charleston geschleppt, um eine von Brees besten Freundinnen zu besuchen, und hatte ihre Tochter mit Geschenken – Kleidung, Schuhe, Handtaschen – überhäuft.
    Wenn ihre Mutter damals nicht darüber hatte sprechen wollen, dann würde sie es jetzt sicher auch nicht tun. Bree gab es auf. »Hat sich über meine ausgeflippte junge Klientin auch was rumgesprochen, Mama?«
    »Lindsey?« Ein Lächeln erhellte das Gesicht ihrer Mutter. »Also viel haben wir nicht gehört. Die Chandlers stammen nicht aus dem Süden, weißt du. Sie sind von irgendwo im Mittelwesten gekommen. Ohio? Kann das sein?«
    »Iowa«, erwiderte Bree. »Ames, um es ganz genau zu sagen.«
    »Jedenfalls weißt du ja, was das heißt, nicht alteingesessen zu sein, meine ich.«
    Das wusste Bree wirklich. Ihre Mutter war offenherzig und großzügig. Doch selbst sie neigte dazu, sich gegen Außenseiter abzuschotten.
    »Außerdem sind das ausgesprochen spießige, kleinkarierte Leute. Chandler war ein Geizkragen, Bree. Weißt du, wie viel er für den Überseeischen Waisenfonds gegeben hat, als Bea Forester ihn um eine Spende bat? Fünfzig Dollar. Fünfzig Dollar! Dabei hatte der Mann ein Einkommen, das größer war als die jährlichen Einkünfte von Südrhodesien. Behauptet dein Vater jedenfalls.« Ihr Gesicht zeigte dabei jenes besondere Strahlen, das ausschließlich für Royal Winston-Beaufort reserviert war. »Da ist er ja. Jetzt kannst du ihn selbst über die Chandlers ausfragen, Bree.«
    Royal bog um die Ecke des Hauses, kam die Verandatreppe hoch und ließ sich mit einem Seufzer in einem Korbstuhl nieder. Er streckte den Arm aus und drückte Bree zärtlich die Hand. »Wie geht es meinem lieben Mädchen?«
    »Bestens, Daddy.«
    Royal Beaufort war groß und hager, hatte ein langes Pferdegesicht und trügerisch sanfte Manieren. »Freue mich, dass du kommen konntest, Liebling. Sieht so aus, als stünde uns heute Abend eine gelungene Party bevor. Wäre schade, wenn du sie verpasst hättest. Was deine Schwester angeht … «
    »Sie bedauert zutiefst, dass sie nicht kommen kann«,fiel Bree ihm ins Wort. »Aber sie muss sich um ihr Stück kümmern.«
    »Verstehe.« Er lehnte sich zurück und faltete die Hände auf seinem flachen Bauch. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, sahst du nicht so abgespannt aus wie heute, Kind.«
    »Das ist erst ein paar Wochen her, und seitdem hat sich nicht besonders viel geändert«, gab Bree ein wenig unwirsch zurück.
    »Hast du den Fall Skinner erfolgreich abgeschlossen?«
    »Ohne Probleme. Ich habe zwei eidesstattliche Erklärungen abgegeben. Und ich habe

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