Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
Vom Netzwerk:
sicher.« Es kam ihr äußerst seltsam vor, nach außen hin so normal mit ihm zu plaudern, während unterschwellig so viele unausgesprochene Dinge mitschwangen. »Er ist wesentlich älter als du, wenn ich mich recht erinnere. Und er hat etwas mit Pferden zu tun.«
    »Das Seaton-Gestüt«, sagte Abel mit ausdrucksloser Miene. »Und er hatte wirklich eine Menge mit Pferden zu tun. Aber das ist vorbei, denn er ist vor drei Wochen gestorben. Ich habe mich bereit erklärt, Missy zu helfen,bis sie jemand anderen findet. Oder das Gestüt verkauft. Sie hat sich noch nicht entschieden, was sie machen will.«
    »Meine Güte! Das tut mir unendlich leid, Abel. Ich weiß, dass ihr zwei euch nicht sehr nahestandet, aber … «
    »Bruder ist Bruder«, ergänzte er lächelnd.
    »Das wird ja eine ziemlich große Herausforderung. Das Gestüt ist doch riesig, nicht wahr?« Ihr Mund war wie ausgedörrt. Sie trank einen Schluck Eistee und verschluckte sich.
    »Vier Deckhengste und vierzig Stuten. Und zu Beginn des Frühjahrs verdoppelt sich die Zahl der Stuten natürlich noch mal.«
    »Und Virginia ist damit einverstanden, wieder mal die Zelte abzubrechen und nach Savannah zu ziehen?«
    Denn dort befand sich das Seaton-Gestüt.
    Fünf Kilometer westlich von ihrem Büro in der Angelus Street.

Nichts da von Gnade, und von Oheim nichts!
William Shakespeare, Richard II.
    »Ich habe heute Abel Trask getroffen«, sagte Bree wie nebenher. Sie saß mit angezogenen Beinen in einem der großen Korbstühle, die über die breite Veranda verteilt waren. Francesca hatte sich neben ihr auf der Hollywoodschaukel niedergelassen. Ihre Mutter hatte ihre übliche Hauskleidung angezogen, bestehend aus einem langen Baumwollrock, einem farbenfrohen T-Shirt sowie bequemen alten Halbschuhen. Ihr rotgolden schimmerndes Haar (das sie sich, wie sie ihrer Tochter mitgeteilt hatte, vor Kurzem erst in einem entzückenden neuen Salon in Raleigh hatte auffrischen lassen) war lässig zu einem Knoten hochgebunden. Sie trug kleine goldene, herzförmige Ohrringe.
    Plessey umgab sie beide, als würden sie liebevoll von jemandem in die Arme geschlossen werden. Glyzinien mit gelblich grünen Blättern rankten sich um die Pfosten der Veranda. Die eingetrockneten Köpfe der Hortensien, die zwischen den Hecken am Haus wuchsen, warenvon einem cremefarbenen Beige, das nur noch von ferne an das leuchtende Rosa der Sommerzeit erinnerte.
    Das alte Haus ragte inmitten weitläufiger Baumwollfelder wie eine Oase auf. Um das Haus und die Nebengebäude hatte Royals Ururgroßvater Platanen gepflanzt, die inzwischen zu majestätischen Bäumen gediehen waren und deren restliche Blätter nur wenig Schutz vor der Sonne des letzten Oktobertags boten. Auf dem Rasen vor dem Haus waren zwei große Zelte aus Segeltuch aufgebaut worden. Auf dem ganzen Partygelände ging es extrem geschäftig zu. Kellner in weißen Jacken stellten Stühle auf, strichen die Tischtücher der zwei großen Getränketische glatt und werkelten an dem hölzernen Tanzboden herum, der unter freiem Himmel lag.
    Die Straße war eine Viertelmeile vom Haus entfernt. Seit Brees letztem Aufenthalt zu Hause hatte ihr Vater die lange Auffahrt neu teeren und den Rasen zu beiden Seiten mähen lassen. Sie blickte zu dem schmiedeeisernen Tor hinunter, das tagsüber stets auf einladende Weise offen stand, und sagte: »Mama?«
    »Ja. Ich habe gehört, was du gesagt hast. Abel Trask …« Francesca nestelte an ihrem Haar herum, um dann plötzlich festzustellen: »Du siehst mager aus.« Ihre Mutter stieß sich mit dem Fuß vom Boden ab und setzte die Schaukel in Bewegung. »Iss doch noch ein Krabbensandwich.«
    Bree nahm ein weiteres winziges Krabbensandwich von dem Teller, der neben ihr auf dem Korbtisch stand. Sascha spitzte die Ohren und neigte auf so unwiderstehliche Weise den Kopf zur Seite, dass Bree ihm ihr Sandwich gab.
    »Wie geht es ihm? Abel Trask, meine ich.«
    »Gut. Zumindest schien es mir so. Er hat sich kaum verändert, abgesehen von ein paar grauen Haaren.«
    »Bei dieser Frau«, sagte Francesca aufgebracht, »würde sogar der Kaiser graue Haare bekommen.«
    Bree überlegte, ob sie fragen sollte, warum ausgerechnet der Kaiser und – beispielsweise – nicht irgendein Heiliger? Sie unterließ es aber. Die Gedankengänge ihrer Mutter entzückten ihre Familie zwar stets von Neuem, waren aber selten logisch.
    »Virginia«, sagte Bree. »Er hat gesagt, es gehe ihr ganz gut.«
    »Virginia. Ja, genau.« Francesca lehnte

Weitere Kostenlose Bücher