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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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fragen, ob er vielleicht heimlich gelauscht habe, fand aber keine. »Sie haben nicht zufällig etwas mit angehört, das interessant für mich sein könnte?« Sie senkte die Stimme. »Ich glaube nämlich, dass wir es hier mit einem Mordfall zu tun haben, Montel. Ich will zwar nicht, dass Sie einen Vertrauensbruch begehen, aber es ist wirklich wichtig.«
    »Mord, sagen Sie.« Montel faltete das Geschirrtuch noch weiter zusammen. »Blut.«
    »Blut?«
    »Er hat was von Blut gesagt. In sein Handy. War völlig aus dem Häuschen.«
    »Wütend, meinen Sie?«
    »Sehr wütend. Fuchsteufelswild, würde ich sagen.«
    »Geschah das, bevor er so viel getrunken hat?«
    »O ja.« Montel nickte bedächtig. »Ich glaube, dieser Telefonanruf hat ihn auf die Palme gebracht.«
    »Und wie viele Manhattan hat er …?«
    »Vier.«
    »Meine Güte«, sagte Bree. »Vier. Und dann ist er nach draußen getorkelt und nach Hause gefahren?«
    »Tja, vermutlich.« Montel lächelte sanft. »In sein ewiges Zuhause, könnte man sagen.«
    »Können Sie sich zufällig daran erinnern, wer an jenem Abend noch hier war? Sind zum Beispiel Bekannte von Mr. Chandler da gewesen?«
    »Tja, also reingekommen ist er mit Mr. Lindquist, mit dem er ja damals sein Unternehmen gegründet hat. Und sein Sohn George war ebenfalls ein Weilchen hier. Mr. Lindquist ist dann los, um mit seiner Frau in die Oper zu gehen. George ist irgendwo anders hin verschwunden. Mr. Stubblefield war auch noch hier. Und der Richter sowie ein paar andere, deren Namen ich Ihnen nennen könnte. Außerdem hat Mr. Chandler kurz mit Mr. Peter Martinelli gesprochen.«
    Bree schrieb die Namen in ihr Notizbuch. »Aber Mr. Chandler war mit niemand Bestimmtem hier?«
    »Nein, das würde ich nicht sagen. Allerdings hat er sich nach dem Telefonat, das ihn so aufgebracht hat, einige Zeit ans Handy gehängt.« Montel runzelte missbilligend die Stirn. Im Miner’s Club befasste man sich nicht mit geschäftlichen Dingen, und Handys waren besonders verpönt. Immerhin war das ein Anhaltspunkt. Sie würde Hunter bitten herauszufinden, mit wem Chandler telefoniert hatte. Und sie würde Nachforschungen über Peter Martinelli anstellen. Der Name kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Bree fischte die Zitronenscheibe aus ihrem Drink und biss hinein. »Kann sein, dass ich Sie noch einmal dazu befragen muss, Montel. Danke schon mal für das Gespräch.«
    »Gern geschehen. Machen Sie’s gut.«
    Als Bree den Club verließ, war sie nicht viel klüger als zuvor. Zumindest wusste sie jetzt aber, dass Montel andere Menschen gut zu beurteilen verstand und schwer hinters Licht zu führen war. Dass Probert Chandler am Abend seines Todes so viel getrunken hatte, war untypisch für ihn gewesen. Und ein Mann, der Alkohol nicht gewöhnt war, auf einer nassen, kurvenreichen Straße … da ließ sich doch leicht etwas machen, wenn jemand es darauf abgesehen hatte, einen Unfall zu arrangieren.
    Bloß dass die Skidaway Road nicht die schnellste Verbindung zum Haus der Chandlers darstellte, sondern zu Marlowe’s am Highway 80.
    Bree las nicht oft Kriminalromane, obwohl sie manchmal meinte, dass es ihrer neuen Tätigkeit zugutekäme, wenn sie es täte. Trotzdem erinnerte sie sich an einen nützlichen Grundsatz, den sie einmal in einem Buch gelesen hatte, das jemand auf dem Flughafen hatte liegen lassen, als sie mit ihrer Schwester nach Hawaii geflogenwar. Der Detektiv war ein riesiger fetter Typ, der sein Brownstonehaus niemals verließ. Er hatte einen athletischen jungen Assistenten, dem er häufig riet, nie Theorien aufzustellen, bevor man alle Fakten zusammenhatte. Was ein ziemlich guter Ratschlag war. Deshalb zügelte Bree ihre Phantasie – hatte John Allen Lindquist seinen Partner ermordet, um an die Milliarden des Unternehmens zu kommen? Hatte Sohn George seinen Dad getötet, um mehr Anteile zu erhalten? – und fuhr zu der verhängnisvollen Kurve in der Skidaway Road.
    Bree hatte die Skizzen, die die Polizei von dem Unfall angefertigt hatte, gründlich studiert. Das Auto war gegenüber einem kleinen weißen, von einem weißen Lattenzaun umgebenen Hauses von der Straße abgekommen. Bree parkte ihren Wagen in einiger Entfernung von der Kurve, damit er nicht von entgegenkommenden Autos gerammt wurde, und ging zu Fuß zur Unfallstelle.
    Die Leitplanke war verbogen, ob als Folge von Chandlers Unfall oder von einem anderen, das vermochte Bree nicht zu sagen. Sie raffte ihren Rock bis über die Knie und kletterte über die

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