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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Seit wann waren siebzehnjährige Kinder so sachkundig? »Na, das ist ja erfreulich«, erwiderte sie. »Trotzdem ist da irgendetwas an ihm, das ich nicht verstehe. Ich habe ständig das Gefühl, wenn ich das klären könnte, könnte ich auch klären, warum Lindsey ein solches Problemkind ist.«
    Madison zuckte die Achseln. »Ihre Eltern mögen – oder mochten – sie nicht. Eine Menge Kinder an der Schule mögen sie nicht. Manchmal mag ich selbst sie auch nicht so besonders.«
    Bree schwieg eine Weile. Dann sagte sie mit ruhiger Stimme: »Das ist ziemlich herzlos, nicht?«
    Madison wurde rot. »Vermutlich.«
    »Wie steht’s mit Drogen? Ihre Mutter ist ja nicht im Zimmer, Sie können’s mir also ruhig erzählen.«
    »So was nehm ich nicht«, sagte Madison. »Ab und zu ein bisschen Gras, Sie wissen schon, Marihuana, aber sonst nichts. Das schwör ich.«
    »Ich bin nicht Ihre Verteidigerin, Madison, sondern Lindseys. Und wenn Sie sagen, sie nehme nichts, dann sage ich Ihnen ins Gesicht, dass Sie lügen.«
    Madison biss sich auf die Lippe.
    »Nun?«, hakte Bree ungeduldig nach. »Ich werde in Krankenhäusern und an der Schule nachforschen, und falls sie bei der Polizei aktenkundig geworden ist, werde ich das auch herausfinden. Sie können mir also auch gleich sagen, was Sie wissen. Die Blutuntersuchungen werden es ohnehin an den Tag bringen.«
    »Sie zieht immer mit so einem Typ durch die Gegend«, sagte Madison zögernd. »Der ist dafür bekannt, für Drogen und so, meine ich. Kann also sein, dass sie manchmal ein Aufputschmittel nimmt.« Sie sah Bree treuherzig an. »Wenn sie aber auch noch härtere Sachen nimmt, dann weiß ich jedenfalls nichts davon. Ehrlich. Lindsey, Hartley und ich – wir hocken doch praktisch ständig zusammen. In der Schule, nach der Schule, an den Wochenenden. Wir haben eine Band, wissen Sie.«
    »Die Savannah Sweethearts. Ist mir bekannt.«
    »Und wir machen zusammen Ausflüge, auch außerhalb der Stadt. Wenn sie harte Drogen nehmen würde, würde ich es wissen. Ich hab aber nichts davon bemerkt.«
    Bree rieb sich den Nacken. Was Madison sagte, klang überzeugend. Und falls Lindsey Amphetamine nahm, würde das möglicherweise ihr Verhalten bei ihrer ersten Begegnung erklären. »Okay. Das wär’s erst mal. Kann sein, dass ich später noch weitere Fragen an Sie habe … und bevor der Prozess losgeht, brauche ich auf jeden Fall eine beeidete Aussage von Ihnen, aber im Augenblick fällt mir nichts weiter ein.«
    »Was werden Sie denn jetzt tun? Muss Lindsey in den Knast oder was? Kommt sie wieder zur Schule? Und diese Mrs. Chavez hat die Anzeige doch zurückgezogen. Das muss doch irgendwie auch ins Gewicht fallen, oder?«
    »Was Mrs. Chavez macht, spielt überhaupt keine Rolle. Ausschlaggebend ist, was die Staatsanwaltschaft vorhat.«
    »Mist. Dann sitzt sie also in der Tinte.«
    »Schon möglich. Aber ich habe noch ein paar Tricks auf Lager«, erwiderte Bree mit mehr Zuversicht, als sie in Wirklichkeit empfand. »Ich muss noch mal mit Hartley reden. Vielleicht ist ihr ja etwas aufgefallen, das Ihnen entgangen ist.«
    »Na, viel Glück dabei«, sagte Madison grinsend. »Wir haben im Französischunterricht gerade Die drei Musketiere gelesen … «
    Bree blickte verständnislos drein.
    »Ich erklär Ihnen gleich, worum’s geht. Also wir sind wie die drei Musketiere. Erinnern Sie sich noch an Porthos? Dick, lieb und beschränkt. Ich liebe Hartley wie eine Schwester, aber sie ist unser Porthos.«
    Bree rieb sich die Stirn. Kinder! Obwohl diese Angeberei auch etwas Liebenswertes hatte. »Wie dem auchsei. Jedenfalls werde ich mit Lindseys Bruder und ihrer Schwester sprechen. Außerdem interessiert mich, warum Shirley Chavez die Anzeige zurückgezogen hat. Falls sie bereit ist, vor Gericht zu erscheinen und Lindsey zu ver geben, wie sie es bei der Anklageerhebung getan hat, würde das Lindsey sehr nutzen. Vielleicht kann ich Mrs. Chavez ja dazu überreden. Wir sind mit unserer Weisheit also noch nicht am Ende.« Sie stand auf. »Dan ken Sie Ihrer Mutter in meinem Namen für den Kaffee. Oder meinen Sie, ich sollte mich persönlich von ihr ver abschieden?«
    »Würde ihr wahrscheinlich runtergehn wie Honig, da Sie eine Winston-Beaufort sind und so. Nein, lieber nicht. Sie macht gerade ihre Übungen. Wenn wir sie dabei stören, wird sie grantig. Ich bring Sie raus.«
    Sie führte Bree zur Hintertür hinaus. »Noch eine Sache, Madison«, sagte Bree. »Dieser Typ, den Sie erwähnt haben. Der

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