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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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denn eigentlich gegen eine Reihe von beruhigenden Pieptönen einzuwenden, wenn man in der Warteschleife ist? So wie bei einem EKG.«
    »Sie haben mein volles Mitgefühl«, erwiderte Cordelia. »Hören Sie, was halten Sie davon, wenn wir uns nach der Arbeit auf einen Drink treffen?«
    »Sie trinken doch gar keinen Alkohol«, rief ihr Bree in Erinnerung. »Sie haben zu hohen Blutdruck. Aber wir können uns trotzdem gern treffen. Soll ich mich auf irgendetwas Bestimmtes einstellen? Ich nehme an, es geht um den Fall Chandler.«
    »Mm. Soll ich Sie vom Büro abholen?«
    Die Einzigen, die die Angelus Street 66 zu finden vermochten, waren Tote. Beziehungsweise Lebende, die nur vorübergehend in einen Körper geschlüpft waren. Weder das eine noch das andere traf aber auf Cordelia zu. »Äh, nein, das würde mir heute nicht so gut passen. Warum treffen wir uns nicht vorm Gericht?«
    »Auf gar keinen Fall«, entgegnete Cordy. »Was halten Sie von Huey’s? So gegen sechs? Dort laufen wir uns dann schon über den Weg.«
    Bree verstand, worauf das abzielte. Eine zufällige Begegnung in einem beliebten Restaurant, das viele Leute nach der Arbeit aufsuchten. Und im hinteren Teil gab es Essnischen, wo man meist recht ungestört war. »Okay. Alles klar.«
    Cordy knallte den Hörer auf die Gabel. Sie hielt nichtsvon unnötigen oder in die Länge gezogenen Verabschiedungen.
    »So.« Ron kam mit einem Tablett ins Zimmer gerauscht. Petru hinkte hinter ihm her, einen dicken Aktenordner unter dem Arm. Ron stellte das Tablett mit Kaffeeutensilien und einem Teller Gebäck auf Brees Schreibtisch.
    »Das Shortbread habe ich gebacken«, erklärte Lavinia, während sie den Kopf zur Tür hereinsteckte. »Hab mir gedacht, Sie könnten eine kleine Extradosis Zucker gut gebrauchen.« Sie hatte ein Staubtuch in der Hand, um die Fiktion aufrechtzuerhalten, dass sie gar nicht an den Besprechungen teilnahm, sondern nur die Hauswirtin war, die gerade sauber machte. Sie kam herein und fing an, Brees wackliges Bücherregal abzustauben, das unter dem Fenster stand.
    Bree biss in ein Stück Shortbread, das köstlich schmeckte, und trank dazu einen Schluck Kaffee. »Da haben Sie ganz richtig gedacht, Lavinia.« Sie machte kurz die Augen zu. »Ich merke schon, wie ich einen Energieschub bekomme. Und unsere Klientin ist unschuldig. Unsere beiden Klienten. Da bin ich mir ziemlich sicher.« Sie musterte ihre Angestellten. »Nun, und wie steht’s mit Ihnen? Wer möchte als Erster das Wort ergreifen?«
    »Ich«, sagte Ron sofort.
    »Okay. Was haben Sie zu berichten?«
    »Wir wissen jetzt, wie der Mord vor sich gegangen sein muss«, verkündete Ron voller Genugtuung. »Höre ich da rauschenden Applaus? Den verdiene ich nämlich.« Mit triumphierender Miene legte er ein Blatt Papier vor Bree hin.
    »Also wirklich«, wies Petru ihn zurecht. »Sie haben in diesem Leben berreits mehrere Todsünden begangen, Ronald. Wollen Sie die Liste jetzt auch noch um Eitelkeit ergänzen?«
    »Nun beruhigt euch mal wieder, ja?«, rief Bree zerstreut. Dann blickte sie zu Ron hoch, um ihn triumphierend anzugrinsen. »Großartig!«, sagte sie. »Ein dreifaches Hoch auf Sie, Ronald Parchese!«
    »Was hat er denn da?«, fragte Lavinia.
    »Eine Zeugenaussage!«, erklärte Bree und schwenkte das Blatt aufgeregt hin und her. »Hören Sie sich das mal an:
    ›Mein Name ist Helen Ford Nussbaum. Ich bin zweiundsiebzig Jahre alt. Ich wohne seit über vierzig Jahren an der Skidaway Road, Ecke Parsons Street. In dem weißen Haus direkt an der Biegung, die die Skidaway nach Süden macht. Am Abend des dritten Juli habe ich um acht Uhr dreißig zu Hause gesessen und mir im Fernsehen Frasier angesehen. Es war die Folge, in der …‹ « Bree übersprang ein paar Sätze und sagte nur: »Blablabla. Hier wird’s wieder interessant, Leute: ›Da war jemand in meinem Rosengarten. Ein Mann, der sich seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. Oder vielleicht eine Frau? Ich weiß nicht recht. Würde eine Frau so was machen? Er kauerte direkt hinter meinem weißen Lattenzaun. Dann kam ein Auto um die Kurve. Nicht sehr schnell. Der Mann hinter dem Zaun sprang auf und leuchtete mit einer Lampe die Windschutzscheibe des Autos an. War ein sehr helles Licht, wie mein verstorbener Mann es immer benutzt hat, um Rehe aufzuscheuchen. ‹ « Bree erschauderte. »Igitt. Na, erst mal weiter: Das Auto kam von der Straße ab und stürzte in dieSchlucht auf der anderen Straßenseite. Es gab einen schrecklichen Knall.

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