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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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»Dann schließe ich mich Ihnen an, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Sie folgte Hunter in die Dunkelheit hinaus. Der Regen hatte aufgehört, der Himmel war bezogen. Der Mond schimmerte blass durch die Wolken. Ringsum war alles still. Nur von den Stallungen her, wo noch die Spurensicherung beschäftigt war, konnte man etwas hören. Reporter waren noch nicht eingetroffen, aber das war lediglich eine Frage der Zeit.
    Als Ashbury Seaton 1883 mit der Rennpferdzucht angefangen hatte, hatte er über Unmengen billiger Arbeitskräfte und reichlich Bauland verfügt. Das Haupthaus war ein einstöckiges, weitläufiges Gebäude, das auf ein kleines, nur aus sechs Zimmern bestehendes Plantagenhaus aus dem späten achtzehnten Jahrhundert zurückging. Die aufeinanderfolgenden Generationen von Seatons hatten Baumwolle angebaut, dann Tabak, um sich schließ lich mit einer Voraussicht, wie sie damals bei Geschäftsleuten in den Südstaaten keineswegs üblich war – auf Eisenbahnaktien zu verlegen und ihre Sklaven zu Beginn des Bürgerkriegs freizulassen. Das Bürogebäude war eine Art Witwensitz gewesen, in den eine Reihe energischer Matriarchinnen verbannt worden waren, sobald ihre Söhne und Töchter heirateten und die Leitung der Geschäfte übernahmen. Es lag weniger als zweihundert Meter vom Haupthaus entfernt. Die kürzeste Verbindung zwischen den Gebäuden war ein mit Ziegeln gepflasterter Weg, der zur Küche im hinteren Teil des Hauses führte.
    Das Licht aus den Bürofenstern warf einen sanften Schimmer auf die Umgebung draußen. Bree steuerte auf das kleine Holztor zu, das den Zugang zum Weg versperrte, öffnete es und ließ Sascha als Ersten durch. Sie winkte Hunter hinter sich her. »Wir gehen hier lang«, sagte sie. »Das ist kürzer, und vielleicht können wir Missy in die Küche locken, also weg von den anderen.« Sie ging den Weg hoch. Die Ranken später Rosen angelten nach ihren Fußgelenken, und dann stolperte sieüber eine besonders vorwitzige Wurzel. Hunter packte sie beim Arm und zog sie hoch. »Sie sind schon mal hier gewesen?«
    »Na sicher. Heute Nachmittag«, gab sie schnippisch zurück.
    Hunter sah sie mit demselben durchdringenden Blick an, mit dem er zuvor schon Abel gemustert hatte. »Sie kennen die Familie gut?«
    »Nein. Nicht gut. Als ich jünger war … « Er gab ein spöttisches Schnauben von sich. »Okay. Vor ein paar Jahren, als ich noch geritten bin, da war ich ein paar Mal zur Fuchsjagd hier. Die Pferde, die sie besitzen, sind ganz wunderbar. Meine Eltern haben mehr als ein Jagdpferd von den Trasks gekauft, ohne ein einziges Mal dabei reinzufallen.«
    Fast vermochte sie zu spüren, wie Hunter sich in sich selbst zurückzog, als er hinter ihr den Weg entlangging. Nun, er hatte es ja wissen wollen, nicht wahr? Schließlich konnte sie ihre Vergangenheit nicht ändern, und wenn ihm das nicht gefiel, dann hatte er eben Pech gehabt.
    Wie sie erwartet hatte, war das Licht in der Küche an. Sie klopfte leise an die Hintertür und lächelte die Frau an, die ihr öffnete. »Sie sind Delight Rawlings, nicht wahr?«
    »So ist es«, antwortete die Frau mit ernster Miene. »Und Sie sind Miss Bree Beaufort. Ich kann mich noch an Sie erinnern. Früher waren Sie öfter zum Jagdfrühstück hier.«
    Bree trat mit Hunter und Sascha im Schlepptau in die Küche. »Das ist Lieutenant Hunter von der Polizei. Lieutenant, Delight Rawlings ist die Frau, die hier den Haushalt führt. Wir würden gern mit Mrs. Trask sprechen, Delight. Wir dachten, es sei diskreter, zur Hintertür hereinzukommen. Vorne muss ja der Teufel los sein.«
    »Stimmt«, erwiderte Delight seufzend. »Solch ein Hin und Her habe ich noch nie erlebt. Na ja, das ist nicht ganz richtig. Geht eigentlich zu wie bei Law & Order, aber das ist TV, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und dies hier ist Wirklichkeit. Soll ich Miz Trask holen?«
    »Ja, bitte.« Bree ließ sich auf einen Stuhl sinken, der an dem riesigen Küchentisch aus Kiefernholz stand.
    »Mach ich. Wenn Sie Kaffee möchten, bedienen Sie sich. Außerdem habe ich gerade Haferkekse gebacken.« Ihr Blick richtete sich auf Hunter. »Ich habe Ihren Leuten ein paar Kekse bringen lassen. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
    »Sehr freundlich von Ihnen, Madam.«
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Die Haushälterin verschwand durch die Schwingtür, die zum vorderen Teil des Hauses führte. Hunter wanderte in der großen Küche umher, die von einem riesigen gemauerten Kamin mit einem alten eisernen Bratspieß

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