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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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dominiert wurde. Unter den zum Garten gehenden Fenstern stand ein antiker Gasherd mit zehn Kochplatten. Das Mobiliar war bunt zusammengewürfelt und reichte von ramponierten, weiß angestrichenen Kiefernholzschränken bis zu resopalbeschichteten Schränken vom Baumarkt.
    »Nicht ganz das, was ich erwartet habe«, stellte Hunter fest. Er starrte zu einem Schinken hoch, der vom Gebälk herabhing.
    »Hinten ist eine Räucherei, die immer noch benutzt wird. Aber Missy kümmert sich mehr um die Stallungen als ums Haus. Die meisten Seatons haben nie viel Zeit im Haus verbracht.« Sie hob den Kopf und lauschte. Sascha, der zu ihren Füßen lag, hob ebenfalls den Kopf.
    Vier Personen kommen; eine sitzt im Rollstuhl.
    Na großartig. Virginia war also noch auf.
    Und ging einem immer noch gewaltig auf die Nerven. Sie kam als Erste herein, indem sie die Schwingtür ungeduldig aufstieß. Dann bretterte sie mit Höchstgeschwindigkeit – zumindest kam es Bree so vor – auf Bree zu, die schnell zur Seite sprang.
    »Bree Beaufort. Sieh da, sieh da.«
    »Hi, Virginia. Du siehst gut aus.«
    Als Abel Virginia vor fünfzehn Jahren geheiratet hatte, war sie eine schöne Frau gewesen, und das war sie immer noch. Sie hatte einen weichen, pfirsichfarbenen Teint und große samtbraune Augen mit dichten gebogenen Wimpern. Ihre Lippen waren voll und schön geschwungen, wirkten aber irgendwie abstoßend. Während sie über Brees Bemerkung nachdachte, schob sie die Unterlippe vor. »Nett von dir zu sagen, dass ich gut aussehe. Obwohl ich in Wahrheit wie ein hässliches altes Weib aussehe, vor allem nach diesem schrecklichen Vorfall heute. Aber du bist ja immer nett gewesen, Bree.« Sie lächelte verkrampft. »Sie macht geradezu einen Kult daraus, findest du nicht auch, Abel? Aber du sagst nicht, was du sicher denkst, Bree, nämlich: Was macht dieses arme Kind in einem Rollstuhl? « Sie strich sich über die Beine, als streichle sie eine Katze. Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug aus Seide, dazu ein türkisfarbenesT-Shirt, das ihren Teint und ihr dunkelblondes Haar gut zur Geltung brachte. »Eine Verschlimmerung, haben die Ärzte gesagt. Höchstwahrscheinlich stressbedingt. Das kommt bei dieser Krankheit oft vor. Multiple Sklerose«, sagte sie in Hunters Richtung. »In Schüben auftretend. Ist ausgebrochen, kurz nachdem ich meinen Abel geheiratet habe.«
    Hunter beobachtete sie schweigend. Dann sagte er: »Tut mir sehr leid, das zu hören, Madam. Aber gut, dass Sie gerade hier sind. Sie waren heute den ganzen Tag auf dem Gestüt?«
    »Ja.«
    »Und haben es nicht verlassen?«
    Sie blickte mit einem Ruck zu ihm hoch. »Sehe ich vielleicht so aus, als könnte ich ohne Hilfe irgendwo hingehen, Lieutenant? Mein Mann war den ganzen Tag fort, und ich war ganz allein hier … «
    »Ich war aber auch hier, Miz Trask«, stellte Delight richtig.
    »Hm ja. Delight und ich waren bis zum Abendessen allein hier. Gegen sieben Uhr kamen dann Abel und Missy zum Essen. Danach hat Missy ihren abendlichen Rundgang gemacht, und dabei ist dann all das passiert.«
    »Dann brauchen wir eine Aussage von Ihnen«, sagte Hunter. »Mr. Trask? Könnten Sie Ihre Frau bitte in das Wohn… in den Salon bringen? Salon sagt man ja wohl.«
    »Ganz recht, Lieutenant«, entgegnete Virginia würdevoll. »Diese schönen alten Südstaatenhäuser verfügen in der Tat über einen Salon.«
    Hunter lächelte. Sein Lächeln konnte, wie Bree feststellte, sehr anziehend sein, wenn er es denn einmal einsetzte. Und genau das tat er jetzt. »Ich bin eine Stadtpflanze aus New York, und dieser Lebensstil ist mir völlig neu.«
    »Kann ich mir vorstellen«, erwiderte Virginia. »Und Sie brauchen eine Aussage von mir, sagten Sie?«
    »Von allen Mitgliedern der Familie«, erklärte Hunter. »Wenn Sie es sich also bequem machen würden … «
    »Bequem!« Virginia zeigte mit einer ausholenden Geste auf ihren Rollstuhl.
    »So weit es in Ihrer Situation möglich ist. Ich schicke dann gleich Sergeant Markham zu Ihnen.«
    Virginia warf Bree einen gehässigen Blick zu. »Abel. Dabei werde ich dich brauchen.«
    Abel drehte sich zu Missy um, die sich inzwischen das Gesicht gewaschen, das Haar gekämmt und ein anderes Hemd angezogen hatte. »Kommst du mit alldem zurecht?«
    Bejahend reckte sie das Kinn hoch. Abel öffnete die Schwingtür, um Virginia mit dem Rollstuhl durchzulassen. Hunter wartete, bis sich die Tür wieder geschlossen hatte. Dann holte er sein Handy heraus und rief Markham

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