Anwaltshure 3
betrifft. Das kannst du alles vergessen. Und deswegen musste diese Brut endlich mal die Quittung kriegen.«
»Ah ja?«, spie ich ihm entgegen. »Wem erzählst du das? Wer kriegt hier eine Quittung? Und vor allem: Wer stellt sie aus? Du etwa? Ein Typ, der in einem Schloss wohnt und dessen Freunde Entführungen mit dem Maybach machen? Wenn sie nicht gerade bei irgendwelchen Orgien alles vögeln, was nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden kann?«
Noch immer in seinem eisernen Griff, zerrte Robin mich zurück, quer durch die Bibliothek bis zu einem Ohrensessel vor dem knisternden Feuer. Zu Tode erschrocken dachte ich auf einmal, er könnte mich möglicherweise in das Feuer stoßen wollen. Oder meine Hand oder meinen Fuß in die Flammen halten, als Warnung, dass ich mir jede weitere Zurückweisung gut überlegen sollte.
So wehrte ich mich mit Händen und Füßen gegen ihn. Trat um mich und schlug keuchend mit der freien Hand gegen seinen Kopf, während der Maskierte krampfhaft versuchte, diese Hand zu packen und unter Kontrolle zu bekommen.
Meine Füße traten in die Luft, gegen Knochen, gegen Mobiliar. Ein kleiner Tisch fiel krachend um und die Bücher, die darauf gelegen hatten, rutschten zu Boden. Das Feuer kam immer näher. Seine Hitze ergriff mich bereits. Jetzt begann ich zu schreien. Robin schlang seinen Arm um mich und presste meinen Oberkörper zusammen. Doch so schrie ich noch lauter. Als ich spürte, dass mein Widerstand langsam gebrochen wurde, sprang ich nur noch auf und ab, während ich gleichzeitig versuchte, mit dem Oberkörper gegen ihn zu rammen. Doch wer immer dieser Robin auch sein mochte, er war mir kräftemäßig haushoch überlegen. Ich hatte keinerlei Chancen. Und schlussendlich überwältigte er mich und stieß mich brutal in den Sessel. Noch immer vermag ich nicht zu sagen, was mich veranlasste, weiterzukämpfen, wenn ich doch längst begriffen hatte, dass dieser Mann keineswegs vorhatte, mich ins Feuer zu stoßen.
Es kann nur der Zorn gewesen sein, der unfassbare Zorn auf jenen Mann, der mich aus meinem gewohnten Umfeld gerissen hatte und mich nun auch noch erniedrigte, indem er mir vorführte, wie mein Liebhaber sich mit anderen Nutten in seinem eigenen Haus vergnügte. Jetzt verlor ich die Kontrolle. Wie ein in die Enge getriebenes Tier schlug ich um mich. Natürlich würde keine Hilfe kommen, denn die Leute im Nachbarzimmer, wenn sie nicht gerade mit Bumsen beschäftigt waren, gehörten zu den »Avengers«. Keiner von ihnen würde auch nur einen Gedanken daran verschwenden, sich um mich zu kümmern.
Es war kalte, bittere Verzweiflung, die mich antrieb. Die Erkenntnis, dass all die Männer, die ich gevögelt hatte, und mit denen ich mich irgendwie verbunden fühlte, niemals an meiner Seite auftauchen würden.
Schreiend trat und schlug ich nach Robin, stellvertretend für all die Männer, mit denen ich gutes Geld verdient hatte und die mich allein zurückgelassen hatten. Allen voran George, der mir früh klar gemacht hatte, dass ich von ihm keine Liebe, noch nicht einmal Zuneigung, erwarten könnte und dem ich schlussendlich die Situation verdankte, in der ich mich nun befand.
Ich habe keine Ahnung, warum ich in diesem Moment, als der Maskierte sich zu mir herabbeugte, nach seiner Kapuze griff. Es geschah ohne Nachdenken. Vielleicht gab es tief in mir der Wunsch, meinem Schicksal wenigstens ins Gesicht zu sehen, zu wissen, wer es war, der mir all das antat.
Der Mann versuchte rückwärts von mir wegzukommen, drückte gleichzeitig gegen meinen Oberkörper und schaffte es doch nicht, sich aus meinen Griffen zu befreien. Auf geheimnisvolle Weise hatte sich das Blatt gewendet. Ich warf mich nach vorn und riss die Kapuze fest nach hinten. Dunkle Locken ergossen sich bis auf die Schultern des Mannes. Ohne sich zu mir umzudrehen, richtete er sich zu seiner vollen, beachtlichen Größe auf und kämpfte offensichtlich damit, seine Atmung einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen.
Mein Körper war schlagartig eiskalt geworden. Nur mein Kopf glühte und brannte. Wie heftigster Schüttelfrost packte es nun meinen Körper. Als sich der Mann jetzt umdrehte, war ich fassungslos und fürchtete zum ersten Mal in meinem Leben, auf der Stelle ohnmächtig zu werden. Mein Gehirn drohte zu explodieren. Alle Gefühle, die sich in mir auftaten, waren so heftig, so gewaltig, dass sie meinen Verstand zu sprengen drohten.
Von allen Dingen, die mir dieser Mann je angetan hatte, war diese Entführung
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