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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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ergaunertes Geld. Es macht für mich keinen Unterschied, ob du die Kohle jemandem klaust oder ob du heute noch von dem lebst, was man anderen vor hunderten von Jahren weggenommen hat.«
    Derek stellte seine Hände hinter seinem Rücken auf und schlug die Beine übereinander. Er wusste ganz genau, welche Wirkung dieser – bis auf eine hautenge Jeans – nackte Körper auf mich hatte. Ich sah es an seinen Augen. Augen, die die reine Herausforderung waren. Deren Funkeln auf mich überzuspringen drohte.
    Er schüttelte kurz seinen Kopf, um so ein paar lockige Strähnen aus seinem Gesicht zu befördern. »Du kannst nicht immer alle Veränderungen dadurch verhindern, dass du auf Dinge verweist, die nicht in Ordnung sind. Ich weiß selbst, dass meine Vorfahren viel zu oft die Bauern ausgebeutet haben und mit deren bisschen Ertrag nicht nur dieses Schloss erbaut haben. Aber daran kann ich nichts ändern. Dass aber heute, ohne jeglichen Schutz durch die Politik, die Bürger wieder ausgesaugt werden und dann am Schluss die Betrüger und Zocker noch alimentieren müssen, dagegen will ich etwas tun.«
    Verblüfft betrachtete ich den veränderten Ausdruck in Dereks Gesicht. Auf einmal war da ein ungeheuer kämpferischer Zug, den ich vorher nie wahrgenommen hatte. Da war nichts mehr von dem Säufer und Weiberhelden, den ich so verabscheut hatte. Andererseits war an seine Stelle ein Entführer getreten. Und was von beiden jetzt besser war, vermochte ich nicht zu sagen.
    »Und was soll ich dabei?«
    Derek zog seine Beine in den Schneidersitz und sah mich nachdenklich an. »Ich glaube nicht, dass du schon so weit bist, dass ich dir das sagen könnte. Von daher schlage ich vor, dass du noch ein, zwei Tage in diesen gastlichen Mauern bleibst, dich verwöhnen lässt und wir erst dann über das Geschäftliche reden.«
    Aus jedem seiner Worte und seiner Formulierungen klang George, sogar der Tonfall stimmte. Hatte er sich das bei seinem Vater, dem berühmten Anwalt abgeschaut oder war es etwas, das von Generation zu Generation weitervererbt wurde?
    »Vielleicht gehst du hinauf und nimmst ein schönes, langes Bad?«, schlug er galant vor, doch ich vermutete hinter der freundlichen Geste irgendeine Finte und war deswegen auf der Hut.
    Das hier war ein Derek, den ich so nicht kannte. Der alte Derek hätte nach Whisky gerochen und versucht, mich zu vögeln. Aber dieser Derek ... der machte mich nervös, denn ich konnte ihn nicht einschätzen. Was ich bis jetzt gehört hatte, zeigte mir, dass es zwei Personen gegeben hatte. Oder zumindest eine Person, die sich in der anderen versteckt hatte. Und zwar perfekt.

Pläne
    Ich war den halben Vormittag gewandert. Unter anderem hatte ich einen wunderhübschen Teich und einen kleinen Wasserfall entdeckt. Die Heide war wundervoll. Rau und sinnlich. Düfte strömten in mich ein und der Wind strich sanft über meine Haut.
    Wie schnell die Wolken hier im Hochland dahinflogen, getrieben von einem ungeheuren Wind, der weder am Tag noch in der Nacht ruhte. Schafe waren stehengeblieben und hatten die merkwürdige Frau beobachtet, die mit einem dicken Strauß lila Heidekraut laut vor sich hinsingend über die Felsen gestiegen kam. Es roch nach Schnee und ich betrachtete den Himmel, ob wohl damit zu rechnen sei. Wie ich es genoss, durch diese archaische, raue Natur zu wandern und laut zu singen!
    So kehrte ich gegen Mittag ins Schloss zurück, von dem ich jetzt sagen konnte, dass es tatsächlich aus der Ferne wie ein Felsmassiv aussah. Grau und irgendwie mittelalterlich mit all den Zinnen und massiven Fenstern, bei denen selbst die Fensterkreuze aus Stein waren. Es machte einen so wehrhaften Eindruck, dass man glauben mochte, selbst ein Panzer könne nicht durch diese Mauern brechen.
    Als ich durch die vergleichsweise kleine Eingangstür trat, hörte ich bereits mehrere Stimmen aus einem der angrenzenden Zimmer. Da ich erstens neugierig war, und zweitens in die Pläne der »Avengers« mehr oder weniger involviert war, beschloss ich mich der Plauderrunde anzuschließen.
    Der Tisch, an dem am Vortag noch die Sklavin benutzt worden war, hatte sich mittlerweile zu einer Art Kommandozentrale verwandelt. Er war so mit Papieren, Aktenordnern, Schreibutensilien und Laptops belagert, dass man keinen Fingerbreit Holz mehr erkennen konnte.
    Als ich eintrat, schossen alle Köpfe in die Höhe.
    Alle, außer einem ... Derek blieb über einem aufgeschlagen daliegenden Aktendeckel gebeugt und tat so, als habe er nichts

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