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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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Ziegelmauer aufgestellt hatte.
    Ich selbst stand in einiger Entfernung, unbemerkt, und sah ihm bei seinen Wurfübungen zu. Der Himmel spannte sich in beinahe schon irrealem blau über uns und brachte den frisch gefallenen Schnee zum Funkeln. Das Klappern der fallenden Dosen schien das einzige Geräusch auf der Welt zu sein, und hätte ich Derek nicht gesehen, ich hätte kaum glauben können, dass ein erwachsener Mann derart verbissen Bierdosen mit Schneebällen abwerfen könnte.
    Unermüdlich stapfte er durch den kniehohen Schnee zur Mauer, reihte die Dosen neu auf, ging zu seinem Platz zurück, formte Bälle, zielte und warf. Seine Trefferquote war bemerkenswert. Und es reizte mich zu sehen, wie wohl meine wäre. Also formte ich ebenfalls eine Kugel und wartete, bis Derek sich wieder in seine Wurfposition begeben hatte. Und gerade als er den Arm hob, holte ich aus und gleich darauf klapperten die Dosen von den roten Ziegelsteinen.
    Verwundert drehte er sich um. Als seine Blicke auf mich fielen, verschwand augenblicklich jener heitere Ausdruck, den er zuvor gehabt hatte. »Ach du«, schien er sagen zu wollen. Tatsächlich aber blieb er ruhig stehen und sah mich ausdruckslos an.
    »Und? Hat alles zu deiner Zufriedenheit geklappt?«, eröffnete ich die Unterhaltung in Ermangelung eines erwünschteren Themas.
    »Ja, und wohl auch zu deiner.«
    »Danke, ja. Es ist schön, dass du deinen Hang zu spitzen Bemerkungen noch nicht verloren hast«, erwiderte ich zickig.
    »Ich fand schon immer, dass es ungeheuer wichtig ist, die passenden Leute für einen Job zu finden. Und du hast mal wieder bewiesen, dass du auf deinem Gebiet die Nummer eins bist.«
    »Wie schön, dass du wenigstens das anerkennst«, erwiderte ich.
    Derek holte aus und warf den Schneeball so dicht an meinem Kopf vorbei, dass alles in mir danach zu schreien schien, sich in Deckung zu begeben, doch ich hielt still und das nur, um ihn zu verblüffen.
    Ob es mir gelang, kann ich nicht sagen, denn er stand nur da und sah mich ausdruckslos an. Seine Lippen rieben aufeinander, als wären sie ausgetrocknet und er versuchte, sie mit Speichel wieder geschmeidig zu machen.
    »Ja. Danke für deine Hilfe«, nahm er offensichtlich den Faden meiner Nachfrage wieder auf. »Wir haben jetzt alle Dateien, die wir brauchen.«
    Er hatte sich gebückt und einen weiteren Schneeball geformt. Noch ein kurzer Blick zu mir, dann warf er ihn zu Boden und stapfte zurück zum Haus. Nachdem er hinter der massiven Eingangstür verschwunden war, folgte ich ihm.
    Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Jetzt, nachdem die »Avengers« bekommen hatten, was sie wollten, war ich eigentlich überflüssig geworden. Sie konnten mich ziehen lassen. Ich brauchte nur auf mein Zimmer zu gehen und zu packen.
    »Emma ... was für ein wundervoller Morgen, nicht wahr?« Tim kam quer durch die Halle und nahm mich fest in die Arme. »Du warst schon draußen? Das ist sehr vernünftig. Es gibt nichts Besseres ...« Er hielt plötzlich inne und sah mich schweigend an. Der schweigsame, introvertierte Tim hatte gerade den künstlichen, schwatzhaften Tim ausradiert. »Nun?« Seine Stimme hatte den Richtungswechsel mit vollzogen.
    »Ich reise ab.«
    Er nickte, als habe ich lediglich etwas ausgesprochen, was er so schon längst gewusst hätte.
    »Das ist ungeheuer schade ... Die Dinge hatten gerade begonnen, sich ... nun ... äußerst hoffnungsvoll zu entwickeln, wenn ich das so sagen darf.«
    Meine Augen brannten und ich musste heftig blinzeln. »Ich habe meine Verpflichtungen in London schon viel zu lange schleifen lassen.« Wobei ich speziell an George dachte ...
    »Ja, natürlich. Dann will ich dich nicht aufhalten und sage dem Personal Bescheid, damit alles Nötige veranlasst wird.«
    »Ich kann sie ja mitnehmen«, ertönte plötzlich über uns eine Stimme von der Treppe her. Derek sah aus, als wäre er gerade aus einem der wuchtigen Ölportraits gestiegen, die hinter ihm hingen. Fehlten nur noch die wuseligen Jagdhunde um seine Füße und die aufgeklappte Flinte über dem Arm. Doch statt, dass mein Herz hüpfte bei dem Angebot, zog es sich schmerzhaft zusammen.
    Derek klang zu neutral, zu distanziert, zu unbeteiligt. Wie jemand, der sowieso in eine bestimmte Richtung fährt. Er stand da oben, sah auf uns herab und fühlte nichts für mich. Es brauchte nur einen Blick in seine großen, olivenfarbenen Augen und ich wusste, an wen er in diesem Moment dachte, zu wem er zurückkehren wollte.
    Und dann war

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