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Anwaltshure 4

Anwaltshure 4

Titel: Anwaltshure 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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im Sommer stundenlang an diesem Tisch sitzen und dem Wasser zusehen, das unter Tellern und Gläsern dahinfloss.
    Er liebte das Spiel mit den Elementen und hatte eine schier unerschöpfliche Kreativität, um die ich ihn zutiefst beneidete. Diese machte nun vor nichts halt. Es gab nichts, aus dem er nicht etwas vollkommen Neues, Unerhörtes gemacht hätte.
    So freute ich mich, wieder sein Geschäft zu betreten. Nicht nur wegen der Dinge, die ich suchte, sondern auch, weil ich neugierig auf all das war, was ihm seit meinem letzten Besuch Neues eingefallen war.
    Die Ladenräume waren großzügig und hell. Weite Fensterflächen ließen den Blick der Passanten ungehindert durch die vorderen Bereiche wandern und zogen immer wieder Neugierige an, die sich zwar keinen Delacro leisten konnten, aber von seinem Einfallsreichtum begeistert waren. Es gab hier im Raum verteilte Trennwände, zwischen denen jeweils seine Objekte vorgestellt wurden.
    Ich hatte mich gerade mit einem Tisch in Form eines überdimensionalen Tortenstücks angefreundet, das so echt wirkte, als könnte man hineinbeißen, als ich einen dunklen Schopf zwischen zwei Wänden vorbeigleiten sah.
    Es war nur ein Detail, doch ich hätte es unter tausenden erkannt. Augenblicklich erstarrte ich. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich konnte nicht mehr schlucken. Meine Knie wurden weich und ich gab dem Drang nach, mich auf eine Kaffeetasse zu setzen. Sie war weich und gemütlich. Dazu stieg, sobald man Platz genommen hatte, ein leichter Hauch von Kaffeeduft um einen herum auf.
    Sicherlich hätte ich mich unter anderen Umständen hier wirklich wohl gefühlt, doch mit Dereks Anblick hatte meine Laune schlagartig ein arktisches Klima angenommen.
    Hatte ich mich sitzend in Sicherheit geglaubt, sah ich mich getäuscht, als hinter mir ein, wenn auch freundliches, so doch irgendwie verhaltenes: »Ach, Emma … Hallo!«, erklang.
    So gut ich konnte, kam ich auf die Füße und sah direkt in Lauras fliederfarbene Augen. Ihre Figur grazil wie immer, selbst in diesem üppigen Wintermantel. Sie ist nicht schwanger, jubelte kurz eine winzige Stimme in mir, die sofort niedergemacht wurde von einem tosenden: Sie hat die Schmach dieser Lüge für ihn auf sich genommen.
    Wir reichten uns die Hand.
    »Ich habe dich bei der Hochzeit leider nur kurz gesehen«, sagte sie in ihrer freundlich, verbindlichen Art mit der wunderschönen Stimme, die man in Kitschromanen sicherlich als glockenhell bezeichnet hätte.
    »Ich … ich hatte leider noch unaufschiebbare Termine …« Die Lüge troff aus jedem Buchstaben.
    »Ja, das ist verständlich … Ist ja immer schwierig mit Terminen.« Sie presste die Lippen aufeinander wie ein Schulmädchen, dem sein Vorrat an Höflichkeiten ausgegangen ist.
    Wenn sie mich jetzt zu sich nach Hause einlädt, fliehe ich, schoss es mir durch den Kopf.
    »Derek ist auch hier … Wir bummeln ein bisschen. Vater hat uns doch Crawfield überlassen. Und … na ja … ist ein altes Haus … da gibt es viel zu tun.«
    Das »alte Haus« galt als eines der vornehmsten Beispiele britischer Architektur des frühen neunzehnten Jahrhunderts. Hätte dies nun bei jedem anderen nach unsagbarer Aufschneiderei geklungen, machte es Laura sogar noch sympathischer. Sie hatte eine Art reiner Mädchen-Naivität, um die ich sie fast genauso beneidete, wie um ihren Mann. Wie sehr sehnte ich mich bei ihrem Anblick nach der Erkenntnis, dass hinter einem makellosen Äußeren nur allzu oft ein unschöner Charakter steckte. Doch in ihrem Fall, das wusste ich, lagen die Dinge anders. Ihr blondes Haar, ihre leuchtenden Augen, die vollen Lippen und die perfekte Figur schienen nichts weiter, als die Reflektion ihres Wesens.
    Selbstlos hatte sie damals mir den Vortritt gelassen, ja mich sogar gerufen, als Derek unter der Last der Erkenntnis von Jays Tod zusammengebrochen war. Sie war beiseitegetreten, damit ihrem Liebsten geholfen werden konnte. Ausgerechnet von mir!
    Laura war, und da hatte George wirklich die Wahrheit gesagt, das Beste, was seinem Sohn je widerfahren war.
    So stand ich an die überdimensionale Tasse gelehnt und suchte Halt, wo es keinen für mich gab.
    »Oh, mein Herz, sieh mal, wen ich bei der Kaffee-Tasse entdeckt habe …«
    Mein Herz … Alles in mir verkrampfte sich. Meine Haut schien zu gefrieren und meine Knochen zu versteinern. Wie erstarrt harrte ich dessen, was da noch kommen mochte.
    Groß und gefasst trat Derek auf mich zu, streckte seine Hand aus und ergriff

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