Anwaltshure 4
meine, die mehr oder minder regungslos auf halber Höhe stehen blieb.
»Derek …«, sagte ich mit belegter Stimme, für die ich mich schämte.
»Emma …« Er nickte knapp und sah mich so ernst an, wie der Scharfrichter den Todeskandidaten.
»Ich sagte Emma gerade, dass wir ein wenig bummeln für Crawfield«, entgegnete Laura.
Ich schwieg ebenso wie er und ich konnte nicht einmal daran denken, wie niederträchtig dieses Schweigen gegenüber Lauras Bemühungen war, ein wenig die Spannung aus der Situation zu nehmen.
»Mrs McLeod …«
Ich zuckte zusammen und war mit einem Schlag hellwach.
»… ich habe einen neuen Entwurf für einen Pavillon. Den würde ich Ihnen gern zeigen.«
Delacro beriet Kunden dieser Güteklasse natürlich persönlich. Er warf einen fragenden Blick zu Derek, der aber noch immer zu mir hinstarrte. Er hatte jetzt die Haltung eines Rächers angenommen, mit funkelnden, dunklen Augen und bleichem Gesicht.
»Ach, Mr Delacro, lassen wir meinen Mann bei seiner Unterhaltung. Ein Gartenpavillon ist sowieso eher Frauensache, nicht wahr?«
Das war Lauras Beweis absoluten Vertrauens in ihren Mann. Zwei Sätze, und sie hatte allen klargemacht, dass – was auch immer zwischen ihm und mir bestanden hatte – nicht mehr existierte. So ging sie, dem Designer interessiert lauschend, davon.
Wir aber standen da. Und als ich meinen Blick von ihr abgewendet hatte, wusste ich nicht, wohin ich schauen sollte, wenn nicht auf ihn. Auf jenes Gesicht, das in all meinen Träumen um mich zu sein schien. Das sich wie in einer Spiegelung über jedes Männergesicht legte, das ich betrachtete.
Wie ein ertappter Verbrecher senkte ich meine Blicke. Unerträglich schien es mir, die Herausforderung seiner Augen anzunehmen. Den Zweikampf auszutragen, den er mir förmlich aufzudrängen schien.
»Nun?«, fragte er düster.
»Alles gut.«
»Gibt es nichts zu sagen?«, beharrte er.
Ich war in einem Verhör gelandet. »Brauche ich einen Anwalt?«, fragte ich zickig.
»Du kannst ja George anrufen.«
»Leck mich!«, entfuhr es mir und ich schämte mich augenblicklich. Nicht nur wegen der Doppeldeutigkeit meiner Worte, die zu einer anderen Zeit eine ebenso anzüglich wie freche Replik herausgefordert hätten.
»Derek …«, hob ich an. Die Verzweiflung in meiner Stimme war nicht zu überhören, egal, wie ich mich auch bemüht hatte, sie nicht durchklingen zu lassen.
»Ja?«
»Hör zu … lass uns diese Gelegenheit hier nutzen, um für immer Adieu zu sagen.«
In mir brach alles zusammen. Was redete ich da? Wieso sagte ich so etwas? Was, wenn er dieses Adieu akzeptierte? Ich würde hier mitten in Delacros Interior Design zusammenbrechen. Tränen drangen bereits jetzt glühend hinter meine Lider.
»Ist das dein fester Entschluss?« Rau und düster schwang seine Stimme an mein Ohr.
NEIN! Wollte ich schreien und erstickte diesen Ausruf in mir. Rang ihn nieder mit dem bisschen Selbstbeherrschung und Vernunft, die mir in seinem Angesicht geblieben waren.
»Sieh mich an!«, zischte er. »Sieh mir in die Augen und sag mir, dass ich gehen soll! Dass dies das Ende ist!«
Den Kopf gesenkt haltend, presste ich meine Lippen zusammen.
»Verdammt, Emma! Sieh mir in die Augen!«
»Es muss sein, Derek. Es muss doch sein …« Meine Stimme war kaum mehr als ein Hauch, der sich in einem Orkan verlor.
»Dann sieh mir jetzt in die Augen und sag mir, dass es dein Entschluss und Wille ist. Ich werde es akzeptieren und dich für immer in Ruhe lassen. Ich werde mich nie mehr bei dir melden.«
Mein Kopf bewegte sich in tiefsten Qualen hin und her. Meine Kiefer mahlten und meine Lippen rieben aneinander. Ich hatte keine andere Wahl, wenn ich uns nicht alle vernichten wollte. Also hob ich mein Gesicht zu Derek auf und öffnete langsam meine Augen.
Im gleichen Moment wurde ich bei den Armen gepackt, ein paar Schritte quer durch die Ausstellungsfläche geschubst und stolpernd, halb fallend, halb gestützt, die Treppen in ein Lager im Keller hinunterbugsiert.
Ich ging unter in einem Meer aus Küssen, schiebenden, reibenden, zerrenden Händen. Er knetete meine Brüste, überwältigte meine Lippen. Sein heißer Atem umgab und erfüllte mich. Dereks Speichel floss in meinen ausgetrockneten Mund. Er nahm seinen Kopf zurück, doch nur, um mir sofort seine Lippen noch fester aufzudrücken. Es schmerzte, als mein Hinterkopf gegen die Betonwand schlug.
Halb im Reflex versuchte ich, ihn abzuwehren und erwiderte doch nur seine Umarmung. Drückte
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