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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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von diesem endlosen, alptraumhaften Mahlstrom trennte, hörte Miles, wie Seth einen durchdringenden schrillen Schrei ausstieß. Und am Rand seines Blickfelds sah er, während er stürzte, wie dieses grässliche rötliche Ding Seths taumelnde Gestalt packte und in einer grausigen Umarmung festhielt. Es sah aus, als schnappte ein Krebs mit seinen Zangen nach einer Beute und führte sie zum Maul.
    Dann schlug Miles’ Kopf kurz irgendwo auf, in einem Gewirr dünner spitzer Stäbe, und wurde von kaltem toten Fleisch hin und her geworfen. Bis es ihm gelang, sich nach hinten zu werfen, weg vom Rand des Abgrunds, zurück auf festen Grund.
    Dort sah er die Gestalt von Apryl, aber nur bis zur Hüfte. Der Rest von ihr schien verschwunden zu sein, als wäre sie zerschnitten worden. Sie hing über dem Rand des Schachts und wurde von den herumwabernden Dingern in diesem grausigen Wirbel festgehalten, in den glücklicherweise wenig Licht fiel. Auf allen vieren schrie er vor sich hin, bis er merkte, dass er es war, der diese Schreie ausstieß, und packte sie unter den Achseln. Mit tauben Fingern zerrte er sie aus dem Abgrund zurück auf den festen Boden, den er noch immer nicht sehen konnte. April saß da, wiegte sich von einer Seite zur anderen und hielt die Hände vors Gesicht, blind und völlig benommen von der schrecklichen Kälte, die sie umfing.
    Mit letzter Kraft und laut vor sich hinbrüllend, bis seine Stimmbänder ihren Dienst versagten, zog er sie ruckartig Zentimeter für Zentimeter zurück, indem er sich mit den Füßen vom Boden abstieß wie ein Ruderer in einem Boot. Und zerrte sie durch die offen stehende Tür ins Licht.
    Sie bewegte sich. Auf dem Boden neben ihm, an der Wand gegenüber der Zimmertür, die er zugeworfen hatte, nachdem sie völlig verfroren und zitternd herausgekrochen waren. Von der anderen Seite dieses irrwitzigen Raumes, der sich als Zimmer getarnt hatte, hörte man das ersterbende Säuseln des Windes und das allmähliche Verstummen der schrillen Schreie der Verdammten, ehe endlich wieder Stille eintrat.
    Apryl bewegte sich erneut und gab einen Laut von sich. Ein Wimmern. Miles kroch zu ihr. Sie lag, eingehüllt in ihren Mantel, im Schatten. »Apryl, Apryl, Apryl«, murmelte er halb zu sich selbst, halb zu ihr, um diese schrecklichen Umgebung mit ein paar vertrauten Lauten zu durchbrechen. »Ich bin’s. Ich bin hier, Liebling.« Er berührte ihren Arm, und sofort zuckte sie zurück, drängte sich gegen die Wand und entzog ihm alle Gliedmaßen, vergrub sich in ihren Mantel, bedeckte das Gesicht und weinte vor sich hin.
    »Es tut weh«, sagte sie schluchzend.
    »Apryl, ich bin es, Miles. Es ist alles in Ordnung, Liebling. Ich bin da.«
    Aber sie reagierte nicht, sondern zitterte nur unter ihrem Mantel und drängte sich weiter gegen die Wand.
    Er sah um sich, spähte in die Dunkelheit, um sicherzugehen, dass alle Türen geschlossen waren. Irgendwo in ihm glomm ein Funke Wut auf und wuchs an. Er kniete sich hin und rief laut aus: »Die Polizei ist auf dem Weg.« Das Echo dieses Satzes wurde von den Wänden zurückgeworfen. »Haben Sie gehört?«
    Apryl schluchzte nun leise und wiegte sich vor und zurück, als hätte sie starke Schmerzen. Nachdem seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sodass er sie ganz erkennen konnte, sah er, dass sie die Arme um ihren Oberkörper geschlungen hatte und den Kopf geduckt hielt. Sie war verletzt, stand unter Schock. Er musste sie so schnell wie möglich hier herausbringen.
    Es gelang ihm, sie aufzurichten. Er zog sie auf die Füße, und sie fügte sich, als sei sie es gewohnt, geführt zu werden. Aber sie behielt die Arme um den Oberkörper geschlungen und blieb nach vorn gebeugt, das Gesicht zu Boden gerichtet, bis sie das Apartment verlassen hatten und im gelblichen Schein der Lampen im Korridor vor den Aufzugtüren standen. Er redete ihr gut zu und fragte dann: »Wo tut es denn weh? Sag mir, wo es wehtut.« Erst dann war sie bereit, ihm ihre Verletzungen zu zeigen.
    Er sah das schwarze Fleisch um ihre Handgelenke und auf den Handrücken. Verletzungen, die ihr zugefügt worden waren, als sie die Hände ausgestreckt hatte, um die Angreifer abzuwehren. Diese wunderbaren weißen Hände waren schwarz, als wären sie von stumpfem harten Leder oder Frostbeulen bedeckt. Und es waren auch nicht mehr alle Finger vorhanden.
    Ihre zerbrechlich wirkenden Arme hingen schlaff herunter, als sie endlich den Kopf hob, ihre schönen Gesichtszüge zeigte, die kreidebleich

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