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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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jemandem am Arm berührt. Nicht um ihn zu belästigten, sondern eher, um ihn auf etwas aufmerksam zu machen. Ihn aufzuwecken. Aber bevor er dieses Gefühl genauer identifizieren konnte, war es auch schon verschwunden. Genau wie das Kind da drüben. Es blieb nie lange dort stehen. Nur lange genug, um ihm zu verdeutlichen, dass er beobachtet wurde.
    Aber nicht an diesem Nachmittag. Heute lungerte die Gestalt mit der Kapuze zwischen den geparkten Autos herum.
    Seth strengte seine Augen an und versuchte, sie zu fixieren. Vielleicht konnte er auf diese Weise den Jungen veranlassen, den Kopf zu senken oder sich abzuwenden, weil er seinen Blick nicht ertrug. Aber es war vergeblich. Der Junge rührte sich nicht. Er blieb einfach dort stehen und starrte weiter aus dem dunklen, mit künstlichem Fell besetzten Oval der Kapuze herüber. So lange, wie er jetzt schon regungslos dort stand, hätte er auch eine Puppe sein können, die jemand aus irgendeinem Grund auf die Straße gestellt hatte, die Skulptur eines Künstlers vielleicht, für die sich niemand interessierte. Tatsächlich schien keiner der Passanten Notiz von dem Jungen zu nehmen.
    Die Situation nahm allmählich einen immer vertraulicheren Charakter an. Es wurde Zeit, dass sie miteinander redeten. Während Seth noch darüber nachdachte, was er dem Jungen über die Straße hinweg zurufen könnte, ging die Tür der Kneipe unter ihm auf.
    Er hörte laute Rufe aus der Bar. Jemand schrie »Fotze«, ein Stuhl ruckte lautstark über den Holzfußboden, Billardbälle klackten gegeneinander, es wurde laut gelacht und aus der Musikbox drang dumpf ein Liebeslied, als sollte damit der Konflikt besänftigt werden. Seth sah hinunter zur Eingangstür, durch die ein orangefarbener Lichtschimmer nach draußen fiel. Niemand kam heraus oder ging hinein, und die Geräusche verstummten, als die Tür wieder zuschlug.
    Als er sich wieder der Gestalt auf der Straße zuwenden wollte, war sie verschwunden. Er ging nach draußen und blickte die regennasse Straße auf und ab. Von dem Jungen im Parka war nichts mehr zu sehen.
    The Green Man befand sich in einem der letzten übrig gebliebenen viktorianischen Gebäude an der Ecke einer heruntergekommenen Straße. Längst schon wurde der ehrwürdige Charakter des Hauses mit seinen Erkern vom Schmutz auf der Straße gemindert. Zwar hatten die Fenster im Erdgeschoss die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg überlebt, doch jetzt sahen sie aus, als wären sie seit Jahrzehnten nicht mehr geputzt worden. Wenn man hineinblicken wollte, konnte man nur verschiedene Poster erkennen, die innen an die Scheiben geklebt waren, unter anderem eine Guinness-Werbung, die Seth noch aus seiner Jugend kannte. Inzwischen war das Guinness in den Pint-Gläsern verblichen und gelb geworden und sah aus wie ein ekelhafter Likör. Andere Reklamebilder warben für kommende Ereignisse wie die »Quiz Night« und »Sky Football auf dem Großbildschirm«. Aber deren Farben waren nur dort zu erkennen, wo der Regen die Scheibe sauber gewaschen hatte.
    Seth wohnte inzwischen lange genug dort, um sich mit den Gästen und Gepflogenheiten im Green Man ganz gut auszukennen. Einige der Stammgäste waren Marktschreier, die zwar ihr Geschäft unter freiem Himmel nicht mehr betrieben, ihre Kommentare über Gott und die Welt aber noch immer lautstark und mit übertriebenem East-End-Akzent zum Besten gaben. Es gab Leute, deren Arbeitsrhythmus ähnlich unregelmäßig war wie sein eigener und die ihren Lohn von morgens bis abends an der Bar versoffen, wenn sie nicht stundenlang vor den Glücksspielautomaten standen. Eine Mischung unterschiedlichster Charaktere hockte um sie herum. Im dämmrigen Zwielicht wirkten sie wie Wachposten, die nicht abgelöst wurden. Diese eigenartige Subkultur ähnelte keiner, die Seth aus seiner Vergangenheit kannte. Sie repräsentierten eine andere Art von Außenseitertum, das in persönlichen Tragödien, psychischen Problemen oder Alkoholismus begründet lag. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis auch er sich aufgegeben hatte? An manchen Tagen fragte er sich, ob das nicht längst schon der Fall war.
    Noch müde, weil er am frühen Morgen nach nur wenigen Stunden Schlaf aufgewacht war, schüttelte er die Gedanken an den herüberstarrenden Jungen ab und machte sich auf den Weg in die Kneipe. Seine Miete war fällig: siebzig Pfund pro Woche, die er an der Bar abgeben musste. Er trat aus dem Haus, stieg über einen Haufen Hundescheiße hinweg und ging durch die nächste

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