Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
waren darüber hinaus noch mit schweren Vorhängen zugezogen. Tag und Nacht verwehrten sie der Stadt und der ganzen Welt den Einblick.
Aber unter dem Haarschopf spürte er, wie seine Kopfhaut sich spannte, denn noch immer konnte er dieses Geräusch hören, über sich, in seinem Kopf, ganz leise, wie ein Windhauch in weiter Ferne, das Geschrei undeutlicher Stimmen, als hätte er sie mitgenommen und nach hier unten gebracht.
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Apryl fuhr vom Flughafen direkt zu ihrem Erbe. Es war leicht zu finden, sie konnte von Heathrow mit der blauen Piccadilly Line bis zur Haltestelle Knightsbridge fahren.
Inmitten der vielen herumwuselnden und lärmenden Menschen sprang sie die Betontreppen hinauf und stand schließlich mit ihrem Rucksack auf dem Gehsteig. Sie hatte so lange in der U-Bahn gesessen, dass sie das gleißende Licht blendete. Wenn sie ihre Karte richtig gelesen hatte, dann war dies die Knightsbridge Road. Also stürzte sie sich ins Gewühl.
Und schon wurde sie von hinten geschubst und von einem spitzen Ellbogen zur Seite gestoßen und merkte, dass es ihr nicht gelingen wollte, sich im Takt der fremden Großstadt zu bewegen. Sie kam sich klein und unbedeutend vor, hatte das Gefühl, sich für ihre Anwesenheit entschuldigen zu müssen, und das machte sie unwirsch.
Sie trottete über den schmalen Gehsteig und suchte in einem Ladeneingang Schutz. Sie fühlte sich unbeholfen und schwitzte unter ihrer Lederjacke und dem Baumwollhemd. Ein stetiger Menschenstrom wogte vor dem Hintergrund des sich im nebligen Nirgendwo verlierenden Hyde Park vorbei.
Es war nicht einfach, sich auf ein spezielles Gebäude, ein bestimmtes Gesicht oder ein Schaufenster zu konzentrieren, denn hier in London war alles ständig in Bewegung. Tausende von Menschen liefen die Straße auf und ab und rannten hinüber, wenn die roten Busse, weißen Lieferwagen, die Laster und Autos kurz einmal langsamer fuhren. Sie wollte sich alles genau ansehen, alles in diesem Augenblick kennenlernen und ihre Rolle in diesem Durcheinander verstehen, aber die unglaubliche Lebendigkeit des Straßenbilds schien ihre Gedanken zu bremsen, und sie musste blinzeln wie jemand, der nicht mehr klar denken kann und am liebsten einschlafen würde.
Sie sah auf den Plan in ihrem Stadtführer und starrte auf die kurze und einfache Route zum Barrington House, die sie mindestens schon hundertmal studiert hatte, seit sie vor acht Stunden in New York abgeflogen war. Sie musste ganz einfach nur die Sloane Street entlanggehen und am Lowndes Square nach links abbiegen. Mit einem Taxi wäre sie auch nicht näher herangekommen als mit der U-Bahn. Das Haus ihrer Großtante stand irgendwo dort am Platz. Also musste sich nichts weiter tun, als den Hausnummern zu folgen, bis sie vor der richtigen Tür stand. Ist doch ganz einfach, stellte sie erleichtert fest. Wenn sie sich an den Straßennamen orientieren müsste, um den Weg zu finden, wäre es ganz bestimmt frustrierend geworden.
Auf jeden Fall musste sie sich möglichst bald ausruhen. Die Aussicht auf einen Aufenthalt in London und das, was ihre verstorbene Großtante ihr und ihrer Mutter hinterlassen hatte, raubte ihr schon seit einer Woche den Schlaf, und im Flugzeug war sie auch nur kurz eingenickt. Wie sie allerdings in dieser hektischen Großstadt zur Ruhe kommen sollte, war ihr ein Rätsel.
Auf dem kurzen Weg von der U-Bahn-Station zum Lowndes Square wurde ihr schnell klar, dass ihre Großtante Lillian nicht arm gewesen war. Schon als sie die Umgebung auf der Karte studiert und festgestellt hatte, dass der Buckingham Palast und der Stadtteil Belgravia mit den ganzen Botschaften und Harrods, das berühmte Kaufhaus, ganz in der Nähe waren, stand für sie fest, dass ihre Tante während der letzten sechs Jahrzehnte ihres Lebens nicht in einem Slum gehaust hatte. Trotzdem war sie nicht auf das vorbereitet, was sie jetzt sah: hohe weiße Gebäude mit riesigen Fenstern und schwarzen Balkongittern, zahlreiche glänzende Luxuslimousinen in den Parklücken davor, dünne blonde englische Mädchen mit geschliffenem Akzent, die auf hohen Absätzen und mit Designer-Handtaschen herumstolzierten und ihr das Gefühl vermittelten, sie mit ihrem Rucksack auf dem Rücken sei der letzte Dreck. In ihrer Lederjacke, ihren umgeschlagenen Hosen, den Converse-Turnschuhen und mit ihren schwarzen, im Stil von Bettie Page frisierten Haaren, kam sie sich in dieser Umgebung vor wie eine völlige Fehlbesetzung und schämte sich dafür.
Wenigstens waren auf dem
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